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70. GeburtstagSenta Berger über Heidenreich

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Schauspielerin Senta Berger mit Elke Heidenreich.

Elke Heidenreich wird 70. Ihre Freundin Senta Berger (71) hat das schon hinter sich, aber „angekommen“ fühlt sie sich immer noch nicht. Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa spricht die Schauspielerin („Frau Böhm sagt Nein!“) auch darüber, wie schön sie es fände, wenn Heidenreich ihre Sendung „Lesen!“ wiederbekäme.

Haben Sie eine ganz spezielle Erinnerung aus der Anfangsphase Ihrer Freundschaft?

Senta Berger: „Elke und ich haben uns in den frühen 70ern in Baden-Baden kennengelernt. Sie hatte das Drehbuch zu einem Film meines Mannes Michael Verhoeven geschrieben: „Der Rest des Lebens“. Ein schöner Film. Elke lebte mit dem Autor Bernd Schroeder zusammen, und wir vier verstanden uns sofort. Das heißt, wir haben viel zusammen gelacht und viel zusammen gestritten und immer wieder zusammen gearbeitet. Elke und ich waren zwei schöne junge Frauen mit wehenden Haaren und wehenden langen Röcken, wie es der Hippie-Mode von damals entsprach. Wir liebten beide Musik und Literatur, gingen nackt im See baden und bekamen vom Rotwein rote Backen.“

Was ist für Sie das Unverwechselbare an Elke Heidenreich?

Senta Berger: „Ihre Begeisterungsfähigkeit. Ihr Gerechtigkeitssinn. Ihr Humor. Ihr Mitgefühl. Ihr Mut. Ihr Zorn, der sie auch ungerecht werden lassen kann. Ihre Bereitschaft, ohne Umstände Fehler einzugestehen. Das kleine Mädchen mit den wehenden Haaren und den roten Bäckchen, das immer noch in ihr ist.“

Wie schwer war es nach Ihrer Beobachtung für Elke Heidenreich, die Absetzung ihrer Sendung „Lesen!“ zu verkraften?

Senta Berger: „Ja, es war schwer für Elke, und es war schwer für uns alle, die wir „Lesen!“ liebten und bis heute vermissen. Und es war sicher auch schwer für den Sender, auch wenn darüber nicht in der Öffentlichkeit gesprochen wurde. Es war von allen Beteiligten unbedacht. Es wäre schön, wenn „Lesen!“ mit Elke und beim ZDF wiederbelebt würde.“

Elke Heidenreich hat geschrieben, Sie seien mit 70 „an der Schwelle zum Alter“ bei sich selbst angekommen. Haben Sie diesen Eindruck umgekehrt auch bei Elke Heidenreich?

Senta Berger: „Ich weiß nicht genau, was Elke damit gemeint hat. Dass ich als Schauspielerin „angekommen“ bin? Dass ich meiner schauspielerischen Mittel sicher bin? Dass ich über meine Schwächen und Stärken Bescheid weiß und danach handle? Ich weiß es nicht. Ich muss sie fragen. Ich glaube, ich werde nie ankommen, wenn man darunter Gelassenheit versteht, gar Weisheit, Abgeklärtheit. Und Elke, der unruhige Geist! Immer in Bewegung, vor allem im Kopf! Elke, die nie aufgibt, die Resignation für eine Niederlage hält! Elke, die keinen Hauch von Zynismus in sich hat, aber jede Menge Ironie! Ankommen - das ist ein schönes Wort, das klingt so gut, aber ich weiß nicht genau, was Elke gemeint hat. Ich muss sie fragen: Ankommen - wo?“