Köln – „Arielle, die Meerjungfrau“ gehört zweifelsfrei zu den bekanntesten Disney-Filmen. Dass der Zeichentrick-Branchenführer an einem Remake des beliebten Kinderfilms arbeitet, ist bereits seit Jahren bekannt. Dennoch gibt es nun, wie schon nach Bekanntgabe der Besetzung im Jahr 2019, Wirbel um den Kinderfilm.

Der Grund: Beim Fan-Event „D23“ präsentierte Disney einen frischen Trailer zum neuen Kinofilm, der dieses Mal nicht als Zeichentrick-Film, sondern als Live-Action-Adaption umgesetzt wird – also mit realen Schauspielerinnen und Schauspielern.

Im Trailer ist somit auch die Schwarze Hauptdarstellerin Halle Bailey in ihrer neuen Rolle zu sehen. Das sorgte, wie auch bereits im Jahr 2019, für viel rassistische Hetze im Netz. Dass die Fabelfigur von einer Schwarzen Frau gemimt wird, können manche Menschen offenbar nicht mit ihrem Bild von „Arielle“ in Einklang bringen.

Arielle-Trailer: Erst rassistische Hetze, dann Candystorm

Die rassistischen Äußerungen, die sich unter dem Hashtag #AriellsNotBlack auf verschiedenen sozialen Netzwerken finden, werden nun jedoch von einem so genannten „Candystorm“, also großem öffentlichen Zuspruch, in den Hintergrund gedrängt. Vor allem auf Tiktok finden sich mittlerweile zahlreiche Videos aus Kinderzimmern auf der ganzen Welt, in denen die begeisterten Reaktionen auf den Film-Trailer festgehalten werden.

Für Schwarze Kinder ist es keine Selbstverständlichkeit, dass sie in großen Filmen mit einer Hauptrolle repräsentiert werden. Das merkt man den ihren Reaktionen auch an. „Sie ist Schwarz?“, fragt da ein Mädchen ungläubig in einem der Videos und lässt ein freudiges „Yay!“ folgen. Das nächste Mädchen schaut den Trailer erst gebannt zu Ende, wirft sich dann auf den Teppich und verkündet: „Sie ist braun, so wie ich!“

„Aber Pierre Brice als Winnetou geht klar...“

Ob es sich bei den vielen Aufnahmen, die im Zuge des „Candystorms“ nun im Internet landen, ausschließlich um spontane und authentische Reaktionen handelt, lässt sich nicht zweifelsfrei sagen. Die Botschaft aber wird klar.

„Wenn Disney ‚Konsequenzen‘ angedroht werden, weil Arielle POC ist, weißt du eben auch, dass Rassismus aktueller denn je ist“, kommentiert dementsprechend auch eine erwachsene Twitter-Nutzerin. Die Abkürzung „POC“ steht für „People of Color“. Ein anderer Twitter-Nutzer führt die Debatte mit einer in Deutschland jüngst erst geführten Kontroverse zusammen und wendet ein: „Arielle darf also scheinbar nicht POC besetzt werden, aber Pierre Brice als Winnetou geht klar … So so.“

„Mal Realtalk jetzt: Ich hab gestern 1,5h geweint, weil Arielle Schwarz ist. Wenn du weiß bist und ein „seltsames“ Gefühl mit der Schwarzen Arielle hast: Sag einfach nichts. Das hier ist nicht für dich. Das ist für uns“, erklärt unterdessen eine weitere Twitter-Nutzerin. 

Alte Arielle lobt neue Arielle: „Ich bin so stolz auf dich“

Andere nutzen derweil die Gelegenheit, um auf andere Inhalte hinzuweisen, die sie an Arielle als problematisch empfinden. „Bevor wir über die Hautfarbe von Arielle diskutieren, können wir uns mal darüber unterhalten, dass die Frau ihre Stimme opfert, um Beine zu bekommen und damit einem Mann zu gefallen?“, schreibt eine Twitter-Nutzerin und zielt damit offenbar auf veraltete Rollenbilder ab, die in der Geschichte weitergetragen werden.

Zuspruch für Halle Bailey in ihrer Rolle als „Arielle“ gab es unterdessen auch von Jodi Benson. Die Synchronsprecherin, die „Arielle“ im populären Zeichentrickfilm ihre Stimme lieh, lobte ihre Nachfolgerin in höchsten Tönen.

„Du warst absolut fantastisch! Ich bin so stolz auf dich und deine wunderbare Performance als Arielle“, schrieb Benson bei Instagram an Bailey. Auch auf die vielen Reaktionsvideos von Schwarzen Kindern im Netz reagierte die „Arielle“-Sprecherin. „Wunderschön“, schrieb Benson und fügte in Baileys Richtung an: „Schau nur, wie viele Leben du beeinflusst!“ 

Ein bisschen Geduld brauchen die jungen und älteren Fans der Disney-Figur allerdings noch: „Arielle, die Meerjungfrau“ soll erst im Mai 2023 in den Kinos starten.