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Nomadin der KunstWolfgang-Hahn-Preis geht an Anna Boghiguian

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Die Künstlerin Anna Boghiguian erhält den Wolfgang-Hahn-Preis 2024.

Die Künstlerin Anna Boghiguian erhält den Wolfgang-Hahn-Preis 2024. 

Anna Boghiguian, ägyptisch-kanadische Künstlerin armenischer Herkunft, erhält den Wolfgang-Hahn-Preis für das Jahr 2024.

Es ist ein Wagnis, das die Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig bei der Vergabe des mit 100 000 Euro dotierten Wolfgang-Hahn-Preises 2024 eingeht. Deren Vorsitzende Mayen Beckmann spricht von „Carte blanche“, absoluter Handlungsfreiheit, die die 1946 in Kairo geborene Künstlerin Anna Boghiguian erhält, indem sie erst vor Ort in den Räumen des Museums ihr Werk erstellt.

Figurative Installationen

Dafür wird sie im November kommen und sich gut einen Monat mit der Geschichte des Hauses, seinen Werken, aber auch mit der Stadt befassen. „Sollte Sie ihrer Praxis folgend eine neue Arbeit für das Museum anfertigen, wäre das außerordentlich erfreulich und aufregend“, erklärt Museumsdirektor Yilmaz Dziewior.

Häufig arbeitet sie mit figurativen Installationen. Beckmann und Dziewior sind sich sicher, dass das Ergebnis, „gut in die Sammlung des Museums passen wird“. Womöglich trete sie in Dialog mit den Bildern Max Beckmanns oder Ernst-Ludwig Kirchners. Der Titel der Schau, die das Museum für Gegenwartskunst in Siegen ihr vor zwei Jahren widmete, lautete: „Manchmal trifft die Gegenwart unerwartet auf die Vergangenheit.“

Unprätentiöser Auftritt

Die Zeichnungen der ägyptisch-kanadischen Künstlerin armenischer Herkunft erzählen von der Welt, wie sie gerade ist. Boghiguian bezieht politisch wie auch poetisch Position. Durchweg unprätentiös im Auftreten, sind ihre Analysen gestochen scharf. Die studierte Politologin hat sich mit Hegel und Marx befasst, stellte unter anderem auf der documenta 13 in Kassel aus, erhielt 2015 für den armenischen Pavillon der Biennale in Venedig den Goldenen Löwen und erfuhr laut Dziewior in der Fachwelt die vergangenen fünf Jahre große Aufmerksamkeit.

Ein Aspekt, der ihr selbst offenbar nicht so wichtig zu sein scheint. Wie sie es immer schon getan habe, lebe sie wie eine Nomadin, erklärt Beckmann. Überall trage sie ihre Skizzenbücher mit sich. Darin hält sie flüchtige, vorübergehende Momente fest.