Die besten fünf SongsDas sind die Favoriten des ersten ESC-Halbfinals

Destiny aus Malta
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Köln – Heute geht der Eurovision Song Contest mit dem ersten Halbfinale in die heiße Phase. 16 Bands und Sänger gehen an den Start, und damit niemand den ganzen Abend vor dem Fernseher verbringen muss, stellen wir hier die besten fünf Songs vor.
Platz 5: Eden Alene: „Set Me Free“ (Israel)
Eden Alenes Song „Set Me Free“ startet schnulzig, aber noch innerhalb der ersten 30 Sekunden setzen Streicher einen orientalischen Akzent, und eine satte Basslinie schiebt den Song in die richtige Richtung, und die heißt Funk.

Eden Alena
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Beim Refrain umhüllt Popschmalz die Stimme der 21-Jährigen und kaschiert eine gewisse Leere, die dem Song leider auch innewohnt. Für einen Platz im Finale dürfte es trotzdem reichen. 7 von 12 Punkten.
Platz 4: Destiny: „Je Me Casse“ (Malta)
Bei Gesangswettbewerben ist Destiny Chukunyere gern mit Songs von Aretha Franklin angetreten; da war sie 14. Jetzt ist sie 18, aber Soul gibt immer noch die Richtung vor: „Je Me Casse“ ist ein Powersong über Powerfrauen, viel Pop, ein bisschen Zwanzigerjahre, vor allem aber eine große Stimme. 8 von 12 Punkten.

Destiny
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Platz 3: Manizha: „Russian Woman“ (Russland)
Ist das die staatskonforme Antwort auf Pussy Riot? Fest steht: Eine Punk-Guerillera ist Manizha nicht. Aber sie beschwört in ihrem Song die Stärke und die Unabhängigkeit der Frauen, und das mit den Mitteln des Rap und der Folklore.

Manizha
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Deshalb prägen den Song orientalische Farben und Rhythmen, und eingestreut haben die Komponisten Volkslied-Sprengsel und einen Chor, der wie Partei-Propaganda klingt. Doch darum geht es in „Russian Woman“ nicht; Manizha kümmert sich um die Emanzipation der Frauen, und das lebt sie in dem Song mit aller Kraft vor. 9 von 12 Punkten
Platz 2: Mantaigne: „Technicolour“ (Australien)
Mantaigne kommt wegen der Corona-Pandemie nicht nach Rotterdam, sondern nimmt per Video am Wettbewerb teil. Hoffen wir, dass die Leitung hält, denn ihr Song „Technicolour“ ist so farbig, wie es der Titel verspricht.
Gestochen scharfe Synthie-Farben legen den Grund für Montaignes Gesang – und der ist so gut, dass wir froh sein können über die Entscheidung, die Profi-Fußballerinnen-Karriere an den Nagel zu hängen und stattdessen lieber zu singen. 10 von 12 Punkten
Platz 1: The Roop: „Discotheque“ (Litauen)
Der Titel klingt nach 80er-Jahren, die Outfits der Band sehen aus, als hätten sie sich Samstagabend mit Kraftwerk in der Disco verabredet. Auch die Musik klingt reduziert, als wäre sie von Kraftwerk zumindest inspiriert.

The Roop
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Ganz so puristisch kommt „Discotheque“ allerdings nicht daher; ein bisschen Glamour muss beim ESC schon sein. Aber es lohnt sich, von Anfang an bei der Fernsehübertragung dabei zu sein: The Roop eröffnet am heutigen Dienstag das Halbfinale, und ganz sicher mischen sie beim Finale am Samstag vorne mit. 12 von 12 Punkten.
Singende Provokation für Russland
Für die Konservativen in Russland ist es eine Provokation: Eine aus Tadschikistan stammende Feministin vertritt das Land dieses Jahr beim Eurovision Song Contest in Rotterdam. Mit ihrem Lied „Russian Woman“ gewann Manizha Sangin überraschend den Vorentscheid. „Ich habe einen Nerv getroffen“, sagt die 29-Jährige. Ihr Auftritt beginnt in traditioneller russischer Tracht, die sie jedoch schnell abstreift, um in einem roten Arbeiter-Overall weiter über die Bühne zu tanzen. Traditionalisten hingegen sind entsetzt. Eine Vereinigung orthodoxer Frauen wirft Manizha in einem offenen Brief vor, „russische Frauen zu beleidigen und zu erniedrigen“ und „Hass gegen Männer“ zu schüren. Senatspräsidentin Valentina Matwienko bezeichnete den Song im russischen Oberhaus als „Unsinn“. (afp)