Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Aufgetaucht nach 30 JahrenIndridasons Krimireihe startet mit „Verborgen im Gletscher“

Lesezeit 2 Minuten
Axel Hill 071119

Arnaldur Indridason ist ein isländischer Autor von Kriminalromanen.

  1. Der Klimawandel und das schmelzende Eis decken einen alten Fall auf
  2. Seinerzeit konnte der Kommissar den Fall nicht lösen
  3. Der Kommissar ermittelte schon im ersten Band der Flóvent-Thorsson-Reihe

Köln – „Er sei raus, sagte er allen, die sich bei ihm meldeten, und habe auch nicht vor, wieder einzusteigen – was auch passiere.“ Aber wenn man wie Konrád als frisch pensionierter Kommissar allein zu Hause sitzt und nachts nicht schlafen kann, hängt man sich doch wieder rein, wenn ein Fall noch einmal akut wird, der Berufs- und Privatleben nachhaltig beeinflusst hat. „Verborgen im Gletscher“, so der Titel des neuesten Krimis von Arnaldur Indridason, war die Leiche von Sigurvin –  30 Jahre lang.

Dank des Klimawandels ist das Wetter in Island nun bisweilen milder. Aber so kann es auch passieren, dass Dinge wieder auftauchen, die man unter dem einstmals ewigen Eis sicher verborgen glaubte.

Getrieben von der eigenen Unzufriedenheit

Seinerzeit hatte Konrád den Fall nicht lösen können: Ohne Leiche konnte man dem Hauptverdächtigen nichts nachweisen und dieser hatte sowieso seine Unschuld beteuert. Und tut es noch, als er nach dem Auftauchen des Toten erneut verhaftet wird.

Und so rutscht Konrád in eine neue Position zwischen freier Mitarbeiter der Polizei und Privatdetektiv ohne finanzielle Absichten – und weil er sich  nicht mehr beruflichen Zwängen unterwerfen  und an jede Vorschrift halten muss, gelingt es ihm, am Ende eines fast undurchschaubaren Labyrinths den  wahren Täter zu finden.  Getrieben wird er dabei von seiner eigenen, sicherlich berechtigten Unzufriedenheit: „Wir hätten uns mehr anstrengen müssen. Wir hätten es besser wissen müssen.“ Denn, so deutet es Indridason im allerletzten Kapitel an: Der Fall hätte vielleicht noch viel früher gelöst werden können.

Das könnte Sie auch interessieren:

Arnaldur Indridason hatte  Konrád schon in „Schattenwege“  ermitteln lassen, dem ersten Band der Flóvent-Thorsson-Reihe, in der die beiden Männer Mordfälle während der Kriegszeit in Island aufklären. Jenen Fall um eine ermordete junge Frau greift Indridason auch in „Verborgen im Gletscher“ auf, weil Konráds krimineller Vater ebenfalls darin verstrickt war.Mit „Verborgen im Gletscher“ startet der isländische Erfolgsautor eine neue Reihe, deren Protagonist über ausreichend psychologischen und biografischen Ballast verfügt und genügend offene Rechnungen mit sich herumschleppt, um sich länger mit ihm zu beschäftigen.  Da gibt es noch eine Menge zu erzählen. Und das kann Indridason einfach hervorragend: unaufgeregt, aber mit einem ruhigen, stetigen Fluss, der den Leser unmerklich mit sich reißt.

Arnaldur Indridason, Verborgen im Gletscher. Krimi, aus dem Isländischen von Annika Wolff. Lübbe, 368 S., 22,90 Euro.