Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Anna Lucia Richter in KölnLieder, in denen das Licht aufgeht

Lesezeit 3 Minuten
Anna Lucia Richter und Ammiel Bushakevitz
in der Philharmonie.

Anna Lucia Richter und Ammiel Bushakevitz in der Philharmonie. 

Die Kölner Mezzosopranistin Anna Lucia Richter beleuchtet mit Ammiel Bushakevitz am Klavier mittelalterliche wie zeitgenössische Musik unter dem Aspekt des Lichts. 

Ein Ritter und Weltenbummler wie Oswald von Wolkenstein (1377 bis 1445) hatte so einiges von der Welt gesehen: Von Europa über die Türkei bis in den Nahen Osten und Nordafrika gelangte der Politiker, der auch Dichter und Komponist war.

Autobiografische Lieder

Mit seinen vielfach autobiografischen Liedern sorgte er dafür, dass ihn die Nachwelt nicht vergaß. Wie in einer Zeitkapsel verbergen sich darin Stimmungen, hell und dunkel, diffus und mit klarer Sicht auf die Dinge.

Mit seinem Lied „Wer ist, die da durchleuchtet“, eröffneten Mezzosopranistin Anna Lucia Richter und Ammiel Bushakevitz am Klavier in der Philharmonie nun ihren exquisiten Liederabend unter dem Titel „Licht!“ Konzertprojekte von Wien bis Tokyo Von Wolkenstein bis Kurt Weill leuchteten sie alle Facetten aus, die für das Auge sichtbar und für das Ohr hörbar sind.

Dabei ließen sie Tonfarben spielen, als wanderten sie durch gleißende Sonne und sternklare Nacht. Richter war vom ersten Ton an mit einer stimmlichen Präsenz unterwegs, die gefangen nahm. Die Kölnerin als Lichtgestalt zu bezeichnen, rechtfertigt ein Blick auf ihre abenteuerliche Laufbahn: Allein in der Spielzeit 2022/23 ist sie in Jacques Offenbachs „La Perichole“ im Theater an der Wien sowie als Sesto in Händels „Giulio Cesare“ an der Oper Köln eingebunden. In der gleichen Saison gibt es Konzertprojekte mit dem Leipziger Gewandhausorchester, dem Nippon Symphony Orchestra in Tokyo oder den Wiener Philharmonikern sowie dem Wiener Kammerorchester.

Gesang der Nachtigall

Nun der Liederabend, in dem Richter auch in dieser Kunstform unprätentiös und musikalisch mitreißend auf ganzer Linie gewonnen hat. Während sich draußen Tief Lambert aufbauschte, wanderten Richter und Bushakevitz auf einem Zeitstrahl vom Mittelalter in die Gegenwart. Walther von der Vogelweides „Unter der Linden“ mit dem lautmalerischen „Tandaradei“ der Nachtigall kündete von Liebe. Bei Johann Sebastian Bach, ging es eher geistlich, dafür aber nicht weniger musikalisch spannend zu.

Und mit Mozart und Haydn wurde die Wiener Klassik beleuchtet. In Mozarts „Abendempfindung an Laura“ gleitet schier ein ganzes Leben vorbei, wenn es Abend wird. Bei Franz Schubert transportierten Richter und Bushakevitz Geschichten, die zwar in der Biedermeierzeit geschrieben, in ihrer Botschaft aber zeitlos sind.

Die Natur zeichnet Schubert wie mit dem Tuschepinsel, „im trüben Licht verschwinden schon die Berge“ und ein Zwerg nimmt Gestalt an, meuchelnd und zwielichtig. Soghaft ist der Gesang, versunken und entrückt, dann wieder aufbegehrend und von einer Feinheit, die unter die Haut geht.

Bei Fanny Hensel, die auf Schubert folgte, stand wiederum der Jubel, das Erquickende im Vordergrund, so dass Richter mit der Wahl der Lieder, wie auch denen von Hensels Bruder Felix Mendelssohn Bartholdy ihr Können wunderbar abwechslungsreich darbieten konnte.

Somnabul

Glasklar war der Gesang in Robert Schumanns „Die Fensterscheibe“, aufgeregt wurde es in Hugo Wolfs „Feuerreiter“ und geriet etwas somnambul in den Vier Liedern Alban Bergs. Paul Celans Gedichte vertonte Aribert Reimann und mit dem Titel „Nach dem Lichtverzehr“ ging es schon zum Ende des hinreißenden Liederabends zu. Wie ein Wiegenlied klangen Wolfgang Rihms „Verwelkte Blumen“ und mit Kurt Weills „Berlin im Licht-Song“ wurde das Publikum ins Nachtleben entlassen.