„Danke, dass wir vor 30 Jahren einen Traum träumen durften“Fettes Brot verabschieden sich mit neun Zugaben aus Köln

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Die drei Männer der Gruppe Fettes Brot halten ein Mikro in der Hand und reißen den anderen Arm hoch in die Luft.

Fettes Brot während der Abschiedstour.

Nach 30 Jahren Bandgeschichte haben die Jungs von Fettes Brot am Donnerstag ihr Abschiedskonzert in Köln gespielt.

Auf seiner letzten Ausfahrt legt der Kutter „Yasmin“ auch in der Lanxess-Arena an. Punkt 20.45 Uhr schippern die drei Steuermänner Doktor Renz, König Boris und Björn Beton mitsamt ihrer (musikalischen) Besatzung ein. Stilecht vor der Kulisse des Hamburger Hafens mit seinen Containern und Ladekränen, darüber eine Möwe in derart monströsem Format, dass Artgenosse Jonathan kreischend davon flattern würde. Nur die Shanties fehlen noch. Aber dafür gibt es auf der „Fettes Brot…is history“-Abschiedstour 2023 jede Menge Hits der deutschen Hip-Hopper.

In 27 Jahren, angefangen vom ersten Album „Auf einem Auge blöd“ (1995) bis zum letzten veröffentlichten Stück „Brot weint nicht“ (2022), kommt da Einiges zusammen. Auch in der so gut wie ausverkauften Arena. Nur oben unterm Dach sind noch vereinzelt Plätze frei. Aber wer will da schon sein? Im Innenraum, da brennt die Luft. Vom ersten Moment an, wenn die fantastischen Drei ihre Fans mit „Jein“ zurück ins Jahr 1990 katapultieren, bis hin zur Hymne auf „Schwule Mädchen“, die um kurz nach 23 Uhr den grandiosen Abend beschließt.

Ohne Abschiedsworte geht´s natürlich nicht

Ohne Abschiedsworte geht´s natürlich nicht, und die klingen richtig gut, auch wenn das Bild, das da zum Einsatz kommt, ein bisschen schief hängt: „Danke, dass wir vor 30 Jahren einen Traum träumen durften, von dem wir noch nicht einmal wussten, dass man ihn träumen kann.“ Weil das 1922 gegründete Trio vom Erfolg nicht lediglich nur geträumt, sondern ihn tatsächlich gehabt hat. Um dann, im August 2022, seine Auflösung zu verkünden.

Tränenreich wird’s dennoch nicht, sondern dynamisch. Bisweilen schwingen die Frontmänner ihre Beine so hoch, als wollten sie in den Folies Bergère auftreten, sie hopsen auf und nieder wie die Gummibälle, vollführen Scherensprünge und ihre synchronen Side-Kicks sind beinahe boybandverdächtig. Das Publikum hopst begeistert mit, es la-o-lat, strudelt und pogt, kurzum: hat jede Menge Spaß. Und das ist bei Fettes Brot die Hauptsache.

Ordentlich druckvoll rübergebracht, kommt selbstironisches Eigenlob („Der beste Rapper ist offensichtlich ich“) ebenso gut an, wie die flächendeckende ewige Liebe („Für immer immer“) und die „Wackelige Angelegenheit“ ist alles andere als wackelig, sondern eine bombensichere Bank. Mit „Nordisch bei Nature“ und „Emanuela“ geht es kurz vor 22 Uhr in die Zielkurve. Auf „Brot weint nicht“ folgen satte neun Zugaben, auch das gehört zur geliebten Tradition einer Gruppe, die sich mit einer schlappen 90-Minute-Terrine nie zufrieden geben würde. Zum Schluss dann noch ein gewagtes Versprechen: „Wenn wir eine Party schmeißen, seid ihr eingeladen!“. Was selbst in der größten Hütte eng werden dürfte.

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