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„Dieses Video ist widerwärtig“Wie ein Popstar und eine Schildkröte für Kinder sich Trump in den Weg stellen

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Popstar Sabrina Carpenter zeigt sich empört über das Weiße Haus. (Archivbild)

Popstar Sabrina Carpenter zeigt sich empört über das Weiße Haus. (Archivbild)

Das Weiße Haus nutzt einen Song von Sabrina Carpenter und bekommt eine Ansage des Popstars. Trumps „Kriegsminister“ hat ebenfalls Ärger. 

Wären Beiträge auf der Plattform X eine Umfrage, dann hätte dieses Duell kaum eindeutiger ausgehen können: Nachdem das Weiße Haus einen Song von Popstar Sabrina Carpenter in einem Video genutzt hat, in dem die Festnahme von Migranten gezeigt wird, hat sich Carpenter mit deutlichen Worten geäußert – und dafür riesigen Zuspruch geerntet.

Bis zum Mittwochnachmittag sammelte Carpenters Erwiderung mehr als eine Million Likes in dem sozialen Netzwerk. Der Beitrag des Weißen Hauses bekam deutlich weniger Zuspruch – lediglich rund 61.000 Nutzerinnen und Nutzer klickten dort bisher auf das Herz-Symbol. 

Sabrina Carpenter kontert Trumps „unmenschliche Agenda“

„Dieses Video ist böse und widerwärtig. Beziehen Sie mich oder meine Musik niemals in Ihre unmenschliche Agenda mit ein“, hatte Carpenter zuvor bei X das Video kommentiert, das auf dem Account des Weißen Hauses veröffentlicht worden war. „Hast du die schon mal probiert? Tschüss“, schrieb die US-Regierung derweil zu den Aufnahmen, auf denen zunächst Demonstranten sichtbar sind, die gegen die Einwanderungsbehörde ICE protestieren.

Kurz darauf ist zu sehen, wie Sicherheitskräfte einen Mann in Handfesseln legen und einen anderen zu Boden werfen. Dazu läuft in Schleife die Zeile „Have you ever tried this one?“ („Hast du die schon mal probiert?“) aus dem Carpenter-Song „Juno“. In dem Lied wird angedeutet, dass mit der Textstelle das Ausprobieren von Sexstellungen gemeint ist. 

Weißes Haus: „Wir entschuldigen uns nicht dafür“

Trotz der eindeutigen Reaktionen in dem sozialen Netzwerk ruderte das Weiße Haus nicht zurück. „Wir entschuldigen uns nicht dafür, dass wir gefährliche Kriminelle, illegale Mörder, Vergewaltiger und Pädophile aus unserem Land abschieben“, zitierten US-Medien eine Regierungssprecherin. „Jeder, der diese kranken Monster verteidigt, muss dumm sein“, hieß es weiter in Carpenters Richtung. 

Carpenter gilt als Freundin von Superstar Taylor Swift, die im Präsidentschaftswahlkampf die Demokratin Kamala Harris unterstützt hatte und dafür von Trump angegriffen wurde. Mit ihren deutlichen Worten zur Politik der US-Regierung reiht sich die Sängerin nun in eine längere Liste von prominenten Künstlern ein, die der Nutzung ihrer Musik durch die Trump-Regierung eine Absage erteilt haben. Dazu zählen etwa ABBA, Bruce Springsteen, die Rolling Stones, Adele, Céline Dion, Beyoncé, R.E.M., die White Stripes, Neil Young und Rihanna.

„Kriegsminister“ Pete Hegseth nutzt beliebte Kinderfigur

Auch die US-Sängerin Olivia Rodrigo hatte sich kürzlich mit deutlichen Worten gegen Trump positioniert und die US-Regierung davor gewarnt, ihre Lieder jemals für die „Verbreitung eurer rassistischen, hasserfüllten Propaganda zu verwenden“, nachdem ein US-Ministerium ihren Song „All-American Bitch“ als Soundtrack für ein Video über Abschiebungen genutzt hatte. 

Gegenwind aus dem Kulturbetrieb gibt es derweil zuletzt auch für den amerikanischen Verteidigungsminister Pete Hegseth, der wegen Berichten über einen mutmaßlich illegalen Befehl bei den US-Militäroperationen vor Venezuela in Bedrängnis geraten ist. Hegseth, der auf Trumps Wunsch mittlerweile als „Kriegsminister“ firmiert, hatte die Anschuldigungen daraufhin am Montag auf der Plattform X mit einem KI-generierten Bild im Stile der in Nordamerika beliebten Buchreihe über „Franklin die Schildkröte“ gekontert.

„Franklin nimmt Narco-Terroristen ins Visier“

Die Kinderfigur erinnert konzeptuell an die in Deutschland bekannte „Conni“-Reihe. Auf Hegseths manipuliertem Bild war „Franklin“ nun dabei zu sehen, wie er aus einem Helikopter mit einer Bazooka auf Boote von Drogenschmugglern schießt. „Franklin nimmt Narco-Terroristen ins Visier“ war zudem auf dem KI-Buchcover zu lesen. „Für eure Weihnachtswunschliste …“, schrieb Hegseth süffisant dazu.

Die Nutzung der beliebten Kinderfigur zur Rechtfertigung der US-Angriffe auf mutmaßliche Drogenschmuggler vor Venezuela, bei denen seit September mehr als 80 Menschen getötet wurden, hatte wie auch bei Carpenter eine deutliche Reaktion vom „Franklin“-Verlag Kids Can Press zur Folge.

Verlag: KI-Bild von Franklin widerspricht Werten der Kinderfigur

„Wir verurteilen jede herabwürdigende, gewalttätige oder unbefugte Verwendung von Franklins Namen oder Bild entschieden“, schrieb der Verlag auf X. „Franklin die Schildkröte ist eine beliebte kanadische Ikone, die Generationen von Kindern inspiriert hat und für Freundlichkeit, Empathie und Inklusivität steht“, hieß es weiter. Die von Hegseth gewählte gewalttätige Darstellung der Kinderfigur stehe „in direktem Widerspruch zu diesen Werten“, stellte der Verlag klar.

Auch in diesem Fall reagierte die US-Regierung jedoch uneinsichtig. „Wir bezweifeln, dass Franklin die Schildkröte Drogenkartelle einbeziehen oder die Freundlichkeit und Empathie von Drogenterroristen loben möchte“, erklärte ein Pentagon-Sprecher.

Die Reaktion der Nutzerinnen und Nutzer auf der Plattform X fiel in diesem Fall derweil nicht so eindeutig aus wie bei Carpenters Konter. Während der Verlag für seine Stellungnahme etwas mehr als 100.000 Likes bekam, drückten fast 180.000 Accounts ihre Zustimmung für Hegseths Post aus. (mit dpa)