20 Jahre wandern„Wanderwoman“ Christine Thürmer erzählt von ihren Erlebnissen als Langstreckenwanderin

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Ihren Bürojob hat Christine Thürmer 2004 an den Nagel gehängt. Heute ist sie Autorin und Langstreckenwanderin.

Ihren Bürojob hat Christine Thürmer 2004 an den Nagel gehängt. Heute ist sie Autorin und Langstreckenwanderin.

Am Samstag war sie zu Gast im Gloria in Köln. Wir waren da, um zu erfahren, was zu ihrem Lebenswandel geführt hat.

Über 60 000 Kilometer in 40 Ländern hat Christine Thürmer zu Fuß bewältigt. Immer dabei: Noisette-Schokolade. Doch wie kommt eine Unternehmenssaniererin auf die Idee, den gut bezahlten Alltag im Büro hinter sich zu lassen und sich stattdessen mit Blutegeln das Zelt zu teilen?

Die Schweißperlen auf der Stirn und Tränen in den Augen. Im Gloria-Theater geht es am Samstagabend feucht-fröhlich her, als Christine Thürmer von ihren Erlebnissen in japanischen Wäldern und nordamerikanischer Wüste erzählt. Seit 2004 durchstreift die heute 57-Jährige die Kontinente und hält ihre Erlebnisse in Büchern und ihrem Internet-Blog fest. Die Autorin ist eine sogenannte „Thru-Hikerin“ also Langstreckenwanderin und gilt als „meistgewanderte“ Frau der Welt.

Schlangen, Riesenblutegel und Grizzlybären

Das imponiert auch den Zuschauern. Nicole Höllermann und ihr Mann sind extra aus dem Sauerland angereist. „Es ist einfach faszinierend, wie sie ihren Weg geht und wie mutig sie ist“, sagt Höllermann. Sie hat alle Bücher von Thürmer gelesen und verfolgt die Reisen schon lange. Selbst so weit zu wandern, kommt für die 43-Jährige allerdings nicht in Frage. „Da ist mein Sicherheitsbedürfnis dann wohl doch größer“, scherzt Höllermann.

Denn die Geschichten von Thürmer haben es in sich. Von giftigen Schlangen und Riesenblutegeln über Grizzlybären und handtellergroßen Spinnen ist alles dabei. Doch nicht nur der trockene Humor der selbsternannten „Wanderwoman“ sorgt für langanhaltende Lacher im Publikum. Denn Thürmer unterstützt ihre eindrucksvollen Geschichten mit authentischen Bildern, ganz ohne den irrealen schönen Schleier, den Influencer in Sozialen Medien meist zeigen. Thürmer ist persönlich und brutal ehrlich. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, auch nicht, wenn es um Verdauungsprobleme oder Streitereien mit Weggenossen geht.

Persönliche Tipps: Warum Schokolade gut beim Wandern ist

Das kommt gut an. Kathrin Höpfer ist über einen Podcast auf Thürmer aufmerksam geworden. „Ich fand sie da so lustig und unterhaltsam, obwohl ich selbst noch nie wandern war“, sagt sie lachend.

Kurzerhand schenkte sie ihrer besten Freundin zu Weihnachten die Tickets für die Show. „Sie geht bereits gerne wandern, vielleicht gehe ich jetzt mal mit“, spekuliert Höpfer.

Die nötigen Anfängertipps könnte sie von Thürmer bekommen. Neben ihren persönlichen Erfahrungen hat sie allerhand Empfehlungen und Ratschläge fürs richtige und lange Wandern parat. Ganz wichtig und immer dabei: Schokolade. Denn die wiegt nicht viel und hat durch den Zucker und das Fett einen hohen Energiewert. Das kommt den ausdauernden Wanderern gelegen, denn sie verbrennen am Tag mehrere Tausend Kilokalorien und können nur wenig zusätzliches Gewicht auf den monatelangen Strecken umhertragen.

Doch nicht nur das Publikum ist begeistert – auch Christine Thürmer. „Die Stimmung war einfach großartig. Es gab sogar Standing Ovations“, sagt sie freudig. Die lange Schlange für Autogramme und Signaturen gibt ihr recht. Ein besonderer Fan hat ihr sogar selbstgemachte Marmelade mitgebracht und die Gläschen mit ihrem Logo und dem Kölner Dom bedruckt.

Die Kölner haben einen bleibenden Eindruck bei der in Oberfranken geborenen 57-Jährigen hinterlassen und dürfen sich freuen: nach ihrer im März anstehenden Reise nach Japan, kommt sie im November noch mal für einen Zusatztermin in die Domstadt.

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