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Kolumba in KölnKarin Kneffel bekommt Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken geehrt

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Strahlt vor ihrem unbetitelten Kunstwerk in Kolumba: Karin Kneffel.

Strahlt vor ihrem unbetitelten Kunstwerk in Kolumba: Karin Kneffel.

Karin Kneffel erhielt in Köln den Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken. Sie ist die elfte Preisträgerin und reiht sich ein in eine Reihe prominenter Vorgänger.

Eigentlich sei Kolumba als Veranstaltungsort nicht sonderlich geeignet, befand Direktor Stefan Kraus anlässlich der Verleihung des Kunst- und Kulturpreises der deutschen Katholiken an die Malerin und Grafikerin Karin Kneffel am Mittwochabend.

Der Preisträgerin aber bot das Kunstmuseum des Erzbistums Köln einen würdigen Rahmen. In unmittelbarer Nähe zur Installation „Tragedia civile“ von Jannis Kounellis platziert, gelangte ihr in Goldtönen gehaltenes Gemälde einer mit Wassertropfen benetzten Glasscheibe zu bannender Wirkung.

„Da baut sich etwas auf“, stellte Kraus denn auch zu Recht fest. Einziger Wermutstropfen: Das Werk befindet sich nicht im hauseigenen Bestand, sondern ist eine Leihgabe des Sammlers Thomas Olbricht.

Mit der Auszeichnung, die seit 1990 abwechselnd alle zwei bis vier Jahre verliehen wird, wolle man „ein Zeichen setzen für die existenzielle Bedeutung von Kunst und Kultur“, wie Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz betonte, der den Preis gemeinsam mit Irme Stetter-Karp, der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, verlieh.

Der höchste Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken

Mit Karin Kneffel wird erstmals eine Bildende Künstlerin geehrt. Sie ist die elfte Preisträgerin und reiht sich ein in eine Reihe prominenter Vorgänger, zu denen auch ihr Lehrer Gerhard Richter und Peter Zumthor, der Architekt von Kolumba, gehören.

Der mit 25.000 Euro dotierte Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken ist die höchste Auszeichnung der katholischen Kirche auf dem Kultursektor. Sie wird in den Sparten Literatur, Architektur, Musik, Film, Bildende Kunst, Theater und Tanz vergeben und hat internationales Profil.

Eine hochkarätig besetzte Jury, darunter die frühere Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Guido Schlimbach, der Leiter der Kunststation St. Peter, hatte sich für Karin Kneffel entschieden.

Faszination durch gebrochene Betrachterperspektiven

Ihre monumentalen Gemälde faszinierten durch „unterschiedlich gebrochene Betrachterperspektiven“, in denen „Symbolismus und Realismus, Ikonographie und Oberfläche, Kunst und Leben ebenso überraschend wie reizvoll aufeinandertreffen“, so die Begründung.

Kneffel, die an der Kunstakademie Düsseldorf studiert hat, sei „Garantin dafür, dass Bildende Kunst sinnlich bleibt“, und ihre Inhalte verkörperten „Ahnungen größter Intensität“. Dies trifft insbesondere ihren jüngsten Gemäldezyklus „Face of a woman, Head of a child“ (Gesicht einer Frau, Kopf eines Kindes) zu. Hier greift sie die christliche Ikonographie von Maria mit dem Jesuskind auf, die sie aber auf getrennten Leinwänden darstellt und ihnen ohne Schleier und Heiligenschein eine eigene Würde verleiht. „Maria und Jesus erscheinen inkognito sehr präsent, sehr nahbar“, wie Bischof Bätzing konstatierte.

Kneffels spielerischer Umgang mit Perspektiven

„Karin Kneffel führt Betrachter auf falsche Fährten“, befand Stefan Kraus angesichts ihres Gemäldes einer regennassen Scheibe, von der übergroße Wassertropfen abperlen, „Jeder einzelne Tropfen erzählt etwas völlig anderes“, so Kraus in seiner Bildbetrachtung, und ließe eine „Ebene des Imaginären“ entstehen.

Karin Kneffels Bildwelt animiert zum genauen Hinsehen. Was sich auf einer zweiten Ebene ereignet, lässt sich nur erahnen. Sie eröffne eine „Wirklichkeitserfahrung, die uns nur die Malerei bieten kann“, ist Kraus überzeugt und gestand, dass er dem vermeintlichen Realismus von Kneffels Werken mit ihren optischen Fallen zunächst „auf den Leim gegangen“ sei.

Wegweisende Werke in der Tradition der Bildenden Kunst

Die Künstlerin gab in ihrer Dankesrede zu, dass sie den Preis zuvor nicht kannte, ihn aber „mit Dankbarkeit und Freude“ entgegen nehme. Er stelle ihr Werk in eine Tradition, in der Kunst immer mehr war als bloßes Abbild. Kunst könne vielleicht ein Mittel sein, Menschen stärker mit der Kirche in Kontakt zu bringen, so ihre Hoffnung.

Auf die Hintergründigkeit ihrer Malerei verweist das Diktum, das sie den zahlreichen Anwesenden mit auf den Heimweg gab: „Die Malerei ist für mich wie ein Haltegriff, der im Moment des Zugreifens wieder verschwindet.“

Karin Kneffels unbetiteltes Werk ist derzeit im Rahmen der aktuellen Jahresausstellung „Make the secrets productive!“ zu sehen, die noch bis zum 14. August 2026 lauft.