Die tragischste Liebesgeschichte der Welt kommt als Musical nach Köln. Die Songs der Show sind aus der Feder des Rosenstolz-Kreativ-Duos Peter Plate und Ulf Leo Sommer.
Sommerfestival 2026„Romeo & Julia“ kommt als Musical im Rosenstolz-Sound nach Köln

PETER PLATE UND ULF SOMMER OK ROMEO JULIA MUSICAL PK
Copyright: Meike Böschemeyer
Darf man das mit Shakespeare? Diese Frage wird vermutlich bei jeder Inszenierung, die sich dem Werk des bedeutendsten Dichter der englischen Literatur widmet, gestellt. Peter Plate und Ulf Leo Sommer, Kreativduo der Band Rosenstolz, hatten dazu gestern bei der Vorstellung ihres „Romeo & Julia“-Musicals, das im kommenden August im Rahmen des Kölner Sommerfestivals in der Philharmonie Köln-Premiere feiert, eine simple und irgendwie entwaffnende Antwort: „Shakespeare ist Pop!“ Selbst im Mutterland des Dichters gelte die Devise: „Bei Shakespeare dürft ihr alles so interpretieren, wie ihr es fühlt.“
Mitsingen bei „Liebe ist alles“
Dann also: Romeo und Julia im Rosenstolz-Sound – und auch das macht bei der berühmtesten tragischen Liebesgeschichte der Weltliteratur irgendwie Sinn. „Liebe ist alles“ – der größte Hit der Band, dem die unvergessene, im März gestorbene Rosenstolz-Sängerin Anna R. ihre Stimme gab, liefert den Untertitel und Hit fürs Musical und garantiert die unvermeidliche