Kölner GeneralmusikdirektorWer folgt auf François-Xavier Roth?

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Das Gürzenich-Orchester in der Philharmonie

Das Gürzenich-Orchester in der Philharmonie.

Ende August 2025 endet der Vertrag des Kölner Generalmusikdirektors François-Xavier Roth. Er hat die Messlatte hochgelegt. Wer übernimmt das Ruder beim Gürzenich-Orchester und der Oper? 

François-Xavier Roth wird künftig das SWR-Symphonieorchester leiten und daher endet sein Vertrag als Kölner Generalmusikdirektor am 31. August 2025. Bei der Nachfolge müssen die Stadt, aber auch das Gürzenich-Orchester einiges in die Waagschale werfen, bevor sie entscheiden. Mit Blick auf das laufende Verfahren will sich die Verwaltung noch nicht äußern. Ziel sei es, noch in dieser Spielzeit eine Nachfolgelösung zu präsentieren, so eine Sprecherin.

Orchester gleicht Piratenschiff

Nicht erst die Pandemie löste den Kampf ums Publikum aus. Kulturschaffende, zumal in der Klassik, ringen schon länger um Aufmerksamkeit. Sir Simon Rattle versteht Symphonieorchester heute mehr als „Piratenschiffen“, denn als „Ozeandampfer“. Sie müssten sehr anpassungsfähig sein.

Was sollte ein neuer GMD für Köln also mitbringen? Die Messlatte dürfte Roth hochgelegt haben. Er ist international gefragt. Als Chefdirigent des Gürzenich-Orchesters setzt er mit sehr großem Repertoire Pflöcke. Der Charme des Franzosen ist gewinnend – er geht auch mit Laien des Bürgerorchesters- und Chors auf Tuchfühlung. Aus Musikerkreisen ist allerdings verschiedentlich zu hören, dass man sich stärkere Präsenz in der Stadt und beim Orchester gewünscht hätte. Ein paar Opern mehr hätte er ruhig selbst dirigieren können.

„Vertraglich eine angemessene Präsenzzeit zu regeln, ist bei der Wahl eines Chefdirigenten sehr wichtig“, sagt Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Musik- und Orchestervereinigung „unisono“. Das müsse sauber ausgehandelt werden. „Da hat Köln ja mit James Conlon so seine Erfahrungen gemacht. Das war ein Vertragsgau.“ Schrittweise hatte sich der Pultstar aus der Kölner Oper zurückgezogen. Es kam zur Machtprobe mit der Stadt.

Kein Standardrepertoire 

Die erste Hürde bei der Findung eines neuen Chefdirigenten oder einer Dirigentin ist nach Mertens’ Erfahrung der Umstand, ob die Verwaltung überhaupt klärt, was er oder sie für das Gürzenich-Orchester und die Oper in den Jahren 2025 bis 2030 leisten soll. „Also, ob es eine klare Zielvorstellung gibt, wohin die Reise geht und welche Persönlichkeit man sucht“, so Mertens. „Ich glaube, die Frage wird vorab zu selten gestellt. In der Regel sind die Protagonisten, die beim letzten Mal entschieden haben, schon längst nicht mehr politisch am Ruder.“

Der Kölner Dirigent Dirk Joeres hat ein Ohr für die Belange der Orchestermusiker. In seiner Westdeutschen Sinfonia Leverkusen sitzen Musiker aus Köln und ganz NRW: „Sie wollen nicht ausschließlich Standardrepertoire spielen, sie wünschen sich den Blick über den Tellerrand hinaus, gerade aus dem 19. und 20. Jahrhundert gibt es zahlreiche Werke, die einer Wiederentdeckung wert sind.“ Vielleicht sollten die Kölner nach Talenten im Verborgenen, also bei kleineren Orchestern suchen, sofern sie neue Ideen herüberbrächten.

Frauen als Chefdirigentinnen müssten laut Mertens weitaus stärker bedacht werden. „Die großen Agenturen wachen hier gerade auf.“ Und damit auch das Opernhaus gut bespielt wird – zumal nach dem Umzug an die sanierte Spielstätte am Offenbachplatz – gewinnt die GMD-Besetzung eine entscheidende Rolle. „Ideal wäre, wenn er oder sie aus der Korrepetition kommt, also mit den Sängern regelmäßig am Klavier ihren Part einstudiert.“ Das wäre für die Vorüberlegung des Rechtsträgers, der final entscheidet, ein wichtiger Aspekt.

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