Mit Michael Endes „Wunschpunsch“ findet die letzte Vorstellung im Saal 3 des Staatenhauses statt. Regisseurin Eike Ecker und Bühnenbildner Uli Schulz bringen das märchenhafte Stück dort auf die Bühne.
Kinderoper Wunschpunsch in Köln„Mal ein bisschen Schreck und Grusel ist gar nicht verkehrt “

Regisseurin Eike Ecker und Bühnenbildner Uli Schulz arbeiten am Wunschpunsch.
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Der Wunschpunsch wirkt hochaktuell: Zwei Bösewichte werkeln im Pakt mit dem Teufel in der Giftküche, um die Welt zu himmeln. Ist die Kost zu hart für Kinder?
Uli Schulz: Mal ein bisschen Schreck und Grusel ist gar nicht verkehrt. Als Kind habe ich diese Geschichten eigentlich immer gemocht. Kinder lieben den Teufel, besonders, wenn er dann eins auf die Rübe kriegt. Eike Ecker: Eine gewisse Lust am Bösen ist den Erwachsenen und ebenso den Kindern zu eigen. Kinder können untereinander auch grausam sein.
Und wo holen Sie die Kinder ab? Was ist die Geschichte, dass sie eine Perspektive vermittelt bekommen bei all den Unholden?
Schulz: Dass man sich gegen solche Nasen auch wehren kann. Dass man nicht alles glauben sollte, was man sieht, und nicht denkt, alles passiert einfach so. Sondern dass man den Sachen auf den Grund gehen sollte und prüfen, woher was kommt.
Die Kinder sitzen hier frontal zum Labor von Zauberer Beelzebub Irrwitzer und seiner Tante Tyrannja Vamperl. Das Soll der bösen Taten haben sie kurz vor Jahresende noch nicht erfüllt ...
Ecker: Der Zauberer und seine Tante besitzen jeweils eine Hälfte eines Rezeptes des Wunschpunschs und müssen sich, obwohl sie sich von Herzen abgeneigt sind, zusammentun, um dieses Gebräu an Silvester bis 0 Uhr zu brauen, zu trinken und sich dabei die scheußlichsten Dinge für die Welt zu wünschen. Die Schwierigkeit besteht nun aber darin, dass sie ausspioniert werden. Und zwar von Haustieren.
Von der Krähe Krista und Kater Maurizio. Hinter ihnen steht der Hohe Rat der Tiere, und diese behalten am Ende die Oberhand. Wie schaffen sie das?
Ecker: Die Tiere haben bemerkt, dass auf der Welt etwas nicht stimmt. Es sind so viele Umweltkatastrophen, so viele Kriege im Gange. Aber der Zauberer und seine Tante merken, dass sie Spione im Haus haben. Sie wollen vor dem Rat der Tiere so tun, als würden sie sich ganz wundervolle Sachen wünschen: Dass die Erde gerettet wird, die Bäume erhalten bleiben, und dass es keine Überflutungen mehr gibt.
Das klingt doch erstmal gut ...
Ecker: Ja, aber was sie in Wirklichkeit tun, ist, dass sie das Rezept des Wunschpunschs mit der Umkehrwirkung benutzen. Das heißt, sobald man diese Wünsche vor 0 Uhr ausspricht, kehren sich diese in das Gegenteil um. In Michael Endes Buch suchen sie sich dafür Rat im Kirchturm. Bei uns ist das der Dom.
Und den bringen Sie etwa im Staatenhaus auf die Bühne?
Schulz: Technisch ist das mit der Raumhöhe leider nicht machbar (lacht). Daher haben wir ein Video mit der Drohne gedreht. Bis ganz oben zum Dicken Pitter. Ecker: Dort steht die Figur des Heiligen Silvester. Der wird immer kurz vor 0 Uhr einmal im Jahr lebendig, um zu schauen, ob auf der Welt alles in Ordnung ist. Und den suchen Krähe und Kater auf und bitten ihn, dass die Glocke früher läuten kann, damit die Umkehrwirkung eliminiert wird. Dadurch würde alles, was man sich wünscht, tatsächlich so passieren, wie man es sich wünscht.
Klingt ziemlich ausgeklügelt. Aber wie haben Sie es denn geschafft, im Bereich des Weltkulturerbes mit einer Drohne zu filmen?
Schulz: Die Erlaubnis muss man beim Flughafen einholen, vom dortigen Tower aus wurde gefunkt, wann wir die Drohne fliegen lassen können. Das ging nur in einem Abstand von 50 Metern, und es musste dunkel sein. Trotzdem waren wir innerhalb von 30 Sekunden von Polizei umringt. Ecker: Da wir die Aufnahmen im Sommer gemacht haben, lassen wir es im Film mit Hilfe von KI schneien. Überall fällt Schnee, auch auf den Dom und den Vorplatz. Verjüngen können wir die Akteure mithilfe der KI so, wie im Stück vorgesehen.
Das Bühnenbild ist ein riesiges Labor für den Wunschpunsch, und die großen Topfpflanzen sehen irgendwie gar nicht gesund aus.
Schulz: Die haben wir aus dem Finanzamt gestohlen (lacht). Nein, es sind künstliche Pflanzen, die wir zusätzlich noch grau angesprüht haben. Auf dem Monitor gibt es einen Live-Einblick ins Reagenzglas.
Der Wunschpunsch wird die allerletzte Produktion im Staatenhaus Saal 3, im Januar kommt die Abrissbirne. Werden Sie dieser Bühne nachtrauern?
Ecker: Das Staatenhaus hat Möglichkeiten, die Theaterschaffenden so leicht nicht geboten werden, weil hier die Räume total aufgelöst sind. Den tatsächlichen Raum für das Theater muss man jedes Mal neu erfinden. Daher haben wir das Staatenhaus sehr zu schätzen gelernt, man denke nur an die 360-Grad-Bühne für Bernd Alois Zimmermanns „Soldaten“. Aber auf der anderen Seite freuen wir uns sehr auf unsere traumhaft schöne neue Kinderoper am Offenbachplatz.
Aber bis zum Herbst 2026 dauert es ja noch. Was machen Sie bis dahin, wenn Anfang nächsten Jahres erste bauliche Veränderungen für die künftige Musicalspielstätte, von ATG-Entertainment vorgenommen werden?
Ecker: Oh, wir haben ja die sogenannte Koexistenz mit dem Musical. Das heißt, wir spielen natürlich weiter Oper und bieten dem Publikum auch weiterhin großartiges Theater an. Die Kinderoper geht für eine Produktion („Freikugeln“ im April) in das Comedia Theater. Und unsere mobilen Produktionen werden in Schulen präsentiert.
Zu Michael Endes Zaubermärchen „Der Wunschpunsch“ von 1990 komponierte Elisabeth Naske 2014 nach dem Libretto von Theresita Colloredo ein kurzweilig instrumentiertes Singspiel. Die Partitur wechselt zwischen barocken Accompagnato-Rezitativ und moderner Atonalität. Gershwin stand Pate für gemütvollen Swing.
Dirigent Rainer Mühlbach und das Gürzenich-Orchester werden zur Giftküche also delikate Klänge liefern. Premiere der Familienoper ist am 25. Oktober, 15 Uhr in Saal 3 des Staatenhauses. Weitere Vorstellungen bis 28. Dezember.