„Wir sind unverzichtbar“Was die Streikenden im öffentlichen Dienst in Köln fordern

Personalmangel war ebenso Thema wie die geforderte Tariferhöhung: Streikende auf der Deutzer Werft.
Copyright: Thomas Banneyer
Kämpferisch, solidarisch und, fragt man die Streikenden aus den Arbeitsfeldern Gesundheit und Pflege, „mit dem Rücken zu Wand“: Rund 2400 Beschäftigte des öffentliche Dienstes waren dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi gefolgt und kamen gestern Vormittag auf dem Gelände der Deutzer Werft zur Streikdemo zusammen. Mit Masken und Abstand.
Eine Tariferhöhung um 4,8 Prozent, zumindest aber 150 Euro im Monat fordert die Gewerkschaft für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. In der Pflege und dem Gesundheitswesen sollen auch Verbesserungen der Arbeitsbedingungen diskutiert werden.
Mehr Personal, um den ihr anvertrauten Kindern besser gerecht werden zu können – dafür ist Barbara Rösler auf die Deutzer Werft gekommen. Seit knapp 40 Jahren arbeitet die 55-Jährige als Erzieherin, derzeit in Mülheim. „Wir haben hier viele Kinder mit Förderbedarf, manche sprechen kaum Deutsch, anderen fehlen grundlegende Fertigkeiten. Wir betreuen inklusiv auch Kinder mit Beeinträchtigungen, das geht oft nur nebenher. Mit zweieinhalb Stellen sind wir für 21 Kinder zuständig.“
„Wir werden gebraucht, sind es wert und unverzichtbar“
Der Vorschlag der Gewerkschaft, die Tarifrunde gegen eine Einmalzahlung ins nächste Jahr zu verschieben, sei von den Arbeitgebern abgelehnt worden, so Daniel Kolle, Bezirksgeschäftsführer von Verdi Köln-Bonn-Leverkusen. „Wohl aus taktischen Gründen, weil alle darauf gesetzt haben, dass wir wegen den Pandemie nicht streiken.“ Dem Aufruf gefolgt wären sehr viele Kita-Erzieherinnen und Beschäftigte in der Alten- und Krankenpflege. Aber auch Vertreter andere Sozialberufe, der Ver- und Entsorgungsunternehmen sowie der städtischen Ämter beteiligten sich. „Wir werden gebraucht, sind es wert und unverzichtbar“, so Kolle.
So blieben die Bäder der Stadt geschlossen; auch beteiligten sich rund 100 Mitarbeiter der Stadtverwaltung am Streik. Wie viele der 224 städtischen Kitas betroffen waren, konnte die Stadt gestern noch nicht mitteilen. Bis Mitternacht am heutigen Freitag streiken dagegen die Beschäftigten der Kliniken Köln; allerdings nicht in dem geplanten Umfang. Mit einer einstweiligen Verfügung des Arbeitsgerichtes Berlin wurden die Arbeitsniederlegungen in zwei un-fallchirurgischen sowie je einer kardiologischen und neurologischen Station in Merheim und die einige Intensivbetten betreffende in Holweide kurzfristig untersagt.
Das könnte Sie auch interessieren:
Für die Bereiche sei zuvor eine Notdienstvereinbarung abgeschlossen worden, mit der Verdi garantiert, dass unaufschiebbare Operationen sowie die Notfallversorgung der Bevölkerung erfolgen können, so Kolle.„Wir haben außerdem Informationen darüber, dass im Klinikum Merheim gestern 99 Operationen in den betroffenen Bereichen durchgeführt wurden, 54 davon waren nicht dringend erforderlich und hätten verschoben werden können. Das ist ein klarer Verstoß gegen das Streikrecht.“
„In unseren Krankenhäusern in Holweide und Merheim wurden und werden während des ver.di-Streiks ausschließlich Operationen durchgeführt, die den Leitlinien der Skalierung von Notfällen gemäß der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie entsprechen. Heute waren es rund 35 OPs, verglichen mit 160 bis 170 an normalen Werktagen“, so die Stellungnahme von Prof. Horst Kierdorf, Klinischer Direktor der Städtischen Kliniken dazu.