900 Ampelanlagen und 3000 Kilometer StraßeNeue Leitzentrale regelt Kölner Verkehr

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Köln_Barbarossaplatz_Verkehrsleitzentrale

Auch ein komplexes Verkehrgeschehen wie auf dem Kölner Barbarossaplatz soll von der neuen Verkehrsleitzentrale besser als bisher überwacht werden.

  • In der Verkehrsleitung läutet die Stadtverwaltung in Kürze ein neues Zeitalter ein. Voraussichtlich schon im Herbst soll die neue Verkehrsleitzentrale im Stadthaus in Deutz ihre Arbeit aufnehmen.
  • Das eigentliche Herzstück der Zentrale, den Verkehrsrechner, gibt es schon seit 2018. Seitdem werden unter anderem alle Ampelanlagen auf ihn geschaltet.
  • Auch die Überwachung der Tunnelanlagen wird über die neue Leitzentrale laufen.

Köln – Rund 3000 Kilometer Straße. Nahezu 900 Ampelanlagen. Dazu noch die Tunnel sowie das Parkleitsystem. Und es wird demnächst nur einen Tastendruck brauchen, um das alles zu steuern.

In der Verkehrsleitung läutet die Stadtverwaltung in Kürze ein neues Zeitalter ein. Voraussichtlich schon im Herbst soll die neue Verkehrsleitzentrale ihre Arbeit aufnehmen. Im Stadthaus in Deutz. Im Ostflügel. Dann wird erstmals alles, was in Köln mit Verkehr zu tun hat, dort vernetzt sein.

Zwei Drittel der Ampeln schon aufgeschaltet

„Köln war mal ganz weit vorne“, sagt Verkehrsmanager Patric Stieler. Vor zehn, fünfzehn Jahren gehörte die Domstadt zur Speerspitze, wenn es um Verkehrslenkung ging. „Es gab richtungsweisende Ideen und Projekte.“ Doch dann brach die Realität über die damaligen Verkehrsplaner ein. „Die Technik war damals teilweise noch nicht so weit, dass diese Ideen schon umsetzbar gewesen wären“, sagt Stieler.

In Jahren erhöhten Spardrucks standen Verkehrsprojekte zudem nicht auf Platz eins der Ausgabenliste und man rettete sich von Provisorium zu Provisorium. Dennoch konnte sich Stieler die Hände reiben, als er vor rund zweieinhalb Jahren von Düsseldorf nach Köln kam, um hier Verkehrsmanager zu werden. „Vieles war schon grundlegend vorhanden und Erneuerung steht zwangsläufig an.“ Da konnte er anknüpfen und lässt die Ideen von damals mit neuer Technik aufleben. Auch, um diese nun in der neuen Verkehrsleitzentrale zu realisieren.

865 Ampelanlagen in Köln

Das eigentliche Herzstück der Zentrale gibt es schon. 2018 wurde der neue Verkehrsrechner geliefert. Seitdem werden unter anderem nach und nach alle Ampelanlagen der Stadt Köln auf ihn geschaltet. 865 sind es insgesamt. „Rund zwei Drittel davon laufen bereits über den Rechner“, kann Stieler vermelden. Parallel werden die Ampeln – ca. 40 pro Jahr – modernisiert, so dass sie auch optimal kompatibel sind. Ein Projekt, dass das Verkehrsdezernat noch auf Jahrzehnte beschäftigen wird.

Auf dem neuesten Stand der Technik sind schon die sogenannten Variotafeln an den wichtigsten Einfallstraßen der Stadt. 17 sind es insgesamt. Im vergangenen Jahr wurden die alten durch neue Tafeln ersetzt, die nun ermöglichen, variabel umfangreiche Informationen an die Verkehrsteilnehmer zu richten. Als weitere Instrumente der Verkehrsbeobachtung kommen noch Kameras an Straßen und Tunneln und das Parkleitsystem dazu. Darüber hinaus bietet die Stadt den Verkehrskalender im Internet an. Auch der ist nun in der Zukunft angekommen.

„Früher konnten wir da nur punktuelle Informationen anbieten. Aber die Navigationshersteller brauchen streckenbezogene Hinweise, nur die können sie in ihren Systemen verarbeiten“, sagt Kölns Verkehrsmanager. Pünktlich zur Einführung der neuen Verkehrsleitzentrale wurde das nun dem Stand der Technik angepasst.

