Broadway goes Musical Dome„The Book of Mormon“ kommt im November nach Köln

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Diese Jungs machen keine Werbung für Zahnpasta – sie wollen Afrika missionieren.

  • Erzählt wird die Geschichte zweier Missionare – ganz schön schräge Angelegenheit.
  • South Park-Macher Trey Parker und Matt Stone haben zusammen mit „Frozen“-Komponisten Bobby Lopez an dem Stüchk gearbeitet.
  • Und um das gleich vorweg zu sagen: Man muss nicht viel wissen, das Wesentliche erfährt man im Laufe des Abends.

Köln – Dieses Lächeln. Gruselig. Die Mundwinkel bis zum Gehtnichtmehr gezogen, jeder der unzähligen Zähne auf Perfektion getrimmt. Aber diese Jungs machen keine Werbung für Zahnpasta. „Hallo“, singen sie, wenn sie an der Haustür klingeln, „ich habe hier für Sie das großartigste Buch, das es gibt!“ In den USA erkennt man sie sofort, in Deutschland trifft man diese jungen Männer, die immer im Doppelpack auftreten, eher seltener mit „The Book of Mormon“ an.

Das gleichnamige Musical erzählt die Geschichte zweier dieser Missionare – und weil sich die South Park-Macher Trey Parker und Matt Stone das Ganze zusammen mit dem „Frozen“-Komponisten Bobby Lopez ausgedacht haben, ist das eine ganz schön schräge und gleichzeitig ganz schön musikalische Angelegenheit. Im November gastiert die mit Preisen überhäufte Show, die erfolgreich am Broadway und im Londoner West End läuft, für elf Tage im Musical Dome.

Kein Vorwissen verlangt

Und um das gleich vorweg zu sagen: Über Mormonen – oder wie sie sich nennen „die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage“ – muss man nicht viel wissen, das Wesentliche erfährt man im Laufe des Abends. Etwa dass ihr Gründer Joseph Smith im frühen 19. Jahrhundert goldene Tafeln fand, auf denen ein drittes Testament stand: Stämme aus Israel seien nach Amerika gesegelt und dort von Jesus zwischen Kreuzigung und Auferstehung besucht worden.

VIP-Mormonen

Anders als etwa die Scientologen legen die Mormonen wenig Wert auf VIP-Anhänger – und haben sie dennoch in ihren Reihen: Ex-US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney, Soulstar Gladys Knight, „Killers“-Sänger Brandon Flowers oder die Osmond-Brothers.

Auf dieser Basis schuf Joseph Smith die erste rein amerikanische Religion – deren Mitglieder sich mit 19 Jahren auf eine zweijährige Missionsreise begeben. Wie die Helden des Musicals: der streberhafte Elder Price und der tollpatschige Nerd Elder Cunningham, die es als unfreiwilliges Zweierteam nach Uganda verschlägt. „Elder“ ist übrigens die Anrede für Missionare.

Perfekt gebautes Musical

In Afrika war man in Sachen missionieren bislang alles andere als erfolgreich – die Menschen suchen eher Lösungen gegen Armut, Aids, Beschneidung von Frauen und marodierende Warlords. Erst als Cunningham die Geschichten mit Star-Wars- und Herr-der-Ringe-Einschüben aufpeppt, scheint die Mission von Erfolg gekrönt zu werden...

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Trotz absurder Geschichte, trotz mancher politisch unkorrekten Witze, trotz derber Gags und heikler Themen – „The Book of Mormon“ ist vor allem ein perfekt gebautes Musical. Der bisweilen alberne Pennälerhumor à la South Park trifft auf erstklassiges Handwerk. Es wird gesungen, es wird gesteppt, es wird, unterlegt von afrikanischen Rhythmen, Gott der Mittelfinger gezeigt. Es gibt die großen Balladen, anrührende Duette – der Musical-Fan wird bestens bedient.

Voller Ironie – aber nie bösartig

Das Kreativ-Trio hat Songs verfasst, die man meint schon mal gehört zu haben – hier wird nicht nur die Religion, sondern auch das Musical auf die Schippe genommen. Aber es wird nie bösartig. Die Songs bedienen sich im Archiv des amerikanischen Musicaltheaters, gerade weil Stone, Parker und Lopez es offensichtlich lieben. Und die Geschichten der Mormonen werden verulkt, aber sie selber werden nicht niedergemacht.

Das sieht die Religionsgemeinschaft scheinbar in Teilen selber so: „Viele Missionare nutzen unsere Show und versuchen vorher oder nachher vor dem Theater mit den Zuschauern zu sprechen: Jetzt wo sie das Musical gesehen haben, möchten Sie nicht auch etwas über die eigentliche Religion wissen?“ erzählt Kevin Clay, der in Köln als Elder Price zu sehen sein wird. Genau wie sein Kollege Conner Pierson, der seinen Gegenpart Cunningham verkörpert, ist er seit rund fünf Jahren bei der Show.

Und eine Tournee hat sie sogar in die Mormonen-Hochburg Salt Lake City gebracht. „Wir waren vorher natürlich etwas nervös, aber die Stimmung war dann eher wie bei einem Rockkonzert“, schwärmt Pierson. „Und das Publikum hat Witze mitbekommen, von denen sogar ich vergessen hatte, dass sie im Stück vorkommen.“

In Köln: 7. bis 17. November im Musical Dome, Karten bei Köln-Ticket Tel. 0221/2801.

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