Nach Querelen im letzten Jahr und trotz Kürzungen wartet das „Film Festival Cologne“ wieder mit einem umfangreichen Programm auf.
Vom 9. bis 16. OktoberDas sind die Highlights beim Film Festival Cologne

Der Zeichentrickfilm „Alles voller Monster“ wurde auch in NRW produziert.
Copyright: Film Festival Cologne
Martina Richter packt erneut den Stier bei den Hörnern. Im vergangenen Jahr hatte ein anonymer Brief von Mitarbeitenden am Tag vor der Programmpressekonferenz für große Unruhe gesorgt. In dem Schreiben wurden Vorwürfe gegen die Geschäftsführerin des „Film Festival Cologne“ erhoben, die von Machtmissbrauch bis Mobbing reichten sowie den nicht einwandfreien Umgang mit Fördergeldern.
„Ich habe allen Anschuldigungen vehement widersprochen und habe aber auch ebenso vehement eine Bereitschaft zum Gespräch signalisiert“, sagt Richter zum Auftakt der Pressekonferenz. „Ich habe dann nach dem Festival auch die Identität der Briefverfasser nachvollziehen können und habe sie um ein Gespräch gebeten. Leider habe ich keine Antwort bekommen.“ Man habe aber auch einen „Awareness“-Prozess mit professioneller Unterstützung durchlaufen, Stichworte dazu seien Transparenz, Offenheit und Respekt.
Neustrukturierung weiter offen
Seit einigen Jahren wird auch immer wieder über die Struktur des Festivals gesprochen. Zurzeit wird das Festival ausgerichtet von der Cologne Conference GmbH (so auch der frühere Name der Veranstaltung), deren Geschäftsführerin Martina Richter ist. Es gebe auch weiterhin Gespräch mit Stadt und Land, so Richter, bislang ohne konkrete Ergebnisse.
Womit sich Richter und ihr Team auch auseinandersetzen mussten, waren die Kürzungen vom Land, mit 450.000 Euro gab es 200.000 Euro weniger als zuletzt. Aber, so versichert Richter, das habe keinerlei Auswirkungen auf das Programm, man habe versucht, eher im strukturellen Bereich zu sparen, etwa indem man auf aufwendige Druckprodukte oder Anzeigen verzichte.
64 Filme und Serien aus 40 Ländern
Insgesamt habe man im Vorfeld 900 Programme aus 95 verschiedenen Ländern gesichtet. Zwischen dem 9. und 16. Oktober werden nun 64 Filme und Serien aus 40 Ländern in Köln gezeigt, darunter viele Beiträge, die zuvor schon auf anderen Festivals wie Cannes, Locarno, Sundance oder auch der Berlinale zu sehen waren. Acht Filme habe man akquirieren können, so Richter, die von ihren Ländern in die Vorrunde für den Auslands-Oscar geschickt würden. Die große Konstante: Das Programm gliedert sich einmal mehr in die bewährten Kategorien.
Best of Cinema Fiction
Gezeigt werden zum einen Filme von bekannten Regisseuren wie Paolo Sorrentino („Grace“), den Brüdern Jean-Pierre und Luc Dardenne („Jeunes Mères“), der US-Amerikanerin Kelly Reichardt („The Mastermind“ mit Josh O'Connor) oder Kleber Mendonça Filho („The Secret Agent“). Der Brasilianer ist ein Liebling des Programmteams. „Wir haben bisher alle seine Filme gezeigt“, erzählt Sonja Hofmann.
Best of Cinema Documentary
Einer der Höhepunkte ist sicherlich „2000 Metres to Adriivka“, ein Beitrag des ukrainischen Regisseurs Mstyslav Chernov, der für „20 Days in Mariupol“ einen Oscar gewann und mit diesem Film über Soldaten an der Front laut des Festivalteams erneut gute Chancen habe.

Blick auf den Vesuv in der Doku „Below The Clouds“.
Copyright: Film Festival Cologne
Die Bandbreite der Themen der anderen Dokus ist breit gefächert: von einer sibirischen Sekte („Sonnenstadt“) über einen niederländischen Nazi-Filmemacher („The Propagandist“) bis zum Vesuv („Below The Clouds“). Auch Werner Herzog ist vertreten: In „Ghost Elephants“ erzählt der Altmeister von der Suche nach einer sagenhaften Elefantenherde.
NRW-Wettbewerb
Hier sind zwölf Beiträge versammelt, die allesamt Chancen auf den mit 20.000 Euro dotierten Filmpreis NRW haben, darunter auch eine Reihe von internationalen Ko-Produktionen, an denen Firmen unter anderem aus Köln beteiligt sind.
Zum Beispiel an „Dead of Winter“, eine deutsch-finnische Produktion, die in Minnesota spielt und mit dem „Game of Thrones“-erprobten Regisseur Brian Kirk und Emma Thompson in der Hauptrolle internationales Kaliber hat.

Emma Thompson in „Dead of Winter“.
Copyright: Film Festival Cologne
26 Millionen Euro habe der Animationsfilm „Alles voller Monster“ gekostet, so Sonja Hofman, sicherlich einer der teuersten in NRW produzierten Filme, der sich in Sachen optische Umsetzung nicht hinter US-Produktionen verstecken muss.
Top TV
Hier gibt es wie immer einen Blick vornehmlich auf neue internationale Serien, diesmal unter anderem aus Belgien („Putain“), Norwegen („A Better Man“) oder dem Iran („At The End Of The Night“). Einmal wie immer: das Dilemma, dass immer nur zwei bis drei Folgen zu sehen sind.
Look
Traditionell die Sektion für experimentellere Herangehensweisen. So hat Alexandre Koberidze „Dry Leaf“ mit einem alten Sony-Ericsson-Handy gedreht, während der mittlerweile 92-jährige Alexander Kluge für „Primitive Diversity“ auf die Hilfe von künstlicher Intelligenz setzte. Für „The Chronology of Water“ hat Schauspielerin Kristin Stewart die Rollen gewechselt: Der Film ist ihre erste Regiearbeit.
Special Screenings
Ebenfalls eine Tradition des FFC: die Vorführung eines neuen Köln-„Tatort“. In „Die Schöpfung“ ermitteln Schenk und Ballauf in einer Mordserie während des Umzugs vom Staatenhaus zurück in die sanierte Oper am Offenbachplatz.
Komplettes Programm www.filmfestival.cologne