Hengasch liegt im BergischenHier wurde „Mord mit Aussicht“ gedreht – TV-Start

Lesezeit 7 Minuten
Mord mit Aussicht

Die Neuauflage der Serie mit zunächst sechs neuen Folgen spielt weiterhin im fiktiven Eifel-Ort Hengasch

  • Sie ist die Mutter aller Schmunzelkrimis. Die TV-Serie „Mord mit Aussicht“ ist sieben Jahre nach Ende der dritten Staffel immer noch in der ARD-Mediathek abrufbar.
  • An Dienstag, den 8. März startet nun die vierte Staffel. Aber nicht jeden freut es.

Köln – Hengasch lebt. Und wie: 6,6 Millionen Zugriffe gab es 2021 auf Teile der Serie in der ARD-Mediathek. Und das sieben Jahre nach dem Ende der dritten Staffel des Krimis, der weitgehend in der Region gedreht wurde. „Außergewöhnlich“ nennt das ARD-Koordinator Jörg Schönenborn. Nun startet am 8. März eine vierte Staffel von Mord mit Aussicht. Aber noch ehe der erste von zunächst sechs Teilen in der ARD ausgestrahlt wird, ist die Fangemeinde tief gespalten.

Komplett neue Ermittler sind dabei

Denn das Ermittlerteam ist ein komplett neues. Statt Caroline Peters als Kommissarin Sophie Haas, Bjarne Mädel als Dietmar „Bär“ Schäffer und Meike Droste als Bärbel Schmied ermitteln künftig Katharina Wackernagel, Sebastian Schwarz und Eva Bühnen im fiktiven Eifel-Ort Hengasch. Das passt nicht jedem Fan. So reichen die Statements in den sozialen Netzwerken von Boykott bis mal abwarten und dann erst ein Urteil abgeben.

Jörg Schönenborn, nach eigenen Angaben ein großer Fan der Serie, begründete diesen Umstand damit, dass Bjarne Mädel neue schauspielerische Wege habe einschlagen wollen, und man sich deshalb zu einer völligen Neubesetzung entschieden habe (siehe Interview auf Seite 2 dieses Artikels).

Wie sich die Neuen im Zusammenspiel mit den alt-eingesessenen Mimen in Hengasch wie Heike Schäffer (Petra Kleinert) und Hans Zielonka (Michael Hanemann) schlagen werden, und ob im Verlauf der neuen Staffel aufgeklärt wird, wo ihre Vorgänger abgeblieben sind, das bleibt vorerst offen.

Gedreht wurde im Bergischen Land

Gedreht wurden die vorerst sechs neuen Serienteile übrigens überwiegend im Bergischen Land. Genauer in Olpe, dem kleinsten Kirchdorf der Gemeinde Kürten. Im Juli vergangenen Jahres herrschte dort bei den Dreharbeiten Ausnahmezustand. Viele frühere Schauplätze der ersten drei Staffeln sind nun dorthin verlegt worden. So hat der Landgasthof „Zum Haus Olpe“ das Traditionsgasthaus Gasthof Röttgen in Neunkirchen-Seelscheid als Dorfkneipe Aubach abgelöst.

Neu hinzugekommen sind auch Schauplätze wie die Kirche St. Margareta und ein türkischer Imbiss, der in Wirklichkeit die Bäckerei von Klaus Lang ist. Geblieben ist die vertraute Polizeiwache, die in der alten Schule in Bornheim-Hemmerich steht, und in der der frühere Hengascher Polizeichef Hans Zielonka auch gerne mal aufs Klo geht. Ansonsten erinnert vieles an die ersten drei Staffeln: Marie Gabler, Kommissarin aus Köln, wird wie zuvor Sophie Haas in die Eifel versetzt und trifft auf zwei scheinbar tumbe Dorfkollegen, Polizeioberkommissar Heino Fuß und Kommissaranwärterin Jenny Dickel, die das Herz allerdings auf dem rechten Fleck haben.

Kein einfacher Start in Hengasch

In Hengasch soll Marie Gabler als Dienstgruppenleiterin eine funktionierende Kriminalwache aufbauen. Dies macht sie nicht ganz freiwillig, aber über die Gründe ihrer Versetzung schweigt sie sich lieber aus. Und sie trifft auf Bewohner, die sich Einmischung von außen strikt verbitten, und so wundert sie sich nicht, dass sie mit einem Wohnwagen außerhalb von Hengasch als Quartier vorliebnehmen muss. Denn das entspricht genau dem Platz, den man ihr zuweist.

Ihre beiden Kollegen scheinen die Arbeit nicht erfunden zu haben, bereiten sich lieber aufs nächste Kneipenquiz im Aubach oder die Titelverteidigung im Bierkastenstemmen vor.

Die TV-Serie „Mord mit Aussicht“ hat viele Fans überall in Deutschland. Zu früheren Drehorten pilgern die Fans regelmäßig. Darauf hofft auch Michael Iwanzik, der Vorsitzende der Bürger-Interessen-Gemeinschaft Olpe:. „Da kommen vielleicht Touristen ins Dorf und wollen gucken, wo gedreht wurde“, meint er. Vielleicht schwärmen die dann künftig so wie Heino Fuß-Darsteller Sebastian Schwarz vom besten Eisbecher der Welt aus dem „Haus Olpe“ (siehe Interview auf der Seite 3 dieses Artikels).

