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Vögel im Kölner SüdenUmweltausschuss will Sittich aus der Südstadt vergrämen

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Zu Hunderten versammeln sich die Halsbandsittiche allabendlich in den Bäumen an der Kreuzung Dreikönigenstraße/Bayenstraße. Anwohner und Gastronomen leiden darunter. Jetzt soll dem bunten Treiben ein Ende gesetzt werden.

Zu Hunderten versammeln sich die Halsbandsittiche allabendlich in den Bäumen an der Kreuzung Dreikönigenstraße/Bayenstraße. Anwohner und Gastronomen leiden darunter. Jetzt soll dem bunten Treiben ein Ende gesetzt werden.

Köln – Jetzt geht es den Halsbandsittichen an den Kragen. Nicht in letzter Konsequenz. Aber doch auf breiter Front. SPD, CDU, Grüne und FDP wollen dem bunten Treiben der grünen Vögel im Kölner Süden nicht mehr länger tatenlos zuschauen. Die haben sich die Domstadt als ihren Hauptwohnsitz in Deutschland ausgesucht – und die Bäume an der Kreuzung Dreikönigenstraße/Bayenstraße als ihren Schlafplatz. Dort versammeln sie sich allabendlich zu Hunderten, schwätzen munter miteinander und entledigen sich der Last des Tages. Seit Jahren treiben die Schwarmtiere so Anwohner und Gastronomen an den Rande des Wahnsinns. Nun soll ein parteiübergreifender Antrag der geflügelten Zusammenrottung ein Ende bereiten. Sozialdemokraten, Christdemokraten, Liberale und auch die Grünen verlangen ihre „Vergrämung“.

3000 in Köln

Eigentlich kommt der Halsbandsittich aus Afrika und Asien. Dass er in Deutschland Fuß fassen konnte, dazu gibt es drei Theorien: Private Tierhalter haben das Fenster aufgelassen, der zu den Papageien zählende Vogel ist aus dem Zoo ausgebrochen, oder beides. Vogelkundler gehen davon aus, dass es deutschlandweit 7000 dieser winterharten Tiere gibt, 3000 davon sollen in Köln leben. „Der Halsbandsittich bevorzugt die Rheinschiene“, weiß Claudia Behlert, amtliche Tierärztin der Stadt Köln. Sie vermutet, wegen des milden Klimas. Und vielleicht schätzt der Exot besonders die Kölner Südstadt wegen der dort gelebten Weltoffenheit. Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) hat sich das vor Ort mal angeschaut. „Ich hatte mein Rad noch nicht richtig abgestellt, da war ich schon beka...“ Nicht zuletzt die Gastronomen im Bereich der Kreuzung würden seit Jahren unter diesen Auswüchsen leiden und fühlten sich von Stadt und Politik im Stich gelassen.

Ohrenbetäubendes Gezwitscher

Theodoros Tsavanigis ist einer von ihnen. Er betreibt ein Restaurant an der Dreikönigenstraße. Auf dem Kot der Vögel würden die Menschen ausrutschen. Auch Fahrradfahrer hätte er schon weggleiten sehen. Das Gezwitscher sei ohrenbetäubend. „Das schadet dem Geschäft. Mir bleiben Gäste weg“, ruft er empört aus. Und sein Ruf wird jetzt erhört.

Zwei Jahre lang müssen die Halsbandsittiche an einem Ort den Anwohnern auf die Nerven gehen, dann soll die Vergrämung erlaubt sein, so wollen es die Parteien in der kommenden Sitzung des Umweltausschusses beschließen. An der Dreikönigenstraße ist diese „Toleranzfrist“ längst überschritten. Dort könnte also direkt nach dem Beschluss die Vertreibung durch Lärm beginnen. Über drastischere Maßnahmen, wie eine Verringerung der Population durch Ei-Attrappen, wollen die Politiker nur unter Vorlage eines Konzeptes von der Verwaltung diskutieren. Alles, was noch weiter geht, verbietet der Tierschutz.

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