Mit glockenklaren Stimmen auf neuen Wegen: Die britische Band „Black Country, New Road“ präsentierte am Dienstag im ausverkauften Gloria-Saal in Köln ihr aktuelles Album.
Konzert-Highlight in Köln„Black Country, New Road“ begeistert Fans im Gloria

Die britische Band "Black Country, New Road" im Porträt: (v.l. oben) May Kershaw, Tyler Hyde, Lewis Ewans und (v.l. unten) Charlie Wayne, Luke Mark, Georgia Ellery.
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Es war einmal eine experimentelle, mit leicht post-punkigen Einflüssen gespickte britische Band mit Namen „Black Country, New Road“. Gleich mit ihrem ersten Album „For The First Time“ 2021 sorgte sie in der Musikszene für Furore. Sieben Musiker, die ihr Handwerk beherrschen und mit einem ungewöhnlichen Band-Orchester-Stil Grenzen ausloten. Geführt von einem aus seiner verletzbaren Erscheinung kein Hehl machenden Sänger Isaac Wood, der in seinen Songs die Zuhörer in die düsteren Tiefen seiner Seele zog. Der dazu ein außergewöhnlicher Gitarrist ist. Doch 2022, kurz vor Veröffentlichung des zweiten Albums „Ants From Up There“, verließ Wood die Band überraschend.
Am Dienstag präsentierte „Black Country, New Road“ – nunmehr als Sextett auf Tour – im Gloria-Saal ihr drittes Studio-Album „Forever Howlong“ (Für immer, wie lange). Woods Stimme ist passé. Drei glockenklare Folk-Frauenstimmen haben übernommen. Die für eine Rockband ungewöhnlichen Instrumente Klavier, Flöte, Saxofon, neben Bass und Gitarren, sind geblieben – auch die Experimentierfreude ist erhalten. Doch die Band hat sich ein Stück weit neu erfunden. Das Album hat eher den Charakter einer Independent-Musik-Oper, die natürlich weiter neben Rock, Punk und Pop-Einflüssen auch Jazz und Passagen klassischer Kammermusik mit Leidenschaft integriert – und in Songs wie „Besties“ alles zusammenfließen lässt. Aber die Stimmen von Georgia Ellery, Tyler Hyde und May Kershaw, die sich die Songs gesanglich untereinander aufteilen, geben der Musik der Band einen neuen Klang. Er ist klarer, umarmender, weniger abgründig.

May Kershaw von der britischen Band „Black Country, New Road“ im Gloria-Saal in Köln.
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Fans lieben auch das neue Band-Konzept
Das Tolle an diesem Band-Projekt: Es funktioniert auch in neuer Form. Der Gloria-Saal war ausverkauft. Die zumeist jungen Besucher lauschten konzentriert den musikalischen Arrangements dieser überaus talentierten Musiker aus London. Dass es zeitweise für eine Band, die aus dem Alternative Rock und der britischen Indie-Szene kommt, in einigen Songs etwas brav zuging, störte die Fans an diesem Abend hörbar nicht. Sie folgten dem ambitionierten Sextett auf ihren „neuen Wegen“. Es gab zwar keine Jubelorgien, keine ekstatischen Ausbrüche oder dergleichen, aber viele hatten ein Lächeln im Gesicht an diesem gelungenen Konzertabend. Was will man mehr?