Auch Überwachung der Tunnel modernisiert

Damit stehen die Komponenten, die die neue Zentrale braucht. Grundsätzlich hat es sie auch schon früher gegeben. Doch nebst der teilweisen technischen Unzulänglichkeit waren sie im Zuständigkeitsdschungel nicht zusammenzuführen. „Die Programme liefen über verschiedene Teilbereichsrechner“, berichtet Stieler. Diese waren nicht alle miteinander vernetzt. Das wird sich voraussichtlich im Herbst grundsätzlich ändern. In dem neu einzurichtenden Raum im Deutzer Stadthaus werden alle Fäden zusammenlaufen. Auch die Überwachung der Tunnelanlagen, wie beispielsweise des Kalker Tunnels, der gerade mit modernster Überwachungs- und Sicherheitstechnik ausgerüstet wurde.

Damit lassen sich Programme für Unfallszenarien entwickeln und programmieren. Beispiel: Ein brennendes Auto im Kalker Tunnel. Die Sicherheitseinrichtungen riegeln den Tunnel ab. Die im Tunnel befindlichen Autofahrer werden auf die Fluchtwege geleitet. Über die Ampel und die Variotafeln werden nachkommende Autofahrer auf andere Routen gelenkt. Nur eins von unzähligen Fallbeispielen.

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Um das alles überwachen und steuern zu können, werden in der neuen Leitzentrale drei Arbeitsplätze eingerichtet. Zwei davon sollen immer besetzt sein. „Sieben Tage in der Woche, 24 Stunden am Tag“, sagt Stieler. Die gesamte Einrichtung wird voraussichtlich 1,7 Millionen Euro kosten.

Ein Ziel: Keine Verschlechterung

Aber wird es immer den Ernstfall brauchen, damit der Verkehrsteilnehmer die geballte Technik zu spüren bekommt? Wird sich durch die zentrale Steuerung nicht auch der alltägliche Verkehrsfluss verbessern? „Verbesserung ist eher schwierig, ich bin froh wenn es sich nicht verschlechtert“, will Stieler überbordende Hoffnungen eindämmen. Grund dafür, dass es schon ein Gewinn wäre, ließe sich der Ist-Zustand beim Verkehrsfluss auf den Straßen erhalten, ist die Verkehrswende.

„Die Zeiten, in denen die Straßen in erster Linie dem motorisierten Individualverkehr gehörten, sind vorbei. Mit der Stärkung des Umweltverbunds, etwa durch den Ausbau der Radinfrastruktur auf der Fahrbahn, fallen zwangsläufig Grünzeiten und Flächen für den Individualverkehr weg – zu Gunsten der Fußgänger, Radfahrer und des ÖPNV“, so der Verkehrsmanager.

Dass es dabei zu keiner wesentlichen Verschlechterung für den Autofahrer kommt, sei auch der Erfolg der modernen Verkehrslenkung, mit der dieser Verlust wieder ausgeglichen wird. Die Verkehrsstatistik zu den Stauzeiten in Köln und zur Änderung in der Verkehrsmittelnutzung kann als Bestätigung dieser These gelten.

Mehr Verkehr auf der Zoobrücke

Wie weggezaubert schien er zu sein, der Verkehr, der sonst in Massen über die Mühlheimer Brücke fuhr. Dabei wurde mit massiven Staus gerechnet, als für die Sanierung der Mülheimer Brücke je eine Spur pro Fahrtrichtung weggenommmen und die Zufahrt zur Rheinquerung begrenzt wurde.

Doch Staus blieben aus. Weder direkt auf der Brücke, noch im Umfeld links- wie rechtsrheinisch kam es zu den befürchteten Blechlawinen. So vermeldete es die Stadtverwaltung, als die Einschränkungen eingeführt wurden.

Eine Verlagerung gibt es dennoch, wie das Verkehrsdezernat nun feststellt. „Die Hauptlast hat nun die Zoobrücke zu tragen“, sagt Verkehrsmanager Patrik Stieler. Beziffern kann er das noch nicht. Die Zahlen dazu, wie viele Pkw nun täglich mehr auf der Zoobrücke unterwegs sind, wurden noch nicht ausgewertet. „Die Verlagerung ist spürbar, macht aber keine größeren Probleme.“

Vorgesehen ist , in den Osterferien, die Bahnlinie auf der Mülheimer für die weiteren Sanierungsarbeiten zu unterbrechen.

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