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Deutsches FotoinstitutSchon 2026 könnte es in Düsseldorf losgehen

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Mitglieder der Gründungskommission und Politiker präsentieren den Abschlussbericht mit Empfehlungen für das künftige Deutsche Fotoinstitut. Auf dem Foto sind zu sehen: Peter Gorschlüter (l-r), Direktor des Museum Folkwang (Essen), Susanne Gaensheimer, Direktorin der Kunstsammlung NRW, Ina Brandes (CDU), Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Stephan Keller (CDU), Oberbürgermeister von Düsseldorf, Moritz Wegwerth, Künstler und Fotograf, Vorsitzender DFI e.V., (Düsseldorf), und Inka Schube, Kuratorin, Sprengel Museum (Hannover).

Mitglieder der Gründungskommission und Politiker präsentieren den Abschlussbericht mit Empfehlungen für das künftige Deutsche Fotoinstitut. Auf dem Foto sind zu sehen: Peter Gorschlüter (l-r), Direktor des Museum Folkwang (Essen), Susanne Gaensheimer, Direktorin der Kunstsammlung NRW, Ina Brandes (CDU), Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Stephan Keller (CDU), Oberbürgermeister von Düsseldorf, Moritz Wegwerth, Künstler und Fotograf, Vorsitzender DFI e.V., (Düsseldorf), und Inka Schube, Kuratorin, Sprengel Museum (Hannover). 

Die Gründungskommission für das Deutsche Fotoinstitut legte in Düsseldorf seine Empfehlungen vor.

„Deutschland verfügt bis heute über keine zentrale Einrichtung für Fotografien als gesellschaftliches Bildgedächtnis, als Träger von Wissen.“ Susanne Gaensheimer, Direktorin der Kunstsammlung NRW, verdeutlichte gestern noch einmal die Dringlichkeit zur Einrichtung des Deutschen Fotoinstituts (DFI). Sie ist Sprecherin der Gründungskommission, die sich anderthalb Jahre mit Aufgaben und Selbstverständnis für eine solche bundesweit aktive Einrichtung befasste. Gestern sprach sie ihre Empfehlung aus. Anderthalb Jahre führte die Kommission Gespräche mit Experten aus Archiven, Instituten, Museen und Sammlungen.

Impulsgeber für Düsseldorf

Nun liegt der Bericht vor. Doch wie geht es weiter? Kulturstaatsminister Wolfram Weimer ließ sich gestern bei der Pressekonferenz im Museum K20 „aus terminlichen Gründen“ entschuldigen. NRW-Kulturministerin Ina Brandes betonte, sie sei nach intensiven Gesprächen mit Weimer zuversichtlich, einen energischen Fürsprecher des Projekts in ihm zu haben. Düsseldorfs OB Stephan Keller sieht in dem künftigen DFI einen Impulsgeber für seine Stadt, sprach von einem enormen Gewinn für Düsseldorf.

Aber es gab im Plenum auch Gegenstimmen aus Essen: Die dortige „Bürgerinitiative Deutsches Fotoinstitut“ mit den Initiatoren und Essener Bürgern Axel Wiesener und Richard Kiessler empfindet den Entscheid aus Berlin nach wie vor als „skandalös“, und forderte zumindest einen Zweitsitz in Essen. Jahrelang war darüber gestritten worden, wo die zentrale Anlaufstelle für Fotografie sein soll. Zuletzt kam es zu einem erbitterten Tauziehen zwischen Düsseldorf und Essen. Der Bund entschied sich für Düsseldorf, obwohl sich ein Gutachten und eine Machbarkeitsstudie für Essen ausgesprochen hatten. Die Experten warfen unter anderem das historische Archiv Krupp und das Museum Folkwang in die Waagschale, das sehr viel Sachkompetenz in Essen vereine. Ein Rechtsgutachten hielt das Vorgehen des Bundes für bedenklich. Auch der Bund der Steuerzahler meldete sich zu Wort.

