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Heimatlos in KölnVerein plant mobiles Beratungsbüro für Obdachlose am Wiener Platz

3 min

Linda Rennings, "Heimatlos in Köln" (HIK)

Linda Rennings kennt das Leben auf der Straße aus eigener Erfahrung. Nun will sie mit ihrem Verein „Heimatlos in Köln“ die Beratung vor Ort verbessern - doch dafür fehlt noch Geld.

Die Straße ist ihr ans Herz gewachsen: Linda Rennings betreut seit fünf Jahren Obdachlose auf dem Wiener Platz in Mülheim. Sie kennt die Problemlagen der Menschen, die hier leben und oft genug auch leiden. Besonders am Herzen liegen ihr Frauen, die kein Dach mehr über dem Kopf haben. „Die Gefahren auf der Straße sind enorm“, beschreibt Rennings den rauen Umgang in der Szene. Für den bald kommenden Winter will sie mit ihrem Verein „Heimatlos in Köln“ (HIK) die Beratung der Menschen am Wiener Platz verbessern: Ein Bus oder Wohnmobil soll her, gebraucht werden dafür aber noch Spenden.

Bisher finden die Beratungen von Linda Rennings und ihrem Team auf dem Platz selbst statt. Sie hat etwa zehn ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer, die sie dabei unterstützen. Manchmal wird Essen verteilt, ein anderes Mal gibt es Hygieneartikel. Gerade werden wieder Spenden für Schlafsäcke eingesammelt, die bei Temperaturen von bis zu 20 Grad Minus warmhalten. Bei den Verteilaktionen kommt man ins Gespräch, und es gibt viel zu regeln für Frauen und Männer, die im Veedel ums Überleben kämpfen.

Beratung auf ungastlichen Treppen

Probleme mit Ämtern, unverständliche Schreiben und Bescheide, Therapien bei Sucht oder medizinische Unterstützung – über diese Themen muss Linda Rennings bisher auf den ungastlichen Treppen der Betonstufen am Wiener Platz als „Clearinggespräche“ führen und die Betroffenen an die weiterführenden sozialen Dienste vermitteln. Eine Immobilie als fester Standort für solche Beratungen erscheint unrealistisch, ein Camper oder Bus aber könnte Privatsphäre bieten und gerade im Winter auch Schutz vor der Kälte. „Da könnte man auch mal einen Tee oder Kaffee ausschenken“, meint Linda Rennings. Bis Ende des Jahres soll das Fahrzeug für den Winter in Betrieb gehen.

Sie hat selbst früher auf der Straße gelebt, sich später zurück in ein geordneteres Leben gekämpft, ein Buch über ihre Zeit ohne Obdach geschrieben. „Ich habe eine Ausbildung zur Genesungsbegleiterin gemacht“, erzählt sie am Rande eines HIK-Sommerfests: „Das war eine gute Grundlage dafür, nun selbst Menschen zu helfen, die in ähnlichen Situationen sind wie ich es damals war.“

Verein muss Eigenanteil leisten

Der Gastronom und Vorsitzende des Mülheimer Bürgervereins, Helmut Zoch, hatte dafür sein Lokal im Bezirksrathaus zur Verfügung gestellt. HIK-Helfende verteilten Essen und Getränke, außerdem Kleidung, Hygieneartikel oder Tierfutter – denn für Menschen ohne Zuhause sind beispielsweise Hunde oft die einzigen zuverlässigen Begleiter. Den gemeinnützigen Verein HIK hat Linda Rennings zusammen mit Unterstützenden gegründet, ist selbst das Herz und der wesentliche Aktivposten der Organisation.

Die geplante Anschaffung eines Beratungsmobils wird nach Angaben von Rennings durch die Stadt gefördert. Es wird aber ein finanzieller Eigenanteil gefordert, der für den kleinen Verein nicht leicht aufzubringen ist. HIK lebt in erster Linie vom unermüdlichen Einsatz derer, die sich freiwillig engagieren. Kontakte aufzubauen, ist in der Szene am Wiener Platz nicht einfach. Zu Beratungs- oder Anlaufstellen kommen die Betroffenen aber eben häufig nur, wenn sie persönlich davon überzeugt werden. Deshalb wirbt Rennings um Spenden: „Wir hoffen, dass sich das Angebot tatsächlich realisieren lässt. Die Not der Menschen am Wiener Platz ist groß. Je mehr wir helfen, umso weniger Verwahrlosung gibt es – was auch den Passantinnen und Passanten an diesem belebten Platz zugutekommt.“