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Film Festivals CologneDiese acht Beiträge lohnen einen Besuch

Lesezeit 4 Minuten
Kinosaal

Symbolbild.

Köln – Auch bei der kommenden Ausgabe des Film Festivals Cologne, die vom 20. bis 27. Oktober stattfindet, hat man  die Qual der Wahl: Kino- oder TV-Produktion? Fiktion oder Dokumentation? Carolin Raab und Axel Hill haben sich eine Reihe der spannendsten Beiträge vorab angeschaut. 

An einem schönen Morgen

Der mit 10 000 Euro dotierte Hollywood Reporter Award für den besten fiktionalen Beitrag geht an Mia Hansen-Løve und ihren Film „An einem schönen Morgen“. Léa Seydoux glänzt hier in der Rolle der Sandra: eine alleinerziehende Witwe, die sich auf eine Beziehung mit einem verheirateten Freund einlässt, während sie einen Heimplatz für ihren an zunehmender Demenz leidenden Vater finden muss. Eine melancholische Gesellschaftskritik (die diversen Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen könnten aus einem Horrofilm stammen), die zuzeiten in tiefste Traurigkeit umschlägt (26.10., 19 Uhr). (HLL)

The Illusion of Abundance

Es ist ein klassischer Kampf „David gegen Goliath“: Bauern und indigene Bevölkerung in Lateinamerika legen sich mit Großkonzernen an, die sich ihr Land und die dort befindlichen Ressourcen unter den Nagel reißen wollen. Der Kampf der Menschen findet auf der Straße, vor Gericht oder vor der eigenen Haustür statt – und für manche Aktivisten endet er tödlich. Eine nachdenklich machende Doku von Erika Gonzalez Ramirez und Matthieu Lietaert, die die Frage aufwirft, ob das Zeitalter des Kolonialismus je wirklich geendet hat. (22.10., 18.30 Uhr) (crb)

Reeperbahn Spezialeinheit FD 65

1980 wurde in Hamburg eine besondere Spezialeinheit gegründet, die die mafiösen Strukturen in St. Pauli zu Leibe rückte. Pikant und problematisch: Auch Polizisten waren in die kriminellen Aktivitäten verstrickt. Eine Doku, die spannend ist wie ein Krimi: Bildsprache, Schnitt, Musik und Sound vermischen Retro und Elemente moderner True-Crime-Serien zu einem packenden Fünf-Teiler, der einen ungeheuren Sog erzeugt (23.10., 19 Uhr). (HLL)

Wir sind dann wohl die Angehörigen

1996 wird der Publizist und Sozialforscher Jan Philipp Reemtsma nachts vor seinem Haus entführt. Das Leben von Ehefrau und Teenagersohn gerät dadurch völlig aus den Fugen.

Festivalzentrum

Der größte Teil der Beiträge wird im Filmpalast am Rudolfplatz gezeigt, einige Veranstaltungen finden im Filmhaus statt. Komplettes Programm unter filmfestival.cologne (EB)

Gemeinsam mit Betreuern und Polizisten versuchen sie, einen Anschein von Normalität zu bewahren, während sie auf die Freilassung ihres Manns und Vaters hoffen. Der auf dem echten Entführungsfall basierende Spielfilm erzählt auf eindringliche Weise, aber ohne unnötige Dramatisierung von den nervenzerreißenden Wochen des Wartens und der Frustration der Familie nach mehreren gescheiterten Lösegeldübergaben (25.10., 19.30 Uhr sowie 26.10., 16.30 Uhr). (crb)

The Matchmaker

Nicht nur Männer, sondern auch zahlreiche Frauen aus westlichen Staaten reisten nach Syrien und in den Irak, um die Terrormiliz IS zu unterstützen. Eine davon ist die Britin Tooba Gondal, die über soziale Netzwerke systematisch junge Frauen angeworben haben soll, damit sie IS-Kämpfer heiraten. Die italienische Filmemacherin Benedetta Argentieri hat Gondal 2019 in einem Camp in Syrien getroffen und interviewt. Eine unaufgeregte und trotzdem packende Dokumentation, die einem Schauer über den Rücken jagt – und für die Benedetta Argentieri den mit 10 000 Euro dotierten phoenix-Preis für die beste Dokumentation erhält (26.10., 20.30 Uhr). (crb)

The Sound of Cologne

Kölns Herz schlägt im Takt elektronischer Musik. Regisseurin Kristina Schippling blättert durch die verschiedenen Kapitel der musikalischen Geschichte im Schatten des Doms – beginnend beim legendären Studio des WDR über Bands wie Can oder Dunkelziffer bis hin zu den verschiedenen Stilen der Clubkultur und neuen Experimenten. Eine Reise mit vielen Zeitzeugen und bereits verstorbenen Protagonisten – und sehr viel Musik, die aber auch ungeübte Ohren nie über Gebühr strapaziert. Dies „unterlegt“ sie mit einer rhythmisch getakteten Bilderflut, die Köln als urbanes Schauermärchen präsentiert (23.10., 19.30 Uhr). (HLL)

Der Illusionist

Ist er ein beratender Kunstliebhaber oder ein selbstverliebter Schwätzer? So oder so ist Helge Achenbach ein verurteilter Betrüger (sechs Jahre Haft), der seinen Opfern, den Albrecht-Erben, 16,1 Millionen Euro Schadenersatz zahlen muss. Regisseurin Birgit Schulz lässt Weggefährten zu Wort kommen, aber gibt Achenbach selber auch sehr viel Raum. Nach interessanten 94 Minuten kommt man zum selben Schluss wie seine Ex-Frau: Er hat nicht dazugelernt (25.10., 19 Uhr und 26.10., 14 Uhr). (HLL)

Vamos A La Playa

Benjamin, Katharina und Judith fliegen nach Kuba, um dort nach Katharinas Bruder zu suchen, der sich länger nicht mehr gemeldet hat.

Zwischen sommerlicher Leichtigkeit, die in den besten Momenten an Eric Rohmer erinnert, und bisweilen leicht angestrengter Sozialkritik erzählt Regisseurin Bettina Blümner von einer Dreiecksbeziehung mit wechselnden Konstellationen (21.10., 19.15 Uhr, und 22.10., 16 Uhr). (HLL)

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