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Mudra-Kaserne in WesthovenBundeswehr investiert in Köln für Führungskräfte

Lesezeit 5 Minuten

Mauern eine Zeitkapsel in den Grundstein ein: Marcus Hermes vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb (l.), Präsidentin Sabine Grohmann (2.v.r.) und Bürgermeister Hans-Werner Bartsch (r.).

  1. In der Mudra-Kaserne in Köln wird ein Millionenbetrag in ein Zentrum für Führungskräfte investiert.
  2. Die Bundeswehr hat zwar genügend Bewerber, aber nicht ausreichend Führungskräfte.
  3. Am Standort Westhoven soll der Neubau nun helfen, diese auszubilden. Warum dabei auch eine Zeitkapsel eine Rolle spielt.

Köln-Westhoven – Die Bundeswehr braucht dringend gute Führungskräfte. Trotz der 80 000 Bewerbungen, die jedes Jahr eingehen, ist der Bedarf so groß, dass derzeit eine Werbekampagne zusätzlich Juristen und Ingenieure für eine Aufgabe in der Bundeswehr begeistern soll. Die Rekrutierer haben auch junge Leute im Visier, die ins Studium streben. Um für sie attraktiver zu sein, wird in der Mudra-Kaserne in Westhoven, wo alle Eignungstests stattfinden, eine moderne Unterkunft errichtet.

6 759 000 Euro soll das Gebäude laut der Urkunde im Grundstein kosten, der gestern gelegt wurde. Das Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr hatte festgestellt, dass es Bewerber um Führungspositionen nicht länger ohne Internet in Vierbett-Stuben mit Dusche und WC auf dem Gang packen kann, wenn sie an einem zweitägigen Auswahltest gute Leistungen zeigen sollen. „Das bisherige Unterkunftsgebäude hatte nur etwa 60 Plätze, das neue wird 104 haben“, sagte Sabine Grohmann, Präsidentin dieses Bundesamtes, der Rundschau. 23 000 Bewerbungen gehen jedes Jahr in Köln ein – je zur Hälfte für Aufgaben im militärischen oder im zivilen Bereich der Bundeswehr. „Aus diesem Bewerberpool laden wir dann zirka 7000 militärische Bewerber und zirka 2500 zivile Bewerber hier ins Assessmentcenter nach Köln ein“, sagte Grohmann.

Grundsätzliche Attraktivität sei gegeben

Dass es überhaupt so viele Bewerbungen gibt, deutet die Präsidentin als Indiz für die grundsätzliche Attraktivität der Bundeswehr als Arbeitgeber. „Damit das so bleibt, muss aber die Unterkunftssituation während des Assessments den Erwartungen einer neuen Generation von Bewerbern entsprechen“, sagte Großmann. Sie gesteht den angehenden Führungskräften an den zwei bis drei Tage dauernden Tests eine „Ausnahmesituation“ zu: „Jeder kennt Ängste und Erwartungen bei Prüfungssituationen oder Einstellungsgesprächen. Umso wichtiger ist es, dass wir als Bundeswehr das richtige Umfeld schaffen, damit sich die Bewerber möglichst wohl fühlen und voll und ganz auf die Prüfungsaufgaben konzentrieren können.“ Der Fachkräftemangel hat offenbar auch die Bundeswehr erwischt. Grohmann: „Wir dürfen nicht vergessen, dass sich die Kandidaten zwar bei uns bewerben, aber auch wir als Bundeswehr um diese werben. Für den ersten Eindruck gibt es bekanntlich keine zweite Chance.“

