Art Cologne: Gros der Verkäufe spielte sich im fünf- und sechsstelligen Bereich ab.
Art CologneLieber ein Bild als einen Sportwagen

Ein Panoramabild von Yoshiu Yoshimura weckte Entdeckerfreuden.
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„Die wirtschaftliche Lage ist schwarz, aber es gibt immer noch Leute, die lieber ein Bild als einen Sportwagen kaufen“, stellte Lazlo von Vertes zufrieden fest. Der Zürcher Kunsthändler, der bei der Art Cologne seit 40 Jahren mit musealen Kunstwerken auftrumpft, hatte mit einem Abstrakten Bild von Gerhard Richter aus dem Jahr 1985 für 3,2 Millionen einen der preislichen Spitzenreiter im Gepäck.
Baselitz für 2,75 Millionen Euro
Gekauft wurden an seinem Stand allerdings insbesondere deutsche Expressionisten. „Hier in Köln gibt es unglaublich tolle Kunden, mit denen ich über die Jahre zusammengewachsen bin“, sagt von Vertes. Den größten Verkaufserfolg verbuchte die Galerie Thaddaeus Ropac, die Standorte in London, Paris, Mailand und Seoul unterhält und damit zu den wenigen internationalen Galerien auf der Art Cologne gehört. Sie veräußerte gleich am ersten Messetag das Werk „Fingermalerei – Haubentaucher“ von Georg Baselitz für 2,75 Millionen Euro.
Entsprechend euphorisch war die Stimmung am Stand. „Der deutsche Markt ist einer wichtigsten für uns“ ließ Arne Ehmann, Direktor des Stammhauses in Salzburg, wissen, der neben Kunstwerken unter anderem von Sigmar Polke und Martha Jungwirth eine Skulptur von Tony Cragg für 725.000 Euro abgab.
„Wohlgemut“, wie Dorothea van der Koelen, die ihre Koje passenderweise unter das Motto „Ways of hope“ gestellt hatte, hatten die meisten Kollegen der Art Cologne entgegen gesehen. Das Gros der Verkäufe spielte sich im fünf- und sechsstelligen Bereich ab, wie von den insgesamt 167 Ausstellern der am Sonntag zu Ende gegangenen Kunstmesse zu erfahren war.
Die Galerie Sprüth Magers fand einen Käufer für Andreas Gurskys monumentale Fotografie „Thyssen Krupp“, die für eine Million Euro angeboten wurde, sowie für Werke von Louise Lawler und Robert Elfgen. Auch die enorme Anstrengungen des Gemeinschaftsstandes mit der Galerie Michael Werner, wo Hanne Darbovens 190-teilige Serie „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ und Werke von A.R. Penck gezeigt wurden, hatten sich gelohnt: Arbeiten beider Ikonen der deutschen Nachkriegskunst wurden verkauft.
"Der Ausritt" von Neo Rauch
Thole Rotermund gab Gabriele Münters Gemälde „Das kleine Grab“ (mittlerer sechsstelliger Betrag) aus dem Jahr 1911 samt der dazugehörigen Collage in eine Schweizer Sammlung ab. Auf das Nachmesse-Geschäft setzt Alexander Baumgarte, der mit Anselm Kiefers monumentalem „Herbst“ aus der Rilke-Serie für 2,4 Millionen Euro ebenfalls ein kapitales Werk zu bieten hatte. Mit zwei privaten Sammlern sei man „in aktiven Gesprächen“, gab der Bielefelder preis.
„Köln hält, was es verspricht“, gab sich Gerd Harry Lybke von der Galerie Eigen + Art optimistisch. Für Neo Rauchs neues Gemälde „Der Ausritt“ hatte sich zwar bis Samstagabend kein Käufer gefunden, dafür wurden zahlreiche andere Werke der Stammkünstler Tim Eitel, David Schnell und Kai Schimenz an Sammler abgegeben.
„Der Kunstmarkt ist in der Krise ein wenig niedrigpreisiger geworden, das ist gut“, konstatierte Daniela Steinfeld von der Düsseldorfer Galerie van Horn. Neue Kunden gewann der Kölner Martin Kudlek, der Werke von Simon Schubert, Oskar Holweck, Helena Parada Kim und Gideon Kiefer verkaufte. Messedebütant „The Stable“ aus der Schweiz war „äußerst positiv“ gestimmt und „sehr zufrieden“.
Den 50-Kilo-Pullover gesichert
Bei Jan Kaps sicherte sich ein Sammler den überdimensionalen, 50 Kilogramm schweren Schafwollpullover des Künstler-Duos Daniel Dewar und Grégory Gicquel. Weitere Äußerungen ließ man sich nicht entlocken. Überhaupt gaben sich viele der Junggaleristen unerwartet schmallippig und zurückhaltend. „Die gute Kaufkraft im Rheinland“ wurde allenthalben gelobt, auch wenn der ein oder andere Aussteller kritisch anmerkte, die Art Cologne habe sich „von einer regionalen zu einer lokalen Messe“ gewandelt. „Besucher aus den USA und Asien fehlen“ bedauerte der Berliner Aeneas Bastian.
Die nächste Art Cologne findet vom 5. bis 8. November 2026 statt.