Denn immerhin seien fast 200.000 Euro für die Expertenmeinung vom Bund ausgegeben worden, welche er anschließend ignoriert habe. Obwohl der Essener Standortvorteil betont worden sei, habe der Haushaltsausschuss des Bundestages auf Grundlage eines Vorschlags der Stadt Düsseldorf 2019 Ausgaben für den Standort Düsseldorf veranschlagt. Zu den 41,5 Millionen Euro des Bundes wurde im Landeshaushalt der gleiche Betrag für die notwendige Ko-Finanzierung eingestellt, so dass insgesamt zunächst 83 Millionen Euro zur Verfügung standen. „In der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses im Jahr 2022 wurden im Bundeshaushalt Barmittel und Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von 42,9 Millionen Euro etatisiert. Damit wurden die Mittel noch einmal um rund 1,5 Millionen Euro auf insgesamt 86 Millionen Euro erhöht“, erklärte das NRW-Kulturministerium gestern.

Erst temporäre Arbeitsräume

Offen ist noch, ob es einen Neubau gibt oder man in einer Bestandsimmobilie unterkommt. Laut Keller ist das Gelände am Ehrenhof, für das das Architekturbüro Eller + Eller schon einmal ein DFI-Gebäude neben der Tonhalle visualisierte, immer noch im Gespräch. Rasch zu handeln und nun eine Rechtsform zur Gründung der Institution zu finden, empfiehlt die DFI- Gründungskommission. Final sollte die Finanzierung von Bund, Land und Stadt geklärt und baldmöglichst temporäre Arbeitsräume zur Verfügung gestellt werden, um den Aufbau des Instituts zu starten.

Die vorgeschlagene Personaldecke ist mit 37 Stellen sparsam angelegt. Gaensheimer betonte, man habe angesichts der bundesweiten Finanzsituation realistisch bleiben wollen. Ambitioniert sind die Aufgaben, die die Gründungskommission dem DFI auf die Liste gesetzt hat: So soll das DFI den Ausbau der Lehre und Aufbau von Fachpersonal unterstützen. Etwa an Fotorestauratoren besteht ein akuter Mangel. Auch den disziplinübergreifenden wissenschaftlichen Austausch bundesweit und international soll das Team bewerkstelligen. Ginge es nach Ina Brandes, könnte das DFI im kommenden Jahr starten – womöglich in einem Interim.

Ein neues Gebäude für das Fotoinstitut in der NRW-Landeshauptstadt könnte nach Prognose der Ministerin etwa 2031 fertiggestellt sein. Bis Ende 2028 müsse ein umsetzungsfähiges Projekt vorliegen, danach könne ausgeschrieben und gebaut werden. Die Zeit drängt: „Fotos sind fragile Medien. In 200 Jahren ist von vielen wohl gar nichts mehr zu sehen“, warnte Fotograf Moritz Wegwerth, der mit in der Gründungskommission saß. Es sei jetzt wichtig, eine Strategie zur Sicherung zu entwickeln. Durch ein Notfallprogramm sollten gefährdete fotografische Konvolute ad hoc gesichert werden, so Kommissionsmitglied Peter Gorschlüter, Direktor des Folkwang Museums Essen.

Haus der visuellen Zukunft

Die analoge Bildgestaltung geht zur digitalen über, Fotopapier, das in zunehmend kritischem Zustand ist, muss konserviert und archiviert werden — soweit zu den historischen Beständen. Aber auch die gegenwärtigen Herausforderungen hat die Kommission im Blick: „Angesichts von Künstlicher Intelligenz und zunehmender Digitalisierung brauchen wir eine grundlegende Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie — auch dafür muss ein Deutsches Fotoinstitut als Haus der visuellen Zukunft stehen“, heißt es im Bericht der Kommission.

Jüngst hatte die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur unter dem Titel „Realität und Fiktion verschwimmen. August Sander trifft auf KI“ das Dilemma gezeigt. Elena Efeoglou zeigte in Köln ein aus dem Original von August Sander neu von der KI generiertes Bild. Das zeigte, wie schwierig es sein kann, die Authentizität einzuschätzen.