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Jazzpreis in KölnHätte man um diesen Leuchtturm kämpfen sollen?

Lesezeit 4 Minuten
Im letzten Jahr gab es im E-Werk Standing Ovations für Ehrenpreisträger Alexander von Schlippenbach.

Im letzten Jahr gab es im E-Werk Standing Ovations für Ehrenpreisträger Alexander von Schlippenbach.  

Nach nur zwei Jahren in Köln wird der Deutsche Jazzpreis ab dem kommenden Jahr leider wieder in Bremen verliehen.

Wenn am Freitagabend im E-Werk zum zweiten Mal der Deutsche Jazzpreis in Köln verliehen wird, ist das gleichzeitig auch das letzte Mal hier. Zwar war von Anfang an geplant, dass der Preis nur zwei Jahre lang am Rhein stattfindet: „Eine dauerhafte Verankerung in Köln war ursprünglich nicht vorgesehen“, teilt die Stadt auf Anfrage der Rundschau mit.

Deutsche Jazzpreis-Verlegung nach Bremen sorgt für Unmut

Wenn die Stadt dann aber weiter sagt, „dass Bremen nun erneut Ausrichter wird, widerspricht eigentlich der ursprünglichen Idee des Wanderns“, klingt da zwischen den Zeilen ein gewisser Unmut mit.

Der Musiker Janning Trumann ist nicht nur Organisator der Cologne Jazz Week und gehört zu jenen, die die Bewerbung, die Verleihung nach Köln zu holen, „mit angeschoben hat. Und wir haben damit damals ein ziemlich gutes Fass aufgemacht, denn Bremen hätte ihn eigentlich gerne behalten.“ Natürlich wäre es jetzt, „schön gewesen, den Preis hier zu halten. Und vielleicht wäre das ja auch gegangen“, spekuliert Trumann und gibt zu: „Wir haben da auch ehrlich gesagt, nicht ganz viel Gegenwehr geleistet.“

Bedeutung der Verleihung für die Kölner Jazzszene

Kornelia Vossebein, die künstlerische Leiterin des Stadtgartens, hat als eine der drei Sprecherinnen der Bundeskonferenz Jazz die Auszeichnung mit aus der Taufe gehoben in der Nachfolge des vor einigen Jahren eingestellten Echo Jazz. „Es ist immens wichtig, den Jazzpreis zweimal in Köln gehabt zu haben. Es gab von Anfang an viele Kölner Gewinnerinnen und Gewinner, und das wird auch so bleiben, weil die Szene hier einfach sehr stark ist egal, wo die Verleihung stattfindet.“ Aber es sei „schade, eine Veranstaltung zu verlieren, die der Stadtgesellschaft sagt: ‚Wenn ihr es nicht schon wusstet, das ist ein wichtiges Genre’“.

Urs Benedikt Müller gehört mit zu den Preisträgern der ersten Stunde: Das Loft wurde 2021 und 2023 als Beste Spielstätte ausgezeichnet. Und die Idee, die Verleihung wieder an die weltweit größte Fachmesse „Jazz Ahead“ in Bremen, anzuschließen, hält er grundsätzlich für eine gute Idee. Viele Künstler und damit auch Nominierte sowie Fachpublikum seien dann praktisch schon vor Ort.

Schwierigkeiten durch fehlendes Rahmenprogramm

Aber letztes Jahr im E-Werk habe man gesehen, dass es auch ohne Messe gehe. „Es war rappelvoll, es war tolle Stimmung. Aber dieses Jahr habe ich schon von einigen nominierten Künstlerinnen und Künstlern gehört, dass sie nicht kommen werden: weil sie auf Tour sind, weil sie einen Gig haben, weil sie einfach sagen, dass es sich nicht lohnt, für einen einzigen Abend anzureisen.“

Deshalb sei schon im vergangenen Jahr innerhalb der Szene über den Versuch diskutiert worden, ein Rahmenprogramm inklusive der nominierten Künstlerinnen und Künstler zu gestalten. „Diese Idee wurde aber nicht weiter verfolgt.“

Härtere Töne schlägt Martin Laurentius vom Kölner Fach-Magazin „Jazz Thing“ an. „Ich bin mir sicher, dass der Preis, was die Szene hier vor Ort angeht, keine so große Bedeutung hat. Sie ist mittlerweile so groß, dass sie ihn für die Wahrnehmung des Jazz in der Stadt und darüber hinaus eigentlich nicht mehr braucht. Die Verleihung mit der Gala hat man in Köln natürlich wahrgenommen – und feiert hinterher auf der Aftershow-Party auch gerne mit.“

Weiterentwicklung der Kölner Jazz-Initiativen

Kornelia Vossebein hofft aber auch, dass die Gelder, die die Jazzpreis-Verleihung zwei Jahre lang gebunden hat, jetzt in neue, andere Vorhaben mit internationaler Strahlkraft umgewidmet werden.

Das nächste internationale Projekt steht schon an: Im September 2026 soll die European Jazz Conference drei Tage lang rund 500 Fachleute nach Köln locken, eine Tagung über wichtige Themen.

„Wir reden über Kooperationen, Verbandsarbeit, Entwicklungen in der Musik und natürlich letztendlich auch immer um Geld“, überschlägt Janning Trumann das Programm. Und die Konferenz werde auch als Möglichkeit genutzt, dass sich bei Konzerten hiesige Musikerinnen und Musiker präsentieren können.

Und die Zukunft des Jazzpreises? „Aber es ist insgesamt eine sehr starke Werbung und ein Aushängeschild für unsere lokale und international wirkende Jazzszene. Eine Rückkehr des Preises nach Köln bleibt deswegen perspektivisch denkbar“ heißt es vonseiten der Stadt Köln.

Jochen Axer vom King Georg sieht es pragmatisch: „Egal ist, wo der Preis stattfindet, Hauptsache, er findet statt.“