UniklinikBlutspendemarathon – „Die Kölner lassen uns nicht im Stich“

Reger Betrieb im Spendesaal: Über solche Bilder freut sich die Uniklinik vor allem im Hochsommer.
Copyright: Fotos: Hanano
Köln – Wenn die Temperaturen sich jenseits der 30-Grad-Marke bewegen, denken die Menschen über vieles nach. Blutspenden spielt in der Freizeitplanung nur selten eine Rolle. Zu sehr schlaucht das Wetter ohnehin, warum also den Körper zusätzlich damit belasten, mal eben so auf einen Schlag einen halben Liter Blut abzugeben?
„Im Augenblick sind die Vorräte nicht extrem knapp, aber das kann sich ganz schnell ändern“, erklärt Prof. Dr. Birgit Gathof, die Leiterin der Transfusionsmedizin der Uniklinik. Zum Beispiel wenn die Motorradfahrer im Sommer wieder die Straßen erobern und es vermehrt zu schweren Unfällen kommt. In solchen Fällen kann es schon mal vorkommen, dass hundert Spenden in kürzester Zeit weggehen. Auch bei vielen Herzpatienten, die ab und zu auch schon mal zehn Spenden innerhalb kürzester Zeit benötigen, kann der Vorrat schnell schrumpfen.
Mehr Werbung nötig
Alle Spenden, die im Blutspendezentrum in Gebäude 39 der Kölner Uniklinik abgegeben werden, gehen an Patienten der Uniklinik. Doch was kann im schlimmsten Falle passieren, wenn sich drückende Temperaturen im Sommer auch auf die Spendebereitschaft auswirken? „Wenn wir keine Spenden bekommen, dann können wir unsere Patienten nicht versorgen. Das kann dazu führen, dass wir im härtesten Fall Operationen verschieben müssten“, erklärt Gathof, relativiert aber auch:
„Ich bin seit 21 Jahren hier tätig und bisher mussten wir das noch nicht tun. Die Kölner lassen uns zum Glück nicht im Stich.“ Eine Selbstverständlichkeit sei dies dennoch nicht, gerade im Sommer. Es müsse immer noch viel getan werden, an den verschiedensten Stellen geworben werden, um an die notwendigen Spenden zu kommen.
Zu beschäftigt, um Blut zu spenden
Bei heißen Temperaturen gilt laut Gathof grundsätzlich: „Wer sich fit fühlt, kann auch spenden. Wenn man unter der Hitze leidet, sollte man nicht kommen.“ Spender sollten ausreichend Flüssigkeit zu sich neben, „lieber ein Glas mehr als normal“, meint Gathof.
Spende-Marathon
Anlässlich des 151. Weltblutspendetages am 14. Juni hat die Uniklinik wieder ihren mittlerweile traditionellen Blutspendemarathon ausgerichtet. Das Ziel, den bisherigen Spendenrekord von 352 Spenden an einem Tag zu knacken, wurde dabei allerdings knapp verfehlt. Dennoch waren die Veranstalter mit 335 Spenden mehr als zufrieden.
Nicht nur im Sommer gehen die Zahlen der Blutspenden zurück, eine negative Entwicklung der Spenderzahlen lässt sich auch über das ganze Jahr beobachten. „Viele Leute sind heutzutage in ihrem Privatleben zu beschäftigt, um ans Blutspenden zu denken“, lautet der Erklärungsansatz der Professorin. „Durch soziale Medien oder andere Beschäftigungen ist den Leuten nicht so schnell langweilig, wie das früher vielleicht der Fall war.“
2000 bis 3000 Kalorien weniger mit Blutspende
Die Bereitschaft an sich, Blut abzugeben, ist also gar nicht das Problem, vielmehr die zahllosen Alternativen. Angst oder der Gedanke daran, so viel Blut zu verlieren, hindere die Menschen nur in Ausnahmefällen. Dabei kann es auch positive Aspekte mit sich bringen, sein Blut zu spenden. „Es ist wissenschaftlich bewiesen, das Blutspenden gesund für den Körper und den Stoffwechsel ist“, erklärt Gathof.
Auch beim Kampf gegen die nächst kleinere Kleidergröße könne die Blutspende zumindest ein kleines Mosaik-Steinchen sein. Schließlich verliert der Spender mit seinem Blut ganze 2000 bis 3000 Kalorien.
Gutes tun und sich gut fühlen
Dazu komme das gute Gefühl, mit einem verhältnismäßig kleinen Aufwand etwas Lebensbedeutendes für andere zu tun. Das können in einigen Fällen sogar richtige Langzeitprojekte sein. Eine Patientin der Uniklinik bekommt beispielsweise seit zwölf Jahren regelmäßig gespendetes Blut zugeführt, weil ihr Körper nicht genug eigenes Blut produziert.
„Bemerkenswert“, findet es Gathof, „dass unsere Spender über einen so langen Zeitraum mithelfen, dass jemand ein ganz normales Leben führen kann.“ Ein kleiner Pieks für den einen, etwas ganz Großes und Bedeutendes für den Empfänger also. Und eine kleine Aufwandsentschädigung in Höhe von 25 Euro gibt es oben drauf.
Das könnte Sie auch interessieren:
Gutes tun und sich gut fühlen – die positiven mentalen Aspekte des Spendens sind ebenfalls wissenschaftlich bewiesen. Für einige Spender kann das wie ein Wellness-Aufenthalt sein. Umso schlimmer, wenn bereitwillige Spender in die Uniklinik kommen und abgewiesen werden. „Die häufigsten Ursachen sind kleinere, unauffällige Wunden, vor allem aber auch Reisen in Malaria-Gebiete, die eine Spende verhindern“, erklärt Gerda Klasen, leitende Ärztin der Blutspende in der Uniklinik. Denn nicht nur in Afrika, Asien oder Südamerika besteht Ansteckungsgefahr. Auch in Teilen Europas herrscht ein kleines, aber nicht zu vernachlässigendes Risiko.