Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben einmal im Jahr Anspruch auf Bildungsurlaub. Auch die Volkshochschule Köln bietet Kurse an.
VHS KölnSo bekommen Arbeitnehmer jedes Jahr fünf Tage Bildungsurlaub

Fans des Bildungsurlaubs: Kay Labinsky (l.) und Axel Busch
Copyright: Henriette Sohns
Den gesetzlichen Anspruch auf Bildungsurlaub gibt es in Nordrhein-Westfalen seit fast 40 Jahren. Dennoch ist er bei vielen immer noch unbekannt: Laut ifo-Institut nehmen im Durchschnitt nur 3,5 Prozent der Beschäftigten den bezahlten Sonderurlaub wahr. In NRW beträgt der Anspruch pro Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer fünf Arbeitstage pro Jahr oder von zehn Arbeitstage in zwei Jahren.
Kay Labinsky und seine Mitarbeitenden nehmen regelmäßig Bildungsurlaub - obwohl das Unternehmen am Standort Merheim gerade einmal fünf Angestellte hat und ihn offiziell gar nicht anbieten müsste. Labinsky ist geschäftsführender Inhaber der Firma Sandlab, die Hard- und Software entwickelt, vertreibt und installiert, unter anderem im Bereich Etikettendruck und Barcode-Scanner. „Gerade im EDV-Bereich ist es wichtig, aktuell zu bleiben“, sagt Labinsky. „Die Volkshochschule bietet für uns die schöne Möglichkeit, auch mal neue Dinge auszuprobieren.“
Je nach Bundesland unterschiedliche Regelungen
Berufliche oder politische Bildung, vermittelt in drei bis fünf Tagen - so sieht es der Gesetzgeber vor. „Bei der VHS Köln gibt es sowohl Kurse in Präsenz, online oder als Hybrid“, erklärt Axel Busch, seit 2009 Fachbereitsleiter für EDV und Multimedia bei der Volkshochschule Köln. In anderen Bundesländern heißt Bildungsurlaub auch Bildungszeit. Denn mit Urlaub an sich hat der eigentlich nicht viel zu tun, sagt Busch. „Fünf Tage, acht Unterrichtseinheiten - das kann je nach Thema auch schon schlauchen.“
Bis auf Bayern und Sachsen gibt es Bildungsurlaub überall in Deutschland, entscheidend ist dabei der Standort des Betriebs. Das Thema liegt in der Zuständigkeit der Bundesländer, für fast jedes Land gelten unterschiedliche Regeln. In NRW sucht sich der Arbeitnehmer selbst einen anerkannten Kurs bei einem Weiterbildungsträger aus. Spätestens sechs Wochen vor Beginn muss er den Bildungsurlaub beim Arbeitgeber beantragen. „Der muss innerhalb von drei Wochen reagieren. Wenn nicht, gilt er als genehmigt“, erklärt Axel Busch. Die Kosten - bei der VHS meist zwischen 300 und 450 Euro - trägt der Kursteilnehmer. Die Möglichkeit einen Bildungsscheck zu beantragen gibt es ebenfalls. Damit können rund 50 Prozent der Kosten gedeckt werden. Fahrkosten, Übernachtung oder Verpflegung sind nicht inbegriffen.
In den vergangenen 30 Jahren haben sich die ganze Welt und die Programmierung völlig geändert. Da müssen wir als Arbeitgeber mit der Zeit gehen und unsere Mitarbeiter weiterbilden.
Bei der VHS Köln gab es 2023 insgesamt 386 Kurse im Rahmen von Bildungsurlaub, davon 283 im Bereich der beruflichen Bildung. Beliebt sind vor allem die Themen Programmiersprache, Web-Design, Bildbearbeitung, Social Media, aber auch Moderation, Rhetorik oder Führungsthemen. Auch zum Bildungsurlaub zählen bestimmte Sprachkurse. Das Ziel der Kurse sei es vor allem, ein Grundfundament zu bekommen, auf das man aufbauen kann. „Der Bezug zum eigenen Job muss schon mittelbar sein“, so Axel Busch. Es gebe aber auch Arbeitgeber, die ihre Mitarbeitenden selbst dazu anregen. „Fast 30 Prozent der Leute im Bildungsurlaub werden von den Firmen geschickt.“
Im Internet
So wie bei Kay Labinsky. Er beauftragte die VHS in der Vergangenheit auch mit firmenspezifischen Kursen, der sogenannten „Bildung auf Bestellung“. Im vergangenen Jahr schickte er Mitarbeiter auf einen Bildungsurlaub über App-Entwicklung mit Flutter und Dart. „Das ist eine Technik, die es so in der Form eigentlich erst seit fünf, sechs Jahren auf dem Markt gibt. Da ist die Volkshochschule sehr weit vorne“, so der 44-Jährige. „In den vergangenen 30 Jahren haben sich die ganze Welt und die Programmierung völlig geändert. Da müssen wir als Arbeitgeber mit der Zeit gehen und unsere Mitarbeiter weiterbilden.“