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Wer am militärischen Assessment-Verfahren teilnimmt, verbringt zwei Nächte in der Kaserne. Am Tag der Anreise gibt es bereits einen Vortrag über die Anforderungen des Offizierberufs, den Ablauf und mögliche Studiengänge. Am ersten Prüfungstag hat jeder einen Aufsatz zu verfassen. Hintergrund: Sprache ist ein Führungsinstrument, und der Umgang damit müsse sicher funktionieren. Erst darauf folgen medizinische Untersuchungen und Computertests. „Es gibt durchaus Teilnehmer, die vorzeitig nach Hause geschickt werden“, sagte ein Hauptmann. Die Prüfer schauen auf das Gruppenverhalten der Bewerber, interviewen Kandidaten und versuchen, soziale Kompetenz, Motivation, Leistungsbereitschaft und Führungspotenzial zu erfassen. Der zweite Tag steckt voller Sporttests und bietet Information zu Studienmöglichkeiten, etwa bei den Bundeswehrakademien in Hamburg und München. In gleicher Weise werden Bewerber um eine Führungsposition im Beamtenstatus auf Lebenszeit gesichtet und auf Eignung untersucht. Das Assessmentverfahren für die gehobenen und höheren Laufbahnen des technischen und nichttechnischen Dienstes führt beim Bestehen der Tests meist zu einem Studium an der Hochschule der Bundeswehr in Mannheim.

„WLAN in den Stuben ist wichtiger als Dusche oder Spiegel“, sagte Ulrike Hauröder-Strüning vom Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr. Bürgermeister Hans-Werner Bartsch erkannte in dem Bauprojekt ein „Zeichen auf Zukunft dieses Standorts“. Er sprach von „Trendwende. Statt Stellenabbau wird akquiriert.“

Noch müssen die Bewerber aber mit den alten Stuben auskommen, denn der Neubau wird erst Ende nächsten Jahres fertig. Das Gebäude wird 72 Meter lang und 14 Meter breit. Drei Geschosse, Satteldach – das Erscheinungsbild erinnert allerdings sofort an Kaserne. Außerdem muss wegen langfristiger Verträge die Modernisierung der Truppenküche warten.

Die Bundeswehr in Köln

4500 Mitarbeiter hat allein das undesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBw), dessen Hauptsitz sich in Longerich an der Militärringstraße 1000, Lüttich-Kaserne, befindet. Das sind 1900 Soldaten, 1700 Beamte und 900 Angestellte. Weitere 2600 Dienstposten gibt es für die Personalgewinnung. Das Amt wird von Sabine Grohmann als Präsidentin geleitet. In der Lüttich-Kaserne werden alle Personalakten von Bundeswehrangehörigen verwahrt und der Personalstamm entwickelt. Zudem wird hier die sogenannte Heilsfürsorge betrieben – auch für Familienangehörige von Soldaten.

Die Mudra-Kaserne an der Kölner Straße in Westhoven ist eine Außenstelle des BAPersBw. Dort werden Bewerber für Offizierslaufbahnen und Verwaltungskarrieren auf Eignung getestet.

Das Planum für die Bodenplatte ist fertig, auf der das neue Unterkunftsgebäude errichtet werden soll.

Die Bundeswehrfachschule Köln befindet sich in Raderthal, Kardorfer Straße 1.Sie bietet Schulabschlüsse wie Mittlere Reife und Fachhochschulreife in den Bereichen Wirtschaft, Technik und Sozialwesen, Studienkurse sowie einen beruflichen Bildungsgang an. So wird unter anderem Spielpädagogik unterrichtet. Mit einem kleinen Stamm an Soldaten und Honorarkräften wird die Schule betrieben.

In der Luftwaffenkaserne in Wahn (Foto l.) arbeiten täglich etwa 4300 Soldaten und 1200 Zivilisten. Dort gibt es eine Außenstelle des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw), vor allem aber das Luftwaffentruppenkommando. Es stellt den Großteil der Luftstreitkräfte für Einsätze der Bundeswehr bereit und führt fast alle Einsatz-, Unterstützungs- und Ausbildungsverbände der Luftwaffe. Zudem ist hier ein großer Teil des Kommandos Luftwaffe mit dem Inspekteur der Luftwaffe an der Spitze stationiert. Die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung mit 900 Soldaten und 130 Zivilbeschäftigten ist hier untergebracht, ebenso die Militärseelsorge.

Das Amt für Heeresentwicklung Köln ist in der Brühler Straße 300 (o.), in der Konrad-Adenauer-Kaserne. Hier werden Konzeption, Ausbildung, Organisation und Materialplanung vorgenommen. Außerdem befindet sich auf dem Kasernengelände der Militärische Abschirmdienst. Gegenüber, am ehemaligen Standort des Kreiswehrersatzamtes, hat das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr ein Referat, das für Werbung zuständig ist.