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Schöpferin der MeisterschaleLegendenschilder im Kölner Rheinauhafen eingeweiht

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Mit dabei waren auch Birgitta von Bülow (4.v.l.), Andreas Hupke (3. v.l.), Irene Franken (rechts neben der Fahne) und Reinhold Goss (5.v.r.). Eine Kölnfahne wird von zwei Legendenschildern heruntergezogen.

Gute Stimmung herrschte bei der Einweihung der Legendenschilder im Rheinauhafen.

Acht Legendenschilder wurden im Rheinauhafen eingeweiht. Sie machen neugierig auf das legendäre Leben wenig bekannter Kölner Frauen. 

Hätten Sie’s gewusst? Dass Elisabeth Treskow, Namensgeberin eines Platzes im Rheinauhafen, die Siegerschale des Deutschen Fußballbundes gestaltet hat? Oder dass es ohne eine Frau, die reiche Witwe und fünffache Mutter Laura von Oelbermann, das Krankenhaus Weyertal wohl nicht gegeben hätte? Wer durch das ehemalige Hafengelände in der Südstadt spaziert, erfährt das jetzt im Vorbeigehen. Denn seit wenigen Tagen geben hier acht „Legendenschilder“ Auskunft; eingeweiht wurde sie am gestrigen Weltfrauentag. Angebracht unter den Straßenschildern geben sie einen kurzen Einblick in das Leben von Frauen, die Köln wesentlich mitgestaltet haben. Und machen Lust auf mehr.

Für die Arbeit am Domschrein persönlichen Preis gezahlt

Schon 1948 bekam Treskow als Leiterin der Gold- und Silberschmiedeklassen der Kölner Werkschulen den Auftrag, den beschädigten Domschrein mit Gold und Edelsteinen auszubessern. Eine anspruchsvolle, spannende Arbeit. „Doch die hatte ihren Preis“, sagt Historikerin Irene Franken vom Kölner Frauengeschichtsverein. „Sie durfte nicht heiraten. Das war damals so, wenn man im öffentlichen Dienst arbeitete.“

Franken hatte, gemeinsam mit Astrid Reimers von den Grünen, für die Benennung der Straßenzüge nach Frauen gekämpft – es gibt sie seit 2005. Auch deshalb tragen heute nicht mehr drei sondern elf Prozent aller nach Persönlichkeiten benannten Straßen und Plätze Frauennamen. Neben den beiden genannten können im Rheinauhafen Legendenschilder zu Kaiserin Agrippina, Anna Maria von Schürmann, Katharina Schauberg, Maria Clementine Martin und Anna Schneider entdeckt werden.

Es geht hier nicht um Vorbilder, sondern darum, sich ein Bild machen zu können.
Irene Franken, Historikerin im Frauengeschichtsverein

Gestiftet wurden sie von der Rheinauhafen Verwaltungsgesellschaft, offiziell eingeweiht von Bürgermeisterin Brigitta von Bülow, Bezirksbürgermeister Andreas Hupke und Fahrradbürgermeister Reinhold Goss, der den Anstoß zum ersten Legendenschild auf dem Areal gegeben hatte. „So wird der Rheinauhafen immer mehr zu einem Ort, an dem Frauen sichtbar sind“, sagte Brigitta von Bülow. „Nicht nur am Weltfrauentag, sondern jeden Tag.“

Die Frauen stehen für auch für weniger bekannte Kapitel der Stadtgeschichte. „Es geht hier nicht um Vorbilder, sondern darum, sich ein Bild machen zu können“, sagte Irene Franken. Auch ein Unerwartetes. Etwa das von der Witwe Oelbermann, die mit einem Vierspänner durch die Straßen fuhr, Witwen und Waisen besuchte und sie mit dem Nötigen versorgte.

Nach dem Tod ihre Söhne und ihres Mannes lebte sie alleine in einem herrschaftlichen Haus und gründete ein „Wohnheim für Jungfrauen“, das es in abgeänderter Form bis in die 1970er Jahre gab. Oder von Anna Maria von Schürmann, einer in höchstem Maße begabten, 1607 geborenen Kölnerin, die über zehn Sprachen lernte, ohne sie sprechen zu dürfen. Und die 1636 an der Universität in Utrecht eine der ersten Studentinnen Europas war.

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