„21 Gramm“, das neue Album von Rapper Apache 207, entpuppt sich über weite Strecken als trostlose Angelegenheit.
Neues von Apache 207Auf „21 Gramm“ gibt der Rapper den Schmerzensmann

Apache 207 bringt ein neues Album heraus.
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„21 Gramm“ heißt das vierte Album von Volkan Yaman (27) alias Apache 207. Irgendwas klingelt bei dem Titel: So hieß ein Film des mexikanischen Regisseurs Alejandro González Iñárritu aus dem Jahr 2003 mit Sean Penn, Naomi Watts und Benicio del Toro. Der Titel bezieht sich, hier wie dort, auf das „21-Gramm-Experiment“ des amerikanischen Arztes Duncan MacDougall aus dem Jahr 1907. Der Mediziner behauptete, anhand von sechs Patienten nachgewiesen zu haben, dass die Seele genau 21 Gramm wiege, da sich der Körper im Moment des Todes um eben dieses Gewicht erleichtere. Das Ganze erwies sich als wissenschaftlich unhaltbarer Mythos, klingt aber irgendwie tief, geheimnisvoll und wie geschaffen für die Popkultur.
Wer sein Werk „21 Gramm“ nennt, will intensiv in sich hineinblicken und im besten Fall beseelte Kunst erschaffen, über die man sich stundenlang philosophierend unterhalten kann. Das ist Apache ansatzweise gelungen. Es geht auf „21 Gramm“ erstaunlich trostlos zu. „Selbst nach tausend Regentagen noch kein Sonnenschein/ In schweren Tagen wollten nur die Schmerzen bleiben“, heißt es in „Bis tief in die Nacht“, einer der temporeicheren Nummern.
Apache 207: Macht Erfolg glücklich?
Richtig glücklich scheint ihn der umwerfende Erfolg der letzten Jahre nicht gemacht zu haben. Oder er spielt ihn einfach nur sehr gut, den mit sich hadernden Schmerzensmann. In drei Songs singt er über „Tränen“, in einem weiteren wird geweint, auch Regen fällt viel, und im Lied „Morgen“ heißt es „Die Suite, in der ich schlafe, kostet mich knapp 10.000 Euro im Monat im Radisson/ und trotz Panoramablick fühl ich mich so, als wäre ich heute in einem Gefängnis drin“.
Man will auf Basis seiner Worte nicht mit ihm tauschen, auch wenn das Udo-Lindenberg-Duett „Komet“, das unter anderem den Rekord für den am längsten auf Platz eins gestandenen Song (19 Wochen) aufgestellt und aus ihm einen Multimillionär gemacht hat.
„21 Gramm“ wirbt für schnelle Autos
Sicher, das Geld und den Ruhm weiß er auch zu schätzen, dauernd werden auf „21 Gramm“ schicke Autos gepriesen, einer der Songs heißt direkt „Porsche 911“, gehört jedoch mit der akustischen Gitarre und ernsthaft wirkenden Introspektion zu den schönsten auf dem Album. Doch die Grundstimmung ist eher leicht zum Heulen. „Wieso sieht man die Sterne nur, wenn die Sonne nicht scheint?“, fragt sich Apache im an sich flotten und vom Rhythmus her dem Schlager recht nahestehenden „Wolken“, auch „Wieder alleine“ und „Für die Kamera“ spielen sich in jenem goldenen Popstarkäfig ab, in dem man gerade noch bejubelt wird, bevor man allein mit sich und der Minibar auf dem Zimmer hockt.
Wirklich verblüffend wird Apache 207 nur einmal, im selbstironischen wie selbstkritischen „Mann sein“, in dem er sich mit den Anforderungen an selbiges auseinandersetzt und musikalisch aber Matthias Reim oder Ben Zucker so nah kommt, dass man kurz zuckt, aber dann doch irgendwie mitsingt bei dieser lustig-gitarrenrockigen Nummer.