Schon nach 55 Minuten kündigt Anne Marie Nicholson ihren größten Hit „Friends“ an, der 2018 wochenlang die Charts anführte. „Das ist mein letzter Song.“ Wer Platz zum Tanzen hat, den hält es nicht mehr still. Ein freundlicher Gruß an die Fans und dann ist sie weg. Grelles Licht geht an. Aber es gibt keine Enttäuschung im Publikum, niemand ist sauer. Viele Eltern holen ihre Kinder vom Palladium ab. Als Anne Marie um neun Uhr über die Bühne hüpft, ist Kreischalarm angesagt. Sie beginnt mit „Bad Girlfriend“ vom Debüt-Album „Speak Your Mind“ („Sag deine Meinung“): „Deine Mutter sagt, ich bin schrecklich faul, und deine Freunde sagen, ich bin verrückt. Ich mache Mist, den du nicht verzeihen kannst. Aber du musst dich daran gewöhnen.“ Vielleicht ist das die andere Seite von Marie. Im Konzert gibt sie sich ausgelassen, fröhlich, humorvoll – sie liebt ihre Fans. 4000 vorwiegend junge Mädchen meist unter 20 sind gekommen – „Ich liebe dich, euch!“, sagt sie auf Deutsch. Immer wieder lacht sie.

Der Gitarrist ist eher dezent, der Bass bohrt sich in den Magen, und der Schlagzeuger zerlegt seine Trommel. Aber Anne Marie dominiert die Show. Ihre Stimme, die sowohl kratzig als auch glockenhell sein kann, hat alles im Griff. Bei „Heavy“ legt sie sich soulig über tropisch angehauchte Synthesizerklänge. Die ersten Mädels tanzen. „Ich liebe jeden Teil meines Körpers, ich bin kein Supermodel“ singt sie rotzig. („Perfect To Me“): Neben den Fans werden – über Videoleinwände eingespielt – James Arthur, Shawn Mendes und Ed Sheeran (großer Kreischalarm im Publikum) gefragt: „Was ist für dich perfekt?“ Ihr Körper ist in eine weite Hose und eine noch weitere Jacke gehüllt, die sie zurückschlägt, um den Blick auf ihren schwarzen BH zu lenken.

Bei „Ciao Adios“ und „Alarm“ schickt sie die Männer in die Wüste. Sie ist selbstbewusst, ein Vorbild für ihre jungen Fans. Zum Ende ihrer Show muss sie eigentlich nicht mehr singen. Bei „Rockabye“, „2002“ und „Friends“ singen alle textsicher mit. Ein guter Abschluss.

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