Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Vernachlässigtes KunstwerkDas hat es mit dem verwilderten Zen-Garten in Köln auf sich

Lesezeit 4 Minuten
Blick auf den Innengarten des Museums für Ostasiatische Kunst in Köln.

Ein vernachlässigtes Kunstwerk: Im verwilderten Innengarten des Museums für Ostasiatische Kunst in Köln sprießt das Unkraut.

Im Zentrum des Museums für Ostasiatische Kunst befindet sich ein besonderes Kunstwerk, das lange Zeit vernachlässigt wurde.

Bei Dornröschen ist es eine Dornenhecke, die das Schloss überwuchert hat. Im Falle des Kölner Museums für Ostasiatische Kunst (MOK) am Aachener Weiher ist zwar nicht ganz so viel Gestrüpp gewachsen. Doch auch das MOK will aus einem Dornröschenschlaf geweckt werden. Die Rede ist vom japanischen Innengarten, der sich im Zentrum des 1977 eröffneten Museums unter freiem Himmel befindet und als eigenständiges Kunstwerk gilt. Angelegt wurde er vom japanischen Bildhauer Masayuki Nagare (1923-2018) „in Anlehnung an Zen-buddhistische Gärten, die als kosmische Miniaturlandschaften ein Sinnbild des Makrokosmos darstellen“, so das MOK.

Jahrelang hat die Stadt Köln als Eigentümerin des Museums diesen Garten verwildern lassen. Auf den Kiesflächen wächst Unkraut und Moos, Büsche und Bäume wuchern vor sich hin, der Wasserlauf ist längst versiegt. Im Kulturausschuss des Stadtrats räumte das Kulturdezernat selbst ein: „Der Garten, der als eine mit Wasser bespielte Anlage konzipiert ist, musste aus verschiedenen Gründen vor mehreren Jahren trockengelegt werden. Er befindet sich aktuell in einem unwürdigen, verwilderten Zustand, der die Standards des traditionellen japanischen Gartenbaus schon lange nicht mehr erfüllt.“

Stadt Köln beklagt „unwürdigen Zustand“ ihres Zen-Gartens

Auch Museumsdirektorin Shao-Lan Hertel hatte den Zustand des Gartens im August 2024 bei einem Empfang der Oberbürgermeisterin im Museum kritisiert. Doch nun ist Besserung in Sicht. Die Politik hat 82.000 Euro für die Wiederherstellung des Innengartens freigegeben. „Wir hoffen sehr, dass das Projekt noch in diesem Jahr abgeschlossen werden kann. Schließlich steht bald ein großes Jubiläum an“, betont Hans-Jakob Haniel, Vorsitzender des Fördererkreises des Museums für Ostasiatische Kunst, gegenüber der Rundschau.

2027 jährt sich die Eröffnung des vom japanischen Star-Architekten Kunio Maekawa (1905-1986) entworfenen Museumsbaus zum 50. Mal. Wenn Köln zu diesem Anlass Gäste aus Japan einlade und diese den Garten in seinem heutigen Zustand sehen müssten, „würden sie die Hände über dem Kopf zusammenschlagen“, meint Haniel.

Detailansicht des japanischen Gartens im Museum für ostasiatische Kunst in Köln.

Detailansicht des japanischen Gartens im Museum für ostasiatische Kunst in Köln.

Offenbar hat man nun aber trotz Haushaltskrise auch in der Verwaltung erkannt, dass die Stadt Köln gegenüber Besuchern aus Fernost ihr Gesicht verlieren würde, wenn sie den Garten – ein Juwel, das wie das Museumsgebäude seit 2012 unter Denkmalschutz steht – nicht bald auf Vordermann bringt. Das ist aber gar nicht so einfach.

Laut Kulturdezernat ist die Konzeptionierung dieses traditionellen japanischen Gartens „im Hinblick auf das Ausrichten und Setzen einzelner Gartenelemente – darunter Wasserläufe, Steine, Kies, Laub- und Nadelbäume und weitere Pflanzen – derart speziell, dass auch die regelmäßige Instandhaltung durch richtige Pflege und strenges Einhalten des handwerklichen Regelwerks eine große Herausforderung darstellt“. Es habe sich gezeigt, „dass keine zufriedenstellende Pflege des Gartens aufrechterhalten werden konnte“, da die eingesetzten Gärtner „nicht über die erforderlichen Spezialkompetenzen verfügten“.

Gartenbaumeister aus Japan soll Zen-Garten erneuern

Deshalb plant man nun eine Zusammenarbeit mit Hugo Torii, Gartenbaumeister aus Kyoto. Er hat mehrere Jahre in Deutschland gearbeitet und 2018 den japanischen Garten am Arp Museum Bahnhof Rolandseck gestaltet.

Im Juni 2024 hat sich Torii bereits die Situation in Köln angeschaut. Einen Termin für den Beginn der Arbeiten gebe es aber noch nicht, erklärte die Stadt auf Anfrage. Bei der Umsetzung sollen speziell geschulte Landschaftsgärtner zum Einsatz kommen. „Der Innengarten muss auch nach Instandsetzung weiter gepflegt werden, um einer Entwicklung hin zu dem untragbaren Zustand, wie er aktuell existiert, entgegenzuwirken“, betont das Kulturdezernat. Die   Kosten von rund 7000 Euro pro Jahr sollen aus dem Museumsetat finanziert werden.

Neuer Betreiber für Museumscafé gesucht

Am 13. September 2023 hatten Diebe bei einem spektakulären Einbruch neun chinesische Porzellanobjekte aus dem MOK gestohlen. Von Tätern und Beute fehlt bis heute jede Spur.   Die Versicherung zahlte die Versicherungssumme in Höhe von mehr als einer Million Euro an die Stadt aus. Das MOK bekam davon jedoch nichts, das Geld floss in den städtischen Haushalt.

Einen Lichtblick gibt es aber für das seit August 2020 geschlossene Museumscafé: In Kürze will die Stadt den Pachtvertrag für die Museumsgastronomie neu ausschreiben. Die Konzession solle zügig vergeben werden, damit der Betrieb noch in diesem Jahr starten könne.