Alt-Meister Plácido Domingo war Gaststar der Gala „Nessun Dorma“ in der Oper Bonn.
Rückkehr eines OpernstarsPlácido Domingo begeistert bei der Gala „Nessun Dorma“ in Bonn

Plácido Domingo sang bei der Gala „Nessun Dorma“ in der Oper Bonn.
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Plácido Domingo ist der Ludwig Sebus der internationalen Opernwelt: Gefeiert allein schon dafür, dass es ihn im öffentlichen Leben noch gibt, er noch auf die Bühne kommt, ein Zeitzeuge einer vergangenen Ära ist. Große Freude daher, als Domingo als Haupt-Act der italienischen Operngala „Nessun Dorma“ in der Oper Bonn auf der Bühne stand.
Vor 31 Jahren war der aus Spanien stammende Opernstar zuletzt in Bonn zu Gast, damals auf der Höhe seiner internationalen Beliebtheit – als „3 Tenöre“ war er mit Luciano Pavarotti und José Carreras auch Popstar mit Stadionformat.
Auch mit 84 weiter unterwegs
Seitdem ist sein sinnlicher Tenor nachgereift zum Bariton und hat nun, ganz natürlich bei einem 84-Jährigen, deutlich an Volumen und Kraft verloren. Sein Motto war aber immer, „wenn ich raste, roste ich“, daher tritt er weiterhin auf, zuletzt im Januar in der Kölner Philharmonie, nun also in Bonn vor ausverkauftem Haus. Die Tenor-Arie „Nessun Dorma“ aus Puccinis „Turandot“, Motto des Abends, sang er als Party-Knaller vor der Pause selbstverständlich nicht, sondern der Italiener Stefano La Colla.
Plácido Domingo brachte eine ganze Riege an hochmotivierten Sängern und Sängerinnen mit, band aber auch Künstler und Künstlerinnen aus dem Bonner Ensemble mit ein, genau wie Chor und Extrachor. Zu Hören gab es beliebte Nummern wie den „Gefangenenchor“ aus Verdis „Nabucco“ oder „Una furtiva lagrima“ aus Donizetti „L’elisir d’amore“ (gesungen von Ioan Hotea), aber auch nicht ganz so populäre Passagen aus Verdis „Simon Boccanegra“.
Überflüssiger Schlagerfuzzi
Das Beethoven Orchester unter Generalmusikdirektor Dirk Kaftan fand einen charmanten italienischen Klang, ohne in Kitsch zu verfallen. Wohl um das Gala-Flair in der Präsentation ironisch zu brechen, war Schauspieler Hanno Friedrich überflüssigerweise als moderierender Schlagerfuzzi engagiert. Das überwiegend lebensältere Publikum hätte die Musik auch ohne Mätzchen genossen.
Plácido Domingo, wohlgelaunt wie schon bei seinen auf Social Media gezeigten Besuchen im Beethovenhaus und der Bonner Altstadt, hatte seine Nummern geschickt gewählt: Es waren nicht die, die jeder im Ohr hat und daher direkt mit den inneren Referenzaufnahmen vergleichen kann.
Bittersüßes „Granada“
„Suona ogni labbro il mio nome“ aus „Simon Boccanegra“, „Nemico della patria“ aus „Andrea Chénier“, „Udiste? Vivra!“ aus „Il Trovatore“ oder, „Pietà, rispetto, amore“ aus „Macbeth“. Wo nötig, stützten die Stimmen der Mitsolisten.
Als letzte Zugabe sang Domingo jedoch „Granada“, seine Paradenummer seit Jahrzehnten, nur vor allem Erinnerung an alte Zeiten. Es war ein bittersüßes Ende, denn es mahnte an Vergänglichkeit und entließ mit dem Gedanken: Irgendwann ist Domingo nicht mehr da, um für uns sein „Granada“ zu singen. Und das wird sehr traurig sein.
