Bei Lempertz in Köln stehen Auktionen mit klassischer Fotografie und zeitgenössischen Klassikern auf dem Programm.
Auktion bei LempertzBauhauskunst und niederländische Stillleben

T. Lux Feiningers "Der Bau als Bühne" kommt bei Lempertz unter den Hammer.
Copyright: Lempertz
Sechs Akteure der Bauhausbühne erobern Fassade und Balkone des Dessauer Ateliergebäudes. Masken und Kostüme lassen sie wie Spielfiguren erscheinen, die aber nicht willkürlich im Raum agieren. Vielmehr folgen sie einer strengen Choreografie, welche die Vertikale und die Diagonale akzentuiert. Thema der stellenweise mit schwarzer Tusche übermalten Fotografie ist laut Bauhaus-Archiv „die Darstellung des Menschen im Raum – im Sinne von Raumeroberung und Maßstabsetzung“.
Katalog für das MoMa
Ein historisch bedeutsames Foto aus dem Nachlass des Bauhaus-Malers Xanti Schawinsky, das Ende des Monats in der Fotografie-Auktion bei Lempertz zum Aufruf kommt. Die größte Gruppe der Auktionen am 30. und 31. Mai bilden laut Sprecher Jan Bykowski Fotos aus der Privatsammlung des vor drei Jahren verstorbenen Berliner Galeristen und Verlegers Roland Angst mit den Schwerpunkten fotoform, Amerikanische und zeitgenössische Japanische Fotografie sowie Bilder aus den Beständen der Galerie Clairefontaine aus Luxemburg. Aus dem Bereich der klassischen Fotografie der Zwanziger Jahre stechen die Bauhaus-Fotografien aus dem Nachlass Schawinskys hervor – zumal die Performance am Bau – Schätzpreis 4.000 bis 5.000 Euro.
Bühnenbildner Oskar Schlemmer, der auch das Logo des Bauhaus in Weimar und Dessau entwarf, arrangierte die Aktion 1927 wie auf einer Freilichtbühne. Der Meister selbst steht auf dem Dach des Gebäudes, darunter seine Kollegen Hermann C. Röseler, Roman Clemens (große Maske), Andreas (Andor) Weininger und Werner Siedhoff. Die Kostüme stammten aus „L’Esprit de L’Escalier“ (Treppenwitz). Jeder, der damals dabei war und einen Apparat hatte, machte ein Bild von der surreal wirkenden Inszenierung. Richtig berühmt wurde allerdings die Aufnahme von T. Lux Feininger, jüngster Sohn des Bauhaus-Meisters Lyonel Feiniger, der ein Jahr zuvor begonnen hatte, die Arbeit der Bühnenklasse zu dokumentieren. Das Fotografieren hatte er sich selbst beigebracht.
Seine Abbildung der Performance schaffte es unter dem Titel „Der Bau als Bühne“ auf die Titelseite des Katalogs und auf das Plakat für die Ausstellung für das Museum of Modern Art, New York, „The Bauhaus: 1919-1928“. Der österreichische Grafikdesigner Herbert Bayer hatte das Motiv ausgewählt. Zusammen mit Walter und Ilse Gropius organisierte dieser die Schau, die in den USA das Bauhaus während der Zeit des Gropius-Direktorats dokumentierte.
Helmut Newton
Aber auch mit Namen wie Thomas Struth, Helmut Newton oder Anton Corbijn wartet Lempertz bei seinen beiden Auktionen auf. Highlight der Saison ist laut Bykowski der glamouröse „Tied-up Torso (Henriette Ficellée)“ aus süddeutschem Privatbesitz. Das Bild des Foto-Virtuosen Helmut Newton mit einem Schätzpreis zwischen 60.000 und 80.000 Euro entstand 1980 in Ramatuelle an der Côte d’Azur, wo Newton seit 1964 ein Haus besaß. „Mit einem Format von 100 mal 100 Zentimetern ist dieser Artist Proof ein ebenso rarer wie herausragender Beleg für die kompositorische Meisterschaft des gebürtigen Berliners“, so Bykowski.
Amerikanische Klassiker ihres Genres sind die schwarz-weißen Mode- und Porträtfotografien von Horst P. Horst, Diane Arbus, Irving Penn und Robert Mapplethorpe mit Schätzpreisen zwischen 7.000 und 15.000 Euro. Die New Color-Fotografie ist laut Lempertz mit jeweils vier Arbeiten von Stephen Shore und Bruce Wrigthton vertreten – Schätzpreise zwischen 1.500 und 6.000 Euro. Freunden der Independent Musik dürfte das Herz höher schlagen bei den Musiker-Porträts von Anton Corbijn – die Schätzpreise liegen zwischen 4.000 bis 10.000 Euro. Er fotografierte Kurt Cobain 1993 in Seattle, ein Jahr bevor sich der Nirvana-Sänger nach einer Überdosis Heroin mit einer Schrotflinte erschoss.
Gerhard Richter im Porträt
Bedeutende Arbeiten der Zeitgenössischen Kunst und Fotografie werden am zweiten Auktionstag, Samstag, 31. Mai, versteigert. Darunter ist auch das Bild „Gerhard Richter 1, Köln 1993“ von Thomas Struth aus seiner berühmten „Porträt“-Serie, in Lebensgröße abgezogen. Es stammt aus einer kalifornischen Privatsammlung und wird auf 30.000 bis 40.000 Euro geschätzt. Im Bereich der Architekturfotografie kommt Günther Förgs „Treppenhaus München“ von 1984 in einem Neuabzug von 2012 unter den Hammer. Schätzpreis 20.000 bis 25.000 Euro.
Von Dieter Appelt gibt es zwei mehrteilige Fotoarbeiten aus der Sammlung Clairefontaine mit Schätzpreisen zwischen 10.000 und 20.000 Euro. Der diesjährige Gewinner des „Gerhard-Altenbourg-Preises“ feierte kürzlich seinen 90. Geburtstag. Seine Arbeiten thematisieren traumatische Erfahrungen im Nachkriegsdeutschland.
Bereits am Freitag, 16. Mai, kommen bei Lempertz Keramik und Porzellan aus europäischen Privatsammlungen zur Versteigerung. Darunter ein Renaissanceschiffspokal aus dem „Regensburger Silberfund“. Unter dem Titel „Spitzen der Stilllebenmalerei – Pracht und Vergänglichkeit“, kommen tags darauf am 17. Mai bei Lempertz Werke der Alten Kunst unter anderem von Jan Davidsz. de Heem (Foto) unter den Hammer. Sein Stillleben mit Blumen und Früchten auf einer Steinkonsole wird auf 1.000.000 bis 1.500.00 Euro geschätzt. De Heem gilt als einer der einflussreichsten Stilllebenmaler der Niederlande des „Goldenen Jahrhunderts“.