„Wirre“ LiebeKölner Unternehmer stellt sich vor Gericht dem Stalking-Vorwurf

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Köln – „Wenn man das liest, denkt man: durchgeknallter Liebhaber“, kommentiert eine Amtsrichterin einen angeblichen Stalkingfall der besonderen Art. Um die neue Anschrift seiner früheren Geliebten zu ermitteln, hatte ein 65-jähriger Unternehmer aus Bayern einen GPS-Tracker an deren frühere Kölner Anschrift geschickt – im Wissen darum, dass sie einen Nachsendeantrag gestellt hatte.
Die Frau hatte extra die Wohnung gewechselt, um den Mann abzuschütteln. Von 2017 bis 2020 habe er der Frau nachgestellt, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Angefangen habe es mit einem beruflichen Kontakt, geendet mit extremem Druck.
„Ich habe die Zeugin nicht geladen, da ich nicht wusste, ob sie überhaupt erscheinen wird“, bekannte die Richterin. Drei Staatsanwaltschaften seien auf der Suche nach dem Mann, der inzwischen in die Schweiz verzogen sei. Die Telefonnummer, die sein Anwalt im Briefkopf angegeben habe, führe nur zu der Ansage, dass dieser Anschluss nicht existiere.
Ein Jahr lang Bett und Bad geteilt
Der 65-Jährige war aber dennoch gekommen. „Ich würde gerne dazu ganz grundlegend etwas sagen“, kündigte er an. Er sei Inhaber mehrere Aktiengesellschaften. Die fragliche Frau sei eine Prostituierte. Ein Jahr lang habe er mit ihr Bett und Bad geteilt. Dabei hätten sie interessante Gespräche über berufliche Perspektiven geführt: „Wir haben zusammen ein Getränk entwickelt.“ Ziel sei gewesen, die Frau in führender Position in seinen Konzern einzubinden. Nachdem das Verhältnis zwischen beiden mehrere Monate währte, habe sie zugestimmt, seine dauerhafte Lebenspartnerin zu werden.
Abgetaucht ins Rockermilieu
Doch dann habe sie sich von einem auf den anderen Tag abgesetzt. Wohl ins Rockermilieu. Seine Nachstellungen, die er einräumte, hätten nur wirtschaftliche Interessen verfolgt. Durch die Art der geschäftlichen Verstrickungen, die er mit der Prostituierten eingegangen sei, habe deren Verschwinden einen Schaden im zweistelligen Millionenbereich verursacht.
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„Das ist ein unheimlich umfangreiches Konstrukt, das ich unmöglich heute durchdringen kann, auch wenn ich mir Mühe gebe“, kürzte die Richterin das Verfahren ab: „Ich hätte gerne innerhalb von sechs Wochen eine vernünftige Darlegung der Zusammenhänge.“ Danach soll ein neuer Verhandlungstermin festgesetzt werden.