Lehrerin gefeuertUS-Eltern bezeichnen Michelangelos David als Pornografie – Empörung in Italien

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Michelangelos David-Statue sorgt für Diskussionen.

Michelangelos David-Statue sorgt für Diskussionen.

Ein Bild der David-Statue hat eine Lehrerin in Florida den Job gekostet. Christliche Eltern hatten sich beschwert.

Der David von Michelangelo gehört zu den ikonischen Kunstwerken der Renaissance. Die nackte männliche Figur steht in Florenz im Zentrum dieser Kunstepoche in Italien. Die Statue ist in der Galleria dell’Accademia zusehen, neben den Uffizien eines der berühmtesten Museen der toskanischen Metropole. Ursprünglich war der David für den Platz vor dem Palazzo Vecchio vorgesehen. Seit 1910 steht dort eine Marmor-Kopie, das Original aus dem ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts wurde in den Schutz des Museums aufgenommen.

Nun könnte man meinen, dass die meisten Menschen in der westlichen Welt den David schon einmal auf Abbildungen gesehen haben oder zumindest eine Ahnung davon haben, dass es sich um ein berühmtes Kunstwerk handeln könnte. Nicht so allerdings Eltern im US-Bundesstaat Florida, die zumindest die Bedeutung eines solchen Meisterwerks anders einschätzten. 

An der Tallahassee Classical School in Leon County beschwerten sie sich über den Kunstunterricht, wie US-Medien berichten. Schülerinnen und Schülern der sechsten Klasse waren eine Abbildung des David gezeigt worden, woraufhin Eltern den Vorwurf der Pornografie erhoben und den Unterrichtstoff als nicht altersgerecht kritisierten. Sie hätten zumindest vorher informiert werden wollen.

Schulleiterin Hope Carrasquilla musste nach einer Krisensitzung daraufhin ihren Hut nehmen. Dies war offenbar nicht der alleinige Kündigungsgrund, spielte aber laut Carrasquilla eine Rolle an der von Evangelikalen geprägten Schule.

Michelangelos David als Pornografie? Empörung in Italien

Inzwischen erreichten die Berichte von den Vorgängen in Florida auch Italien. Sogar der Bürgermeister von Florenz meldete sich via Twitter zu Wort und unterstützte Carrasquilla. „Kunst mit Pornografie zu verwechseln ist einfach lächerlich“, twitterte Dario Nardella. Er werde die Lehrerin nach Florenz einladen, „um ihr im Namen der Stadt ihre Anerkennung auszusprechen. Kunst ist Zivilisation und wer sie lehrt, verdient Respekt.“

Bei der Direktorin der Galleria dell'Accademia, Cecilie Hollberg, überwog die Empörung. „Das ist absurd. Nacktheit ist nicht dasselbe wie Pornografie“, zitiert sie die italienische Tageszeitung „La Repubblica“. Die David-Statue sei das Symbol der Renaissance, das den Menschen in all seiner Makellosigkeit, wie er von Gott erschaffen wurde, in den Mittelpunkt stellt. Der David sei zudem eine religiöse Figur. „Um eine Assoziation mit Pornografie herzustellen, muss man eine verzerrte Vorstellungskraft haben“, zitiert die Zeitung die Historikerin sogar in der Überschrift.

Michelangelos Skulptur zeigt den biblischen David in dem Moment, in dem er mit der Steinschleuder den Kampf gegen den Riesen Goliath aufnehmen will. Es handelt sich also um ein christliches Motiv, welches vom wohl berühmtesten Künstler der Renaissance aufgegriffen wurde.  (cme, mit dpa)

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