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KunstpalastAusstellung in Düsseldorf zeigt das Licht als Quelle der Inspiration

Lesezeit 3 Minuten
Johann Jakob Frey (1813 bis1865) Wolkenstudie (bei Rom?), um 1835/1839 in der Ausstellung „Mehr Licht“ im Düsseldorfer Kunstpalast.

Johann Jakob Frey (1813 bis1865) Wolkenstudie (bei Rom?), um 1835/1839 in der Ausstellung "Mehr Licht" im Düsseldorfer Kunstpalast. 

Der Kunstkritiker und Buchautor Florian Illies kuratiert die Ausstellung „Mehr Licht. Befreiung der Natur“ im Düsseldorfer Kunstpalast. 

„Raus hier!“ Das war der Ruf der Freilichtmaler, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts auf einmal von der Stadt aufs Land aufmachten. „En plein air“ nannten die Franzosen das Malen im Freien, Plenairmalerei eben.

Reiz des Momentanen

Mit Pinsel und Mappe ging es zu Tümpeln, Mooren, Baumgruppen oder alten Gehöften.  Studien und Skizzen der Maler leben von der farbigen Impression. Denn in Öl ließ sich das Licht so abbilden, als sei es einem gerade erst aufgegangen.

Manch kleines Taschenformat vermittelt dabei weit mehr Frische als ein wandgroßes, durchkomponiertes Gemälde. In der Ausstellung „Mehr Licht. Die Befreiung der Natur“ im Düsseldorfer Kunstpalast atmet der Betrachter auch dort Weite ein, wo es eigentlich nur dümpelt.

Wie bei der „Partie an der Düssel mit Pestwurz“ des Jülicher Landschaftsmalers Johann Wilhelm Schirmer (1807 – 1863). Er malte einen Ausschnitt des Bachbetts im Schatten unter dichten Blättern, das Licht funkelt dazwischen nur so.

Andreas Achenbach zeigte das Meer in seiner Wasserstudie von 1835 schäumend hell, darunter ist dunkles Gestein zu erahnen. Fast schon abstrakt wirken die Angler an der Isar, die Johann Georg von Dillis (1759 –1814) in der Strandlandschaft positionierte.

Düsseldorfer Malerschule

Für Caspar David Friedrich und Camille Corot, die beide die Düsseldorfer Malerschule besuchten, war dabei immer wieder das sich wandelnde Licht eine Quelle der Inspiration. Ebenfalls ein Vertreter der Düsseldorfer Malerschule war Julius Rollmann (1827 – 1865). Er malte die Feuerstelle eines Schmieds in einer Felsnische. Rußgeschwärzt ist das Gestein, angesichts der Höhe des Felsen verliert sich das aber. Das Licht dominiert auch hier das Bild, es führt Regie.

Es sind viele Ansichten in der von Autor und Kunsthistoriker Florian Illies kuratierten Schau, die aus privatem Besitz stammen und bislang noch nie öffentlich zu sehen war. Insgesamt 170 Werke von 75 Künstlerinnen und Künstlern erlauben einen kurzweiligen Spaziergang durch die Museumsräume, die sich thematisch unter Überschriften wie „Schlechtes Wetter“, „Die Poetik des Raumes“, „Zauber der Farbe Grau“ oder „Im Land des Lichts“ gliedern.

Farben in Schweinsblasen

Bukolische Szenen oder Wolkenbilder sind dabei nicht immer der große Wurf. Aber das Flüchtige, der Reiz des Momentanen kommt zur Geltung. Die Ölstudie feierte ihre Blüte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert und dürfte in der Malerei noch vor dem Impressionismus einen Schub in Richtung Moderne bewirkt haben. Auch die Erfindung der Tube könnte dazu beigetragen haben, dass die Farbe, die die Künstler zuvor selbst angerührt und noch in Schweinsblasen verpackt hatten, nun nach draußen kam.

Meist verblieben die Skizzen in den Ateliers, wurden von Malerfreunden aber auch immer wieder übernommen, und das machte die Zuordnung mitunter schwer. Illies wird ein großes Verdienst zugerechnet, die Ölstudie und ihre Bedeutung für die Malerei in den letzten zehn Jahren populär zu machen.

Wie der Kurator hervorhebt, veränderten sich damals die Sehgewohnheiten. „Außergewöhnlich ist, dass die Ölstudien von den Künstlern nur für den privaten Gebrauch gemalt wurden, deshalb sind sie fast nie signiert und wurden zu Lebzeiten nicht ausgestellt“, erklärt der Kurator. 

Kurator und Buchautor

Im mittelhessischen Schlitz wurde Florian Illies 1971 geboren. Der Kunsthistoriker und Kunsthändler, der die Schau „Mehr Licht“ im Düsseldorfer Kunstpalast kuratierte, ist außerdem Journalist und Buchautor. Bekannt wurde er besonders durch seinen Bestseller „Generation Golf“ (2000), in dem er ein kritisches Bild der um 1970 geborenen Generation entwarf. 2012 erschien sein Bestseller: „1913: Der Sommer des Jahrhunderts“. Es war im Jahre 2012 das meistverkaufte Sachbuch Deutschlands, stand mehr als 70 Wochen auf der Bestsellerliste, wurde in 28 Sprachen übersetzt.

Bis 7. Mai, Di bis So 11 – 18 Uhr, Do 11-21 Uhr, Ehrenhof 4-5.