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Neue Intendanz für das Schauspiel KölnWut über das Verfahren

Lesezeit 2 Minuten
Petermann! Eine kölsche Paranoia
von Nina Gühlstorff und Ensemble
Schauspieler: Laurenz Leky
Inszenierung: Nina Gühlstorff
Livemusik: René Michaelsen, Christian Lang
Bühnenausstattung: Lena Hinz
Puppenbau: Antje Töpfer
Regieassistenz: Maren Flintrop

Theatermacher Laurenz Leky. 

Zur Diskussion um die Art und Weise, wie nach einer neuen Intendanz für das Kölner Schauspiel gesucht wird, äußert sich Laurenz Leky im Namen Leitungsteams des Theaters im Bauturm in einem öffentlichen Brief, den wir hier ungekürzt zeigen. 

Herrn Charles’ Aussage, es gebe in der deutschen Theaterlandschaft keine geeigneten Frauen und People of Colour, die als Kandidatinnen und Kandidaten für die Leitung des Kölner Schauspiels infrage kämen, ist so offensichtlicher Unsinn, dass es mich wütend macht und beschämt.

Es ist im Gegenteil so, dass in Deutschland nach wie vor jede Menge Kolleginnen und Kollegen unter dem Machtmissbrauch toxischer männlicher Intendanten leiden. Die Haltung von Charles ist genau die, die solche Verhältnisse bestätigt.

Darüber hinaus offenbart Charles’ Haltung eine solche Unkenntnis der deutschsprachigen wie der internationalen Theaterwelt, dass es bestürzend ist, die Verantwortung für die Neubesetzung der Kölner Intendanz in seinen Händen zu wissen.

Von Seiten Frau Rekers, die sich bereits bei der letzten versuchten Neubesetzung der Position blamiert hat, offenbart das Verfahren in seiner erneuten unzeitgemäßen Intransparenz zudem ihre Ignoranz gegenüber der schon damals vielfach geäußerten Kritik.

Egal, wer als Nachfolgerin oder Nachfolger von Stefan Bachmann präsentiert wird – die Person ist meines Erachtens durch die Gestaltung des Prozesses schon im Voraus diskreditiert, das Verfahren schon jetzt gescheitert. Wir sollten uns das als Stadtgesellschaft nicht mehr gefallen lassen.

Meine Solidarität gilt den Mitgliedern des Ensembles des Schauspiel Köln, das allabendlich seine physische und seelische Präsenz in den Dienst des gesellschaftlichen Wandels und des öffentlichen Diskurses stellt – und das dank einer Stadtverwaltung, die an dieser Stelle eben diesen gesellschaftlichen Wandel und die entsprechenden Diskurse ignoriert, einer ungewissen Zukunft entgegensieht.

Ich bin dafür, dass das Ensemble des Schauspiels jemanden wählt, der das Haus interimsmäßig leitet – und wir als Theatermacherinnen und Theatermacher Kölns laden gemeinsam Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt ein, sich in der Stadt als mögliche Nachfolgerinnen und Nachfolger zu präsentieren. Die Reisekosten könnte man von dem Geld für die Agentur bezahlen, die die Stadt offenbar bisher so schlecht beraten hat.

Reker und Charles könnten die Zeit nutzen, um die von den Kölner Künstlerinnen und Künstlern längst verhandelten Debatten endlich wahrzunehmen. Wessen Morgen ist der Morgen, wessen Welt ist die Welt?