Frühere Requisiten der Serie wie die Schlafzimmer- und Esszimmereinrichtung des Forsthauses in Much, in dem die frühere Ermittlerin Sophie Haas mit ihrem Vater (Hans Peter Hallwachs) lebte, sind an das Krimihotel in Hillesheim in der Eifel verkauft worden. In der Mord mit Aussicht-Suite kann jeder schlafen wie Sophie Haas.

Vier Fragen an Jörn Schönenborn

Mord mit Aussicht ist eine der erfolgreichsten Serien in der ARD.

Ja das stimmt. 2021 gab es auf die Serie in unserer ARD-Mediathek 6,6 Millionen Zugriffe. Das ist für Repertoire-Programm schon außergewöhnlich. Die Serie hat Kultcharakter. Ich selbst bin auch ein Riesenfan.

Mord mit Aussicht 2

Jörg Schönenborn, ARD-Koordinator Fiktion 

Nun haben sich Mord mit Aussicht-Fans seit Jahren eine Fortsetzung gewünscht. Aber natürlich mit dem Erfolgsteam Caroline Peters, Bjarne Mädel und Meike Droste. Weshalb hat es nicht geklappt?

Das hat mehrere Gründe. Es gab ja in der kreativen Pause nach der dritten Staffel strategische Überlegungen, wie die Serie weitergeführt werden könnte. Hinzu kam, dass Bjarne Mädel künstlerisch neue Wege gegangen ist – übrigens kein ungewöhnlicher Vorgang. Das frühere Team wäre daher sowieso nicht mehr zusammengekommen. Also standen wir vor der Frage stirbt die Serie oder geht sie weiter, und wenn ja in welchem Format. Wir haben uns dazu entschieden, das vertraute Hengasch-Universum beizubehalten und ein völlig neues Ermittlerteam zu präsentieren. Ich bin überzeugt, dass das mit der Besetzung von Katharina Wackernagel, Sebastian Schwarz und Eva Bühnen gut gelungen ist.

Glauben Sie, dass das Konzept aufgeht? Die Erwartung der Fanclubs im Internet ist sehr zwiespältig. Einerseits freuen sie sich auf die Fortsetzung, andererseits vermissen sie ihr Dreamteam.

Wir sind überzeugt, dass wir sowohl die alten Fans der Serie überzeugen, als auch neue Zuschauer mit der neuen Staffel gewinnen können. Und mit Petra Kleinert (Heike Schäffer), Michael Hanemann (Hans Zielonka), Julia Schmitt (Lydia Aubach), Patrick Heyn (Dr. Bechermann) sind ja immer noch viele bekannte Gesichter aus den ersten drei Staffeln mit dabei.

Wo ist denn für die neue Staffel gedreht worden?

Die Polizeiwache ist die altbekannte alte Schule in Bornheim-Hemmerich. Ansonsten ist fast alles in Kürten-Olpe im Bergischen Land gedreht worden. Dort steht auch das neue Gasthaus Aubach. Hinzugekommen sind als Drehorte die dortige Kirche und der Imbiss, der in Wirklichkeit eine Bäckerei ist.

Sie haben bisher nur sechs Folgen für die neue Staffel gedreht. Aus Skepsis?

Nein, natürlich wollen wir das fortsetzen. Aber erstmal sind wir gespannt auf die Reaktionen des Publikums.

Sechs Fragen an Sebastian Schwarz

Hallo Herr Schwarz. Sind Sie der neue Dietmar Schäffer?

Auf keinen Fall. Ich bin Heino Fuß, aber natürlich auch Dorfpolizist in Hengasch. Und ein großer Fan der Serie „Mord mit Aussicht“. Dass ich jetzt, nachdem ich als Zuschauer zuvor jede Folge gesehen habe, dieses Hengasch-Universum selbst als Schauspieler entdecken durfte, ist für mich ein großer Spaß gewesen.

sebastian schwarz

Sebastian Schwarz

Ziemlich große Fußstapfen sind das für Sie und Ihre Ermittlerkollegen?

Wenn man vor der Alternative steht, eine grandiose Serie für immer zu beenden oder einen wirklichen Neuanfang zu wagen, sollte man doch wenigstens versuchen die Erfolgsgeschichte fortzusetzen und dann eben auch noch mit diesen wirklich schrägen Geschichten die Johannes Rotter geschrieben hat.

Und da entdecken wir gemeinsam mit dem Zuschauer den Kosmos Hengasch hier und da auch wirklich neu.

Wird in der Serie aufgeklärt, wo Ihre Vorgänger abgeblieben sind?

Die Hauptfiguren werden in ehrender Erinnerung gehalten und natürlich wird der Zuschauer auch etwas über ihren Verbleib erfahren.

Wie haben Sie die Dreharbeiten erlebt?

Als großen Spaß. Die Menschen in Kürten-Olpe sind wahnsinnig nett gewesen, so offen und herzlich. Und einen Eisbecher gibt es in dem Ort. Ich habe noch keinen besseren gegessen.

Sind Sie zum ersten Mal im Rheinland gewesen?

Nein. Seit 2007 habe ich immer mal wieder in Köln gedreht. Köln ist meine Lieblingsstadt. Hier geht man alleine in die Kneipe und kommt zu fünft wieder heraus. Ich habe inzwischen viele Freunde in Köln.

Wie war die Zusammenarbeit mit den Kollegen für Mord mit Aussicht?

Toll. Ich muss gestehen, Petra Kleinert ist die Heldin meiner Kindheit gewesen, in der Serie Unser Lehrer Doktor Specht. Jetzt mit ihr und den anderen zusammenarbeiten zu können, ist einfach großartig. Wir hatten vom ersten Tag an alle sehr viel Spaß miteinander.

Rundschau abonnieren