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Neue AusstellungIn der Bundeskunsthalle in Bonn ist jetzt Farbe Programm

Lesezeit 3 Minuten
Vanitas in himmelblau

Hans Op de Beeck verarbeitet das Vanitas-Motiv in diesem himmelblauen Stillleben. 

Bonn – Wurde das Leben besser, als der damalige Vizekanzler Willy Brandt am 25. August 1967 mit dem Drücken des roten Knopfes die Ära des Farbfernsehens einläutete? Bunter wurde es auf jeden Fall. Aber mitunter beschleicht einen das Gefühl, dass die farbigen Geister, die wir riefen, ihr Eindringen in unsere Lebenswelt längst noch nicht abgeschlossen haben.

Diese Invasion begann lange vor dem Farbfernsehen und entwickelt sich parallel zu den immer neuen medialen Möglichkeiten. Eine Ausstellung zum Thema Farbe zu machen, ist angesichts der komplexen Thematik also alles andere als ein Selbstläufer. Mit „Farbe ist Programm“ ist die Bundeskunsthalle in Bonn jetzt dieses Wagnis eingegangen.

Farbe und ihre Funktionen

„Das Problem von Ausstellungen über Themen wie Farbe, Klang oder Licht ist, dass sie unglaublich belanglos sind“, sagt der britische Künstler Liam Gillick, der als Co-Kurator für die Ausstellungsarchitektur verantwortlich zeichnet. Die Gefahr, in einer gewaltigen Materialschlacht zu versinken, hat die Bundeskunsthalle jedoch mit ein paar Kniffen geschickt umschifft.

Da sind zunächst die acht Kuratorinnen des Hauses, die angesichts ihrer geballten Frauenpower die Arbeit unter sich aufgeteilt haben. Das Ergebnis ist ein begehbarer Essay mit etwas über 50 Werken. Und gerade die kuratorische Vielstimmigkeit, die Beschränkung in der Zahl der ausgestellten Werke und die bewusst offene Flanke nach weiteren inhaltlichen Seiten macht das Gelingen der Ausstellung aus. Zudem gibt es keinen geleiteten Rundgang. Der Besucher soll seinen eigenen Weg finden.

Meilenstein von Josef Albers zu sehen

Historisch setzt die Ausstellung mit den frühesten Farbfotografien und Farbfilmen an. Für die Farbe als gestalterisches Mittel im architektonischen Umfeld wurde die von Sophie Taeuber-Arp ab 1926 neugestaltete Foyer-Bar des Straßburger Vergnügungszentrums Aubette als Teilrekonstruktion aufgebaut.

Die Ausstellung

Bis zum 7. August ist „Farbe ist Programm“ in der Bundeskunsthalle Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4, zu sehen. Die Schau ist Di , Do bis So und feiertags von 10 – 19 Uhr und Mi von 10 – 21 Uhr geöffnet. Tickets für das Begleitprogramm mit Kunstworkshops, Führungen und Vorträgen sind unter www.bundeskunsthalle.de erhältlich. (EB)

In diesem begehbaren Kubus lässt sich die von der damaligen Avantgarde angestrebte Synergie zwischen Architektur, Kunst und Design erahnen. Zu den historischen Meilensteinen gehören auch zwei Werke aus der Serie „Hommage to the Square“ von 1962 und 1968, mit denen Josef Albers seine wahrnehmungspsychologischen Untersuchungen zur relativen Wirkung von Farbe voranbrachte.

Über die konsequente Reduktion oder gar Abwesenheit von Farbe lässt sich mit den Werken von Willem de Rooij und Hans Op de Beeck nachdenken. De Rooij erzählt mit einem prächtigen Bouquet weißer Blumen, die in einem abgedunkelten Raum stehen, von der Schönheit der Natur und von Individualität in der Gleichheit. Als Gegenpol dazu stellt Op de Beeck den Vanitas-Gedanken, also die Vergänglichkeit aller Dinge, in einem überdimensionalen monochromen Stillleben heraus.

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Nicht zuletzt sind in der Ausstellung einige Künstler zu sehen, die Farbe verwenden, um Machtverhältnisse, Manipulation und Wirtschaftsinteressen zu thematisieren. So untersuchte KP Brehmer in den 1970er Jahren das politische Spektrum in der Gesellschaft mittels unterschiedlicher Farben für einzelne Parteien und Weltanschauungen. Und Rozbeh Asmani zeigt, wie die Farben großer Marken Teil der Firmenidentität werden und sich in unser kollektives Gedächtnis brennen.

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