Vergleich Ukraine – Hitler-DeutschlandMaischberger lädt AfD-Chef Chrupalla ein – und erntet heftige Kritik

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Viel Kritik gibt es am Auftritt von Tino Chrupalla (AfD-Fraktionsvorsitzender) bei Sandra Maischberger.

Viel Kritik gibt es am Auftritt von Tino Chrupalla (AfD-Fraktionsvorsitzender) bei Sandra Maischberger.

Sandra Maischberger ließ am Mittwochabend über Ampel-Koalition und den Krieg gegen die Ukraine diskutieren. Auch ein AfD-Vertreter war geladen.

Beim Talk von Sandra Maischberger ging es am Mittwochabend in der ARD um die (Nicht-)Zufriedenheit der Deutschen mit der Ampel-Koalition. Es wurde mal wieder über das heiß diskutierte Heizungsgesetz (GEG) gesprochen, aber auch über die deutsche Strategie im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Zu Gast waren unter anderem FDP-Fraktionschef Christian Dürr als Vertreter der Regierung und der AfD-Chef und Fraktionsvorsitzende Tino Chrupalla als Oppositionsvertreter.

Daneben waren Militärexpertin Claudia Major, „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, RTL-Journalistin Pinar Atalay und Verleger Wolfram Weimer im Studio bei „Maischberger“.

„Maischberger“: Tino Chrupalla verteidigt Nähe zu Russland

Chrupalla und Dürr wurden von der Moderation im Dreiergespräch interviewt. Es ging um die russische Aggression gegen die Ukraine und die angemessene Reaktion darauf. In der Vergangenheit war die AfD immer wieder durch Nähe zu Putin und Russland aufgefallen. Der Verfassungsschutz  sieht die AfD als einen wichtigen Akteur bei der Verbreitung russischer Propaganda in Deutschland.

Chrupalla sagte bei Maischberger zum Thema Gas, Russland gehöre zu Europa und man werde auch wieder mit Russland wirtschaftliche Kontakte knüpfen. Der AfD-Politiker meinte, man müssen den „Wirtschaftskrieg, den Habeck initiiert hat“, beenden. Die Sanktionen müssten aufhören. „Da werden Menschen ermordet in der Ukraine“, sagte Dürr einigermaßen fassungslos, die Forderung sei „unanständig“.

Tino Chrupalla zieht Parallele zwischen Ukraine und Hitler-Deutschland

Maischberger erinnerte Chrupalla an dessen viel kritisierten Besuch in der russischen Botschaft in Berlin zum „Tag des Sieges“. Bei Chrupalla verfing allerdings kein Argument, er zog seine aggressive Rhetorik durch. Der „Friedenskurs“ der AfD würde beim Wähler ankommen. Deutschland habe sich zu früh von Verhandlungen mit Russland verabschiedet. Die Waffenlieferungen hätten der Ukraine nicht geholfen, so Chrupalla.

Dann fragte Maischberger konkret, ob die Ukraine aus Sicht Chrupallas kapitulieren solle. Dieser wich zunächst aus, darum ginge es nicht. Eine „gesichtswahrende“ Lösung für beide Seiten sollte das Ziel, fand er. „Das ist absurd, das würde er wahrscheinlich auch für Deutschland empfehlen, wenn wir diese Bedrohung in der Realität hätten“, entgegnete Dürr. „Kapitulation kann es nicht sein“, sagte der FDP-Politiker – und wurde von Chrupalla unterbrochen: „Das haben wir 1945 auch gesagt!“, warf er ein.

Dürr und Maischberger froren kurz ein und konnten kaum glauben, was sie soeben gehört haben. Maischberger fragte nach, ob der AfD-Politiker tatsächlich gerade Hitler-Deutschland und die Wehrmacht mit der Ukraine verglichen habe.

Auch zum Thema Heizungsgesetz verbreitete Chrupalla Unwahrheiten und nahm das Vorhaben der Ampel unter Beschuss. So behauptete er, die Bürger würden gezwungen, neue Gasheizungen „rauszureißen“. Das GEG sei überflüssig, die „Grüne Ideologie“ würde „dem Familienvater“ die Altersvorsorge nehmen, und die FDP würde da mitmachen. Dürr konterte, Chrupalla habe in drei Minuten Punkte aufgezählt, die gar nicht Heizungsgesetz stehen würden. Dies zeige, dass die AfD mit einer „parallelen Realität“ den „Parlamentarismus lächerlich“ machen wolle. 

Fassungslosigkeit über Tino Chrupalla – Kritik an Maischberger

Giovanni di Lorenzo zeigte sich im späteren Gespräch fassungslos über den Auftritt von Tino Chrupalla und den Satz zur Kapitulation. Das wäre „ungeheuerlich“. „Dieser Satz erschüttert mich“, sagte der Journalist sichtlich bewegt. Von Maischberger wurde das Thema dann aber beendet.

In den sozialen Medien gab es zahlreiche Reaktionen nach der ARD-Sendung.

Tenor: Tino Chrupalla konnte quasi ungehindert seine populistische Agenda verbreiten. Maischberger sei es nicht gelungen, Chrupalla argumentativ zu entlarven. „Ekelhaft, pietätlos und unerträglich, wie ein AfD-Tino Chrupalla auch noch 1945 unterschwellig einbaut!“, schrieb ein anderer User.

Auch der Kölner Satiriker Jan Böhmerman zeigte sich entsetzt und twitterte von Chrupalla als „Nazi“.

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