Verkehrs-Statistik für KölnUnfälle mit E-Scootern mehr als verdoppelt

E-Scooter-Fahrer in Köln
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Köln – Schwere Kopfverletzungen, gebrochene Hände und Schulterfrakturen – immer wieder versorgen Ärzte diese Verletzungen von gestürzten E-Scooter-Fahrern in Kölner Krankenhäusern. Oft haben die Verletzten mehrere Monate an den Folgen zu leiden. Beim Blick auf die neue Verkehrsunfallstatistik der Polizei ist nur zu erahnen, wie viele Arbeit die Mediziner hatten. Denn die Zahl der verletzten E-Scooter-Fahrer aus dem Jahr 2020 (143) hat sich in Köln mehr als nur verdoppelt und ist 2021 auf 347 Verunglückte angestiegen. Auch verletzten sich im Vorjahr insgesamt 157 Jugendliche bei Unfällen, die höchste Zahl seit 2014 – fast jeder dritte der verunglückten Minderjährigen war auf einem E-Scooter unterwegs.
Viele betrunkene E-Scooter -Fahrer
„Nach wie vor liegen die Hauptprobleme in der Kölner Innenstadt an den Feier-Hotspots am späten Abend und in der Nacht“, betont Polizeidirektor Gereon Eich. Oft nehmen sich die Betrunkenen einen E-Scooter und unterschätzen ihre Fahrtauglichkeit, sagte ein Polizeisprecher. Die Folge: Die Fahrer stürzen und verletzten sich schwer. An den Feiermeilen will die Polizei in den kommenden Wochen und Monaten auch wieder verstärkt betrunkene E-Scooter-Fahrer in den Blick nehmen, ergänzte Eich. Er sprach von einem „enthemmten und gefährlichen Fahrverhalten“, das nicht hinnehmbar sei. „Wo andere ohne Rücksicht handeln und schwere gesundheitliche Folgen für sich und Unbeteiligte riskieren, helfen Appelle an die Vernunft nicht weiter,“ unterstreicht Eich.

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Die Statistik hat Licht und Schatten: Schatten zum Beispiel bei der Gesamtzahl der Unfälle, die leicht gestiegen sind. Im Kölner Stadtgebiet gab es im vergangenen Jahr 34 703 Unfälle, im Vorjahr waren es 33 745 Unfälle. Fehler beim Abbiegen, Vorfahrtsverstöße und das Einfahren in den Straßenverkehr ohne auf andere Verkehrsteilnehmer zu achten, seien die häufigsten Ursachen. „Aber auch das Öffnen einer Autotür kann schwere Folgen haben und hat im vergangenen Jahr auf der Luxemburger Straße zu einem von insgesamt zwei tödlich verlaufenden Radfahrunfällen geführt“, ergänzte der Polizeidirektor.“
Sieben Menschen verstorben
Einen Anstieg gab es beispielsweise auch bei Unfällen unter Alkoholeinfluss. Im vergangenen Jahr meldete die Polizei 256 Unfälle (2021: 205). Fast 40 Prozent der Unfälle wurden von betrunkenen E-Scooter-Fahrern begangen und 33 Prozent von angetrunkenen oder betrunkenen Radfahrern. Licht gibt es bei Unfällen mit Senioren. 2020 waren es 502. Ein Jahr später mit 462 etwas weniger. Bei Unfällen mit Schwerverletzten gab es im Jahr 2021: 643. Vorjahr: 653.

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Zurückgegangen ist die Anzahl der Unfälle mit Radfahrern. Im Jahr 2020 waren es 1999 Fälle – ein Jahr später genau 1739. Insgesamt haben sieben Menschen bei Verkehrsunfällen in Köln ihr Leben verloren. „Jeder Mensch, der sein Leben im Straßenverkehr verliert ist Einer zu viel. Wir werden auch weiterhin alles tun, um die Anzahl der Verkehrstoten dauerhaft zu reduzieren“, betont Eich weiter.
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Die Polizei ist auch für hunderte Kilometer Autobahnen – von Aachen über Köln bis Bonn. Die Zahlen in diesem Bereichen sind bei vielen Delikten angestiegen. Zum Beispiel bei den allgemeinen Unfällen. Waren es im Jahr 2020 genau 8466 Unfälle, waren es ein Jahr später 10 003. Einen Anstieg gab es bei Unfällen mit Hintergrund Alkohol- oder Drogen. Genau 73 Fälle meldete die Polizei im Jahr 2021; Vorjahr 53. Das Drängeln von Verkehrsrowdys ist ebenfalls ein großes Thema auf den Autobahnen im Großraum Köln. Unter der Rubrik „Geschwindigkeit/Abstand“ ist zu lesen, dass es 914 Unfälle gab – im Jahr zuvor waren es genau 834.
Stadt schreibt E-Scooter-Angebot aus
8000 E-Scooter von sieben verschiedenen Anbietern sind in Köln unterwegs. Lawrence Leuscher, Geschäftsführer vom E-Scooter-Anbieter Tier hat im Rundschau-Interview vorgeschlagen: Über eine Ausschreibungen müsse die Zahl der anbietenden Unternehmen reduziert und Standards der Nachhaltigkeit und des Arbeitsschutzes garantiert werden. Er sei bereit, die Stadt bei diesem Verfahren zu unterstützen.
Eine Ausschreibung der Leistung kündigt die Stadt nun auch an. Auf Nachfrage der Rundschau heißt es: „Um weitere Kriterien wie zum Beispiel die Anknüpfung an den ÖPNV oder Mengenbeschränkungen festzusetzen, ist eine Ausschreibung notwendig. Nach dem Vergabeverfahren erhalten die ausgewählten Anbieter eine Sondernutzungserlaubnis.“
An einer Sondernutzungsatzung und dem Gesamtkonzept zum Thema E-Scooter in Köln arbeitet die Verwaltung zurzeit. Dazu wurde sie vom Stadtrat im vergangenen November beauftragt. Es ist geplant in der Sitzung des Rates am 5. Mai 2022 über die Ergänzung der Satzung abstimmen zulassen. Das Gesamtkonzept werde zum gleichen Zeitpunkt vorliegen, versprich das Verkehrsdezernat.