Viele Lieder, die zur Weihnachtszeit erklingen, sind eigentlich nicht fürs Fest der Feste komponiert worden. Wir geben einen Überblick über die bekanntesten.
Zum Hit auf UmwegenDiese neun Weihnachtslieder sind eigentlich gar keine

Nicht jedes klassische Weihnachtslied war ursprünglich auch als solches gedacht
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The power of love
Veröffentlicht im November 1984, dazu ein Videoclip, der von der Geburt Jesu’ erzählt – eigentlich schreit die damals dritten Single von Frankie Goes To Hollywood nach Weihnachten. Doch im Text wird die „Macht der Liebe“ beschworen, die sogar Vampire fernhalten kann. Auf Platz 1 konnte sich die Band im Vereinigten Königreich dennoch nur eine Woche lang halten. Danach wurden sie von „Do they know it’s Christmas“ verdrängt.
My favorite things
Im Musical „The Sound Of Music“ von 1959 will die Nonne Maria mit diesem Lied den Kindern der Trapp-Familie den Tipp geben, an ihre „liebsten Dinge“ zu denken, wenn sie Angst haben. Dass dazu unter anderem „Schneeflocken, die auf meiner Nase und meinen Wimpern bleiben,“ gehören, trug dazu bei, dass ab Mitte der 60er Jahre das Lied auch auf Weihnachtplatten in den USA auftauchte. Den Anfang machte Jack Jones, es folgten Barbra Streisand, Kenny Rogers oder Luther Vandross.
River
Joni Mitchell veröffentlichte das Lied mitten im Sommer 1972, auf ihrem Album „Blue“. Die Textbezüge zum Fest und vor allem zu den Minus-Temperaturen, die sogar Flüsse zufrieren lassen (Mitchell stammt aus Kanada) prädestinierten es natürlich für winterliche und weihnachtliche Zusammenhänge. Ceelo Green, Barry Manilow, James Taylor oder die kanadische Sopranistin Measha Brueggergosman nahmen es für ihre Weihnachtsplatten auf.
O Tannenbaum
Erst 1824 entstand der Text von Ernst Anschütz , der heute noch gesungen wird (am schönsten ist es, wenn sich Nat King Cole daran fast die Zunge knotet). Zuvor hatte August Zarnack die „treuen Blätter in Bezug zu einer untreuen Geliebten gesetzt: „O Mägdelein, o Mägdelein, wie falsch ist dein Gemüte“.
When you wish upon a star
Der Song aus dem Disney-Klassiker „Pinocchio“ von 1937 klingt wie ein Lied, das man gut einem Kind vorsingen kann. Durch das Wort „Stern“, bei dessen Anblick man sich etwas wünschen darf, liegt der Bezug zum Stern von Bethlehem praktisch auf der Hand – fanden etwa Rod Stewart, Idina Menzel oder Mary J. Blige.
Halleluja
Viele Jahre schrieb Leonard Cohen an diesem Text, verwarf, verfasste neu – ein zäher Prozess. Des 1984 erschienene Resultat kam wie ein Grabgesang daher, stimmlich und inhaltlich. Auch seine Karriere befand sich in einer schwierigen Phase: Seine amerikanischen Plattenfirma weigerte sich, das Album „Various Positions“ in den USA zu veröffentlichen. Nach einigen Jahren erschienen erste Coverversionen von „Hallelujah“, etwa von Jeff Buckley. Seit dem Einsatz im Film „Shrek“ wurde es in Castingshows rauf und runter geschmettert, landete dann auch auf verschiedenen Weihnachtsplatten, zum Beispiel von Helene Fischer, wohl weil es so schön feierlich klingt.
What child is this?
Während oft die folkloristische Vorlage zu Gunsten des Weihnachtsliedes in Vergessenheit geriet, verhält es sich bei „Greensleeves“ und „What child is this?“ so, dass beide Lieder gleichermaßen fortwährend interpretiert werden. Während in der Weihnachtsvariante die Hirten das Kind in der Krippe bestaunen, wird in „Greensleeves“ eine Dame besungen, die wohl mehr als einen Mann liebt: Das Grün deutet möglicherweise Grasflecken an...
When a child is born
Wenn ein britischer oder amerikanischer Crooner die Titelzeile schmettert, haben wir hierzulande sofort „Tränen lügen nicht“ im Ohr. Die Originalversion „Soleado“ übersetzte Michael Holm 1974 ins Deutsche – und ließ sich dann aber von Fred „Ra-Ra-Rasputin“ Jay einen englischen Text fabrizieren. Der internationale Erfolg blieb Holm verwehrt, der Siegeszug in Richtung Weihnachten begann mit Johnny Mathis Version 1976.
Reviens-moi
Den umgekehrten Weg erlebte „Last Christmas“ in Frankreich. Dort ließ sich Dalida 1985 einen Text schreiben, in dem sie ihren Ex bittet, doch zu ihr zurückzukehren. Und um sich komplett von Weihnachten zu distanzieren, zeigt das Singlecover die Diva, die sich in einem Pool aalt.