Verleihung in KölnPianist Kenny Barron gewinnt Deutschen Jazzpreis 2024

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Köln: Der US-amerikanische Jazz-Pianist Kenny Barron hat den Deutschen Jazzpreis 2024 gewonnen.

Köln: Der US-amerikanische Jazz-Pianist Kenny Barron hat den Deutschen Jazzpreis 2024 gewonnen.

Der Deutsche Jazzpreis 2024 ehrt Kenny Barron als internationalen Künstler des Jahres und prämiert Mirna Bogdanovics Album „Awake“.

Ist das ein anderes Klavier? Und wo ist der Bass? Kenny Barron spielt ihn locker mit der linken Hand am Flügel. Seine rechte Hand scheint da gerade so eine Art Sonatensatz im Jazz zu spielen, wohltemperiert. Ein Pianist, bei dem man sich fragt, ob er etwa ein ganz eigenes, anderes Instrument dabei hat.

Jazzpreis auch 2025 in Köln

Nein, es ist der gleiche Steinway, der bei der Verleihung des Deutschen Jazzpreises schon den ganzen Abend da auf der Bühne steht. Aber Barron streichelt die Tasten am Ende einfach so hinreißend, dass das Publikum regelrecht die Luft anhält. Barron ist 80 Jahre alt. Und: „Glücklich, hier zu sein. Ich habe alte Weggefährten getroffen. Es ist ein tolles Gefühl, außerhalb USA einen Preis zu bekommen.“ Der US-amerikanische Pianist hat den Deutsch en Jazzpreis 2024 gewonnen.

Er zählt zu den renommiertesten Vertretern des modernen Jazz-Pianos und wurde daher in der Kategorie „Künstler des Jahres ausgezeichnet.“ Als „Ensemble des Jahres“ wurde das Shuteen Erdenebaatar Quartet geehrt und als „Album des Jahres“ kürte die Jury „Awake“ der Berlinerin Mirna Bodanovic. Ensemble des Jahres international ist „Irreversible Entanglements“.

Die Initiative Musik, die Stadt Köln und das Land NRW richteten die Gala gemeinsam aus. Auch im kommenden Jahr soll die Musik in Köln spielen, das mehrfach wegen seiner hochkreativen Szene gelobt wurde. „Köln und der Jazz haben eine große Gemeinsamkeit: Die Lust an der Improvisation“, befand Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Und offenbar schon mit Tradition.

Preis für Alexander von Schlippenbach

Der Berliner Jazzpianist Alexander von Schlippenbach (86) studierte in Köln unter anderen bei Bernd Alois Zimmermann, 1968 organisierte er in der Stadt eines der „Anti-Festivals“. Im E-Werk wurde er in der Kategorie „Piano/Tasteninstrumente“ mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet. Außerdem erhielt er den Preis für das Lebenswerk, was wenige Tage vorab schon bekannt gegeben wurde. Der Pionier des Free Jazz gilt als Legende in der deutschen Jazzszene und als Schlüsselfigur in einer Musik, welche die Freiheit verkörpert.

„Der Free Jazz ist meine Musik. Heute gibt es mehr Free Jazz auf der Welt, als je zuvor.“ Schlippenbach erklärte in seiner Ansprache, dass sich schon in den 1960 er Jahren „sehr eigenwillig durchgesetzt habe.“ Tradition war tabu, Jazz Ausdruck der Erneuerung, Limits fielen weg, und so konnte man auf eigene Weise die Dinge zum Ausdruck bringen. „Der Free Jazz spielt immer noch im Untergrund, wenn auch etabliert. Und es wäre gut, wenn mehr davon durch die Rundfunkanstalten aufgeführt würde“, sagte der Geehrte.

Das käme auch der jungen Generation der Jazzmusiker zupass, die politisch wie musikalisch eine Menge zu sagen hat. Gleich zwei der insgesamt 72 Nominierten — aus 1150 Einreichungen — in 22 Kategorien auszuwählen kommen aus Köln: Angelika Niescier (Holzblasinstrumente), Janning Trumann (Blechblasinstrumente),  der Bassist Petter Eldh erhielt den Preis in der Kategorie Saiteninstrumente und Taiko Saito beim Schlagzeug. Künstler des Jahres ist Bedik Giske. Als Festival des Jahres erhielt das Nürnberger „NueJazz Festival“ den Jazzpreis und das Moses Yoofee Trio wurde für den Live Act des Jahres ausgezeichnet, sowie das Immanuel Wilkins Quartet für den internationalen Live Act.

Preis für „8 Prinzessinnen“

Den Jazzpreis für die Komposition des Jahres erhielt Monika Roscher für „8 Prinzessinnen“. Als Moderatoren führten Hadnet Tesfai und Götz Bühler durch den Abend, Kulturstaatsministerin Claudia Roth sprach eine Grußbotschaft im Video: „Die Demokratie lernt viel vom Jazz.“

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