Nach den Vorwürfen, die gegen ihn erhoben wurden, legte François-Xavier seine Arbeit nieder. Die Zusammenarbeit als GMD in Köln wurde durch einen Aufhebungsvertrag vorzeitig beendet.
Chefdirigent ab 2025SWR hält an François-Xavier Roth fest

François-Xavier Roth
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Der SWR hält an François-XavierRoth fest. Wie geplant werde er Chefdirigent des SWR-Symphonieorchesters ab 2025, teilt der Sender auf seiner Homepage mit.
Untersuchungskommission
Das Ergebnis einer internen Untersuchungskommission liege nun vor. Diese sei unmittelbar nach Bekanntwerden der gegen den Dirigenten erhobenen Vorwürfe eingesetzt worden, um zu untersuchen, ob es ein Fehlverhalten von François-Xavier Roth gegenüber Mitgliedern von SWR-Orchestern gegeben hat.
Die Untersuchungskommission setzte sich laut SWR aus Mitgliedern der Bereiche Justitiariat, Personalabteilung und Orchestermanagement zusammen und stand unter der Leitung von Anke Mai, der SWR Programmdirektorin Kultur, Wissen und Junge Formate. Zudem habe die Kommission in engem Austausch mit dem Intendanten des SWR gestanden.
Die Prüfung bezog sich laut SWR auf die Jahre 2011 bis 2016, in denen François-Xavier Roth Chefdirigent des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg war. Untersucht seien ebenso die Jahre 2020 und 2022 worden, als Roth Gastdirigate beim SWR Symphonieorchester wahrnahm.
Ergebnis der Untersuchung ist laut Sender, „dass bis heute keinerlei Beschwerden nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz im SWR erhoben wurden“. Dem SWR lägen auch keine Meldungen von Mitarbeitenden vor, die sich durch ein Verhalten von François-Xavier Roth belästigt oder benachteiligt gefühlt hätten.
Gleichwohl empfehle die AGG-Beschwerdestelle präventive Vorkehrungen struktureller und organisatorischer Art im Hinblick auf eine künftige Zusammenarbeit mit François-Xavier Roth. Der SWR werde diesen folgen und prüfe derzeit die Umsetzung der entsprechenden Maßnahmen.
Klare Regeln
Dazu gehören laut SWR: − neue Kompetenz-, Funktions- und Rollenverteilung in der bislang eher traditionell-hierarchischen Orchesterstruktur auf mehrere Köpfe, insbesondere im Zusammenspiel von Chefdirigent, Orchestermanagement und Direktorin − verstärkte Sensibilisierung und Aufklärung, unter anderen regelmäßige Schulungen allgemeiner Natur zum AGG, gerade auch für neu hinzukommende Orchestermitglieder, Praktikantinnen oder befristet Beschäftigte − Etablierung einer Vertrauensperson im Orchester, zusätzlich zu den sonstigen Anlaufstellen wie AGG-Beschwerdestelle, externe Ombudsfrau, Compliance Beauftragte sowie Beauftragte für Chancengleichheit − Verhaltenskodex für gesamtes Orchester.
Jenseits des eigentlichen Prüfprozesses habe, so der Sender, ein vertrauensvoller Austausch zwischen Orchestermitgliedern, dem Orchestervorstand und der Gesamtleiterin des SWR Symphonieorchesters mit Anke Mai stattgefunden.
Der SWR und François-Xavier Roth haben sich laut SWR auf Regularien verständigt, die ein Fehlverhalten von seiner Seite künftig ausschließen sollen und die Mitarbeitenden schützen. Sollten diese Regularien verletzt werden, behalte sich der SWR jedes Recht vor, die Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung zu beenden.
„Nach eingehender Prüfung und vielen vertrauensvollen Gesprächen mit den Musikerinnen und Musikern im Orchester genauso wie mit François-Xavier Roth bin ich überzeugt, dass wir eine Entscheidung getroffen haben, die den Werten des SWR entspricht“, erklärt Anke Mai, SWR Programmdirektorin Kultur, Wissen und Junge Formate.
„Zu diesen Werten zählen Vertrauen, Respekt und menschliches Miteinander. Sexuelle Übergriffigkeit, jede Art von Diskriminierung oder Machtmissbrauch haben im SWR keinen Platz und werden nicht toleriert. Ich stehe dafür ein, dass die Menschen im SWR angstfrei arbeiten können und Vertrauen zu ihren Vorgesetzten haben. Mir ist aber auch wichtig, dass Menschen eine zweite Chance erhalten, wenn sie ein Fehlverhalten eingestehen und Konsequenzen daraus ziehen. Ich habe großes Vertrauen in François-Xavier Roth, dass er die Werte des SWR anerkennt und lebt und dass wir gemeinsam diesen Weg gehen können.”
Externe Hilfe
Roth seinerseits betonte: „Mir ist bewusst, dass ich in der Rolle des Chefdirigenten eine besondere Verantwortung gegenüber allen Mitgliedern des Orchesters trage. Ich sehe ein, dass ich in der Vergangenheit im Umgang mit Musikerinnen und Musikern Fehler gemacht habe. Dies war unangemessen. Es war jedoch niemals meine Intention, jemanden in irgendeiner Form zu verletzen. Ich verstehe, dass ich die in mich gesetzten Erwartungen nicht erfüllt habe, und möchte an dieser Stelle all jene um Entschuldigung bitten, die ich verletzt und enttäuscht habe."
Weiter führt Roth aus: "Bereits seit geraumer Zeit arbeite ich mit externer Hilfe an mir selbst. Seitdem ich meine Dirigiertätigkeit ruhen lasse, widme ich mich noch intensiver dieser persönlichen Entwicklung und der Verbesserung meines Führungsstils, damit sich derartige Fehler nie wiederholen werden. Ich möchte dem SWR für den offenen und vertrauensvollen Austausch der letzten Wochen danken. Es ist mein erklärtes Ziel, allen Orchester- und Managementmitarbeiterinnen und -mitarbeitern ein sicheres Arbeitsumfeld zu gewährleisten, das von einer positiven Atmosphäre für jede und jeden geprägt ist. Ich werde alles dafür geben, dass unsere gemeinsame Kreativität und die Liebe zur Musik im Mittelpunkt unseres Schaffens stehen und durch das SWR Symphonieorchester zum Strahlen gebracht werden.“ (jan)