Rundgang über Messe in KölnDas bietet die Art Cologne in diesem Jahr

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Köln: Die Plastik (untitled) von Isa Genzken steht auf dem Stand der Galerie König.

Köln: Die Plastik (untitled) von Isa Genzken steht auf dem Stand der Galerie König.

Die ersten Besucher fluteten am Donnerstag die Art Cologne, die mit Werken von der Klassischen Moderne bis hin zu atelierfrischen Bildern glänzt. Ein Überblick

„Dieses Bild habe ich schon einmal irgendwo gesehen“ hat Markus Hafer in Acrylfarbe mit Schablonen auf eine Leinwand gepinselt, die am Stand der Galerie Panarte zu sehen ist. Diesen Eindruck werden die meisten der zahlreichen Besucherinnen und Besucher vermutlich teilen, die ungeachtet des Bahnstreiks bereits am frühen Mittag die gestern eröffnete Art Cologne fluteten.

Das Gemälde von Pablo Picasso ´Le peintre et son modèle», hängt auf dem Stand der Galerie Bastian (3,75 Millionen Euro). Die Art Cologne ist die älteste Kunstmesse der Welt und gilt als größte deutsche Kunstmesse.

Das Gemälde von Pablo Picasso ´Le peintre et son modèle», hängt auf dem Stand der Galerie Bastian (3,75 Millionen Euro). Die Art Cologne ist die älteste Kunstmesse der Welt und gilt als größte deutsche Kunstmesse.

Bei der 56. Ausgabe der Kunstmesse ist Eile geboten, weil sie erstmals um einen Tag verkürzt ist. 170 Galerien aus 29 Ländern bieten auf zwei Hallenebenen ein üppiges Angebot von Klassischer Moderne und Nachkriegskunst bis zu atelierfrischen Werken.

Ausstellungsbesucher schauen sich das Computer generierte Bild ·Pulse· von Markus Self auf dem Stand der Galerie Baudach an.

Ausstellungsbesucher schauen sich das Computer generierte Bild ·Pulse· von Markus Self auf dem Stand der Galerie Baudach an.

Anlaufstelle für betuchte Kunstsammlerinnen und – sammler ist die Halle 11.1, wo die Galerie Bastian mit dem Picasso-Gemälde „Le peintre et son modèle“ für 3,75 Millionen Euro auftrumpft. Museales findet sich wie gewohnt auch bei der Galerie von Vertes, wo gleich eine ganze Parade von Gemälden von Alexej von Jawlensky zu sehen ist, an der man den Stilwechsel des Künstlers ablesen kann. In sattem Rot strahlt eines der „Infinity Nets“ von Yagoi Kusama, das für 2,4 Millionen Euro zu haben ist.

Doppelseitige Bemalung

Die Galerie Ludorff umgibt Alex Katz' Aluminium-Skulptur „The Cow“ (39.000 Euro) passenderweise mit Landschaftsgemälden von Christopher Lehmpfuhl. Ein Highlight am Stand des Düsseldorfers ist Max Pechsteins Gemälde „Keitelkähne“. Die Leinwand aus dem Jahr 1920 ist doppelseitig bemalt (980.000 Euro).

Ein starkes Teilnehmerfeld bilden in diesem Jahr österreichische Galerien: Bei Wienerroither & Kohlbacher locken bezaubernde Zeichnungen von Egon Schiele, Gustav Klimt und Alfred Kubin. Das Kontrastprogramm bietet die Galerie Konzett, deren Schwerpunkt auf dem Wiener Aktionismus liegt. Besonders stolz ist man auf eines der seltenen „Paßstücke“ von Franz West, das für 700.000 Euro angeboten wird.

Besonders farbenfroh geht es am Stand der Bielefelder Galerie Samuelis Baumgarte zu, wo die Französin Niki de Saint Phalle mit einer reich bestückten Sonderschau gewürdigt wird. Im Mittelpunkt steht ein Brunnen, in dem sich vier rundliche Nanas aalen, aus deren Mündern und Brüsten Wasser sprudelt (500.000 Euro).

Besucher der Kunstmesse betrachten die Installation (ohne Titel) aus Baumwolle von Klara Hosnedlova.

Besucher der Kunstmesse betrachten die Installation (ohne Titel) aus Baumwolle von Klara Hosnedlova.

Ein Überbleibsel aus der Sektion „Art und Objekt“ aus dem vergangenen Jahr ist der Juwelier Georg Hornemann, der sich den sehr eklektischen Stand mit dem Bildhauer Thomas Grünfeld teilt, der Tierfragmente zu hybriden Konstruktionen zusammenfügt. Dierking inszeniert einen Dialog zwischen antiken Artefakten aus Asien und afrikanischer Kunst mit den abstrakten Gemälden von Jef Verheyen. „Wir sind hier die letzten Mohikaner“, mokiert sich der Züricher, der außerdem Werke von Hanns Kunitzberger zeigt, die mit ihren feinen Farbverläufen eine meditative Wirkung ausüben.

Ein vom Computer gesteuerter Drucker zeichnet das Bild ·Raised by the Internet· von Arno Beck auf.

Ein vom Computer gesteuerter Drucker zeichnet das Bild ·Raised by the Internet· von Arno Beck auf.

Eine Etage höher feiert die Galerie Thaddaeus Ropac das 40-jährige Bestehen mit einer neuen Skulptur aus Mooreiche von Tony Cragg (450.000 Euro) und marktfrischen Gemälden von Martha Jungwirth und Daniel Richter. Seit vier Jahrzehnten ist auch die Galerie Eigen + Art im Geschäft, Karsten Greve und die Galerie Baronion bringen es auf 50 Jahre.

Johann König offeriert parallel zur Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie Berlin Werke von Isa Genzken, darunter auch eine „Nofretete“ (245.000), die mit Skulpturen der Ungarin Zsòfia Keresztes konfrontiert werden, die mit Glasmosaiksteinen arbeitet.

Die Installation ·Vorsicht, frisch gebohnert· von Rosemarie Trockel, steht auf dem Stand der Galerie Crone.

Die Installation ·Vorsicht, frisch gebohnert· von Rosemarie Trockel, steht auf dem Stand der Galerie Crone.

Die künstliche Intelligenz hat längst auch Einzug in die Kunst gehalten. Bei Philipp von Rosen sind Corinna Schnitts bemerkenswert ansehnliche KI-generierte Fotografien von Treppenhäusern zu sehen; bei der Galerie Jahn und Jahn ist es die Förderkünstlerin Gülbin Ünlü, die künstliche Intelligenz als ein Tool in einem komplexen Bildfindungsprozess verwendet.

Einen Beitrag zum Klimawandel liefert Klaus Fritze. Sein mächtiger „Kronleuchter“ aus Fichtentotholz, das er im Thüringer Wald, im Westerwald und im Bergischen Land gesammelt hat, ist der Hingucker schlechthin am Stand der Galerie Brigitte Schenk.

Die Skulptur ·Masks· von Tony Cragg, steht auf dem Stand der Galerie Ropac.

Die Skulptur ·Masks· von Tony Cragg, steht auf dem Stand der Galerie Ropac.

Ihr Debüt auf der Art Cologne gibt die südafrikanische Galerie Whatiftheworld. Deren Künstler Chris Soal hat mit schier unendlicher Geduld Tausende von Kronkorken zu gewundenen Schläuchen zusammengefügt und Zahnstocher zu blütenartigen Gebilden zusammengesteckt, denen man das Material auf den ersten Blick nicht ansieht.

Koelnmesse, Halle 11. bis 19.11., Fr/Sa 11–19 Uhr, So 11–18 Uhr.

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