Foto-SammlungMuseum Ludwig nimmt Abschied von Lady Gruber

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Dada-Künstler Man Ray mit Renate Gruber. Ein Bild aus der Ausstellung "Kiss, kiss" im Museum Ludwig.

Dada-Künstler Man Ray mit Renate Gruber. Ein Bild aus der Ausstellung "Kiss, kiss" im Museum Ludwig.

Anlässlich des Tods der Kölnerin Renate Gruber zeigt das Museum Ludwig unter dem Titel "Kiss, kiss" Bilder aus dem Umfeld der Sammlerin. Darunter sind berühmte Persönlichkeiten wie Man Ray oder Annie Leibovitz.

Ein Kuss unter dem Mistelzweig soll dem Paar Glück für das Jahr bringen. Fotos, welche die im Oktober verstorbene Sammlerin Renate Gruber mit ihrem Mann Leo Fritz Gruber zeigen, beweisen, dass es wirkt.

Denn so wie die amerikanische Fotografin Annie Leibovitz Renate und Fritz Gruber in ihrem Garten ihres Hauses in Braunsfeld abbildete, strahlen sie Geborgenheit und Freude aneinander aus – eben ein Stück vom Glück.

Gastfreundschaft

Unter dem Titel „Kiss, kiss in memoriam Lady Renate Gruber“ sagt ihr das Museum Ludwig nun mit einer Präsentation im Fotoraum Adieu. Zu sehen sind Werke aus der Sammlung und dem Archiv Gruber zusammen mit Ansichten aus ihrem Haus, das für viele eine besondere Art von Institution in Köln war. Hier wurden Feste gefeiert, befreundete Fotografen aus aller Welt bewirtet. Viele Szenen hielten diese in ihren Bildern fest.

In einem Audiovideo spricht Renate Gruber über die Photokina, die ihr Mann zwischen 1950 und 1980 organisierte. Es war eine völlig neue Erfahrung. Denn bis Museen und Galerien Fotos ausstellten, sollte es noch etwas dauern. Die Bilderschauen in Köln waren nach dem Krieg Bezugspunkt für alle, die das Medium und seine künstlerischen Entfaltungsmöglichkeiten erkannten.

Die Kölner Messe wurde schon bald zum Mekka für höchste Fotokunst. 1951 stellte August Sander, 1956 Erich Salomon aus. Es entstanden Freundschaften, Bindungen und viele bedankten sich bei den Grubers mit einem Foto. Oder das Ehepaar kaufte von ihnen ein Bild.

Haus Gruber im Bild

Im Jahr 2000 fotografierte Candida Höfer die menschenleeren Räume des Hauses Gruber in Köln-Braunsfeld. 1957 hatte L. Fritz Gruber es gekauft, 1959 zog Renate Gruber ein. Höfer hielt die Atmosphäre mit Bildern und Büchern, Möbeln, Vasen, dem Flügel und dem stets über dem Sofa hängenden Mistelzweig fest.

Im Video erklärt Renate Gruber, wie wunderbar es für ihren Mann und sie war, die Bilder um sich zu haben. „Es war ein persönliches Glücksgefühl“, sagte sie. Später freute sie sich, wenn sie sie in Ausstellungen des Museum Ludwig sah.

Bereits 1977 wurde durch den Ankauf von 934 Werken aus der Sammlung von L. Fritz und Renate Gruber der Grundstock für die Sammlung Fotografie am Museum Ludwig gelegt. Von Eugène Atget bis Edward Weston spannt sich der mittlerweile klassische Kanon der Fotogeschichte des 20. Jahrhunderts darin auf.

Persönlicher Einblick

Im Laufe der Jahrzehnte kamen hunderte weitere Werke und umfangreiche Archivmaterialien hinzu. Die jetzige Ausstellung gibt einen sehr persönlichen, anrührenden Einblick. Man Ray, mit dem Gruber zwei Jahrzehnte lang beruflich und freundschaftlich verbunden war, setzt auf einem Bild den Hut von Renate Gruber auf.

Die Situationskomik des Dadaisten springt an. Der US-Fotograf, Filmregisseur, Maler und Objektkünstler steht mit Fotos von Lippen an Lippen quasi Pate für den Titel „Kiss, kiss“. Er gestaltete auch eine DIN A4 Umschlag, mit dem die Zeitschrift Ars mundi in Serie ging. Sein Zitat: „Alleinige Wirklichkeit, die ihr seid, küsse ich euch mit allem, was von mir bleibt: meinen eigenen Lippen.“

Bis 12. März, Di bis So 10 – 18 Uhr, Bischofsgartenstraße 1.

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