Die Geigerin Midori spielte mit dem WDR Sinfonieorchester Leonard Bernsteins Serenade nach Platons "Symposion".
Philharmonie-Konzert in KölnMidori betört mit Gesang der Geige

Die Geigerin Midori in der Kölner Philharmonie.
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Einfach mit „Freude an der Musik“ betitelte der Dirigent und Komponist Leonard Bernstein (1918–1990) eines seiner Bücher. Auch an der Philosophie hatte er Freude, davon zeugt seine Serenade nach Platons „Symposion“ für Violine, Streicher Harfe und Schlagzeug.
Dialog über die Liebe
Ein Dialog über die Liebe, den die Weltgeigerin Midori mit allem Facetten in der Philharmonie zusammen mit dem WDR Sinfonieorchester unter Leitung von Constantinos Carydis darbot. Wie kaum ein Instrument kommt die Geige der menschlichen Stimme nahe. Der Gesang, mit dem Midori im ersten Satz – benannt nach dem Fabeldichter Phaedrus — einsetzte, war ein unaufdringliches Lied, eine irgendwie vertraute Erzählung, schön und allgemeingültig.
Es kommen im Stück andere Personen der Antike hinzu, und bei einem Dichter wie Aristophanes, der mit dem „Wolkenkuckucksheim“ der Utopie und allem Traumwandlerischen ein Denkmal setzte, steigert sich im zweiten Satz das filigrane Klanggebilde noch.
Trompete am Pult der Geigen
Midori entführte mühelos in diese mitunter auch spröde Musik, die im Zusammentreffen mit Eryximachus, der den Diskurs über den Gott Eros anfeuert. Im dritten Satz gleicht das mitunter einem Perpetuum Mobile, dem die Solistin Leben einhauchte. Tragödiendichter Agathon ist der „Good Guy“, ein Aufblühen im vierten Satz, gefolgt vom Menschenkenner Sokrates. Die Musik kulminiert in expressiven Klangclustern, in denen Midoris hauchfeines bis hoch energiegeladenes Spiel noch einmal alle Möglichkeiten geigerscher Gestaltungskraft ausschöpfte. Fulminant.
Zum Auftakt des Konzerts gab es Gustav Mahlers sinfonischen Satz „Blumine“. Der sollte einmal Baustein für seine erste Sinfonie sein, doch Mahler verbannte 1896 das berührende Stück. Erst 70 Jahre später wurde es wieder entdeckt. Vertont ist darin das Versepos des „Trompeters von Säkkingen“. Mittig in den zweiten Geigen saß im WDR Sinfonieorchester die Trompete und hob den Schatz des Mahlerschen Frühwerks.
Trauergesang
Auch mit dem Trauergesang „Burial“ des früheren Dirigenten und Wegbegleiters Dimitri Mitropoulos (1896 – 1960) richtete das Orchester die Aufmerksamkeit auf Musik der frühen Moderne, die enorme Sogkraft entwickelte.
Zum Ende stand Dmitrij Schostakowitschs neunte Sinfonie auf dem Programm. Carydis zeigte, wie viele Varianten zwischen laut und leise es gibt. Ein Feuerwerk vitaler Musizierfreude.