Mit der Tanzperformance „Leise schäumt das Jetzt“ lässt sich Britta Lieberknecht auf ein Experiment ein.
Britta LieberknechtTanzperformance als mutig entwickeltes Experiment

Die Tanzperformance "Leise schäumt das Jetzt" von Britta Lieberknecht.
Copyright: Luise Fluegge
Ist es möglich, auf der Bühne nur Tanzbewegungen zu vollziehen, die allein dem Moment verpflichtet sind? Tanz, der spontan, authentisch und aufrichtig ist und dabei noch eine spielerische Komponente besitzt? Das klingt nach einem anspruchsvollen Konzept. Britta Lieberknecht hat in ihren Produktionen schon immer die formalen Grenzen des Tanzes zu erkunden versucht. So fand sie nun mit „Leise schäumt das Jetzt“ zu einer Konstellation von Tanz und Musik, bei der alle Beteiligten körperlich aufeinander reagieren.
Atmendes Akkordeon
Einen Ansatz, den sie jetzt im zweiten Teil mit den Musikerinnen Hannah Weirich (Violine) und Eva Zöllner (Akkordeon) im Dialog mit sich als Tanzender und der Kollegin Neus Barcons Roca in der Tanzhalle der Alten Feuerwache aufnimmt. Das atmende Akkordeon und der über die Saiten schleifende Geigenbogen erzeugen noch Geräusche auf dem Weg zum Klang. So tastend wie die Musikerinnen experimentieren dann auch die Tänzerinnen mit Bewegungsfolgen.
Die Kommunikation zwischen den Frauen entwickelt sich immer intensiver. Dazu gehört auch, dass man sich mal zähnefletschend anschreit oder die Violine protestierende Kratzgeräusche von sich gibt. Im Duo und Quartett begegnen sich die Frauen. Alles soll dem Moment geschuldet sein. In der Frische liegt der Reiz der Performance. Gelungen wirkt sie in jenen Augenblicken, in denen etwas Neues und Unerwartetes geschieht.
Begütigende Umarmungen
Dort, wo sie in das Repertoire der Geste verfällt, sich etwa begütigende Umarmungen oder erzählerische Ansätze ergeben, verliert sie ihre Überzeugungskraft. Es ist ein riskantes Spiel mit der Improvisation, enorm anspruchsvoll, will sie nicht mit bekannten Bewegungsmustern in der Beliebigkeit stranden. Manche Konvention schleicht sich in die Performance ein. Doch gelingt viel Inspirierendes in diesem von Britta Lieberknecht mutig entwickelten Experiment.
