Punkband Donots im Interview„Den Karren aus dem Dreck ziehen“

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Donots-Drummer Eike Herweg (r.) mit Alex Siedenbiedel (l.), Ingo Knollmann, Guido Knollmann und Jan-Dirk Pogemann.

Donots-Drummer Eike Herweg (r.) mit Alex Siedenbiedel (l.), Ingo Knollmann, Guido Knollmann und Jan-Dirk Pogemann.

Mit ihrem neuen Album „Heut ist ein guter Tag“ hat es die Punkband „Donots“ zum ersten Mal in 29 Jahren an die Chartspitze geschafft. Am 27. April ist das Quintett im Palladium zu hören. Mit Drummer Eike Herweg sprach Jörg Klemens.

Der kleine Eike und sein erstes Schlagzeug in einem Dorf bei Ibbenbüren: War das eine kuriose Erscheinung?

Tatsächlich spielte ich als einziger im Dorf Schlagzeug. Viele andere waren dort eher Mitglied im Karnevalsverein. Die spielten dann während den Umzügen auch Snaredrum für diese Art von Marschmusik, die man vom Karneval kennt. Aber so ein richtiges Drumset hatte im Dorf niemand. Um allerdings musikalischen Anschluss finden zu können, musste ich raus aus meinem Dorf und rein ins Jugendzentrum „Scheune“ in Ibbenbüren. Da konnte man dann auch andere Musiker treffen und eine Band gründen.

Und von der Schule dann direkt in die „Scheune“ hüpfen?

Dort gab es ein nettes Café für Jugendliche, und unten im Keller konnte man in Proberäumen Musik machen. Rückblickend muss ich sagen: Das war alles ganz schön perfekt. Ab einem gewissen Alter haben wir die meiste Zeit über in der Scheune verbracht und uns da unseren ersten kulturellen Schliff geholt.

Kam es in dort auch zum ersten Treffen mit den Knollmann-Brüdern?

In der "Scheune" nicht, nein. Guido habe ich das erste Mal 1995 auf einer der zahlreichen Vorabi-Partys, die es damals gab, getroffen. Auf denen wurde ganz schön viel getrunken, und zu späterer Stunde saß ich irgendwo in den Vorräumen der Toiletten. Irgendwann rüttelte Guido an mir und fragte mich, ob ich nicht Bock hätte, für die Donots Schlagzeug zu spielen. Die Band kannte ich damals schon. Die waren eine ziemliche Nummer in Ibbenbüren. Im Suff habe ich direkt zugesagt. Ein paar Wochen später haben wir uns zum ersten Mal zur Probe getroffen.

Wie war das?

Das Merkwürdige war, dass ich damals mit der Musikrichtung Punkrock nicht wirklich viel anfangen konnte. Ich selbst habe davor nur in klassischen Rock- oder Alternative-Bands gespielt. Und die waren um Einiges langsamer als der California-Punk der Donots. Da musste ich erstmal schlucken. Aber irgendwie habe ich das hinbekommen. Und wir verstanden uns auf Anhieb.

Ab wann wurde klar, dass aus den Donots wohl etwas Größeres entstehen könnte?

1998 hat uns der Zufall zum damaligen Kölner Bizarre-Festival gebracht. Das fand früher immer auf dem ehemaligen Flughafengelände des Butzweiler Hofs statt. Und da haben wir auf der Newcomer-Bühne der Musikzeitschrift Visions gespielt. Das war Zufall, weil wir eigentlich nur aufgrund einer ausgefallenen Band in das Lineup des Festivals reingerutscht sind. Den Newcomer-Preis haben wir gewonnen. Ich glaube aber, dass wir ihn bis heute nicht erhielten. Aber egal. Viel wichtiger war, dass ab da an Gun-Records mit uns zusammenarbeiten wollten. Und schließlich haben wir bei denen unseren ersten Plattenvertrag unterschrieben. Das war definitiv ein Richtungswechsel für uns, ohne, dass dabei wirklich viel Geld für uns herumkam. Im Gegenteil: Unser erstes Album „Better Days Not Included“ floppte total. Erst mit „Pocketrock“ kamen wir so langsam in die Spur. Ab da entschieden wir uns, es hauptberuflich mit der Band zu versuchen.

Und was hätte der Eike alternativ gemacht, wäre er nicht Rockstar geworden?

Kurz zuvor habe ich meine Ausbildung zum Ergotherapeuten abgeschlossen. Mit Menschen habe ich schon immer gerne gearbeitet. Gerade die Arbeit mit Kindern hat mir stets viel Spaß gemacht. Oder Menschen mit Behinderung zu unterstützen, das war mein Ding. Während des Studiums habe ich auch ein Praktikum in der Psychiatrie absolviert. Das war eine krasse Erfahrung für mich, aber gleichzeitig auch total erfüllend. Zu sehen, wie Menschen sich entwickeln können, hat mich interessiert, seit ich denken kann.

Kernaussage im neuen Album: „Heut ist ein guter Tag“.

Ja, die Aussage, sich über alles das freuen zu können, was schon klappt, kann man natürlich auch auf den Alltag anwenden. Die Figur des Ralph aus dem gleichnamigen Song des Albums steht für diesen Optimismus. Der Typ hat eigentlich mit seiner Bruchlandung auf der Erde die Arschkarte gezogen, aber am Ende steht er inmitten eines Maisfelds, drückt mit letzter Kraft einen Blumenstrauß nach oben und hält dadurch jedem einzelnen von uns den Spiegel vor: Lass dich nicht vom Pessimismus runterziehen. Versuche, den Karren selbst aus dem Dreck zu ziehen. Dann kann es ein guter Tag werden. Das ist unsere Botschaft. Aber das ist sie nur, weil wir die Momente des Zweifelns und Verzweifelns innerhalb der Band genau kennen.

Konzert im Palladium

1993 formierten sich die Donots durch Ingo und Guido Knollmann, Gesang und Gitarre, dem Bassisten Jan-Dirk Poggemann, Gitarrist Jens Grimstein und Schlagzeuger Jens Trippner. Donots steht für die selbstironische Philosophie der Band „nichts zu tun“ (don’ts, do nothing). 1995 übernahm Eike Herwig die Position am Schlagzeug. Ein Jahr später ersetzte Alexander Siedenbiedel den Gitarristen Jens Grimstein. Auf ihrer Konzerttour „Donots – Heut ist ein guter Tag“ spielt die Band am 27. April um 20 Uhr im Palladium.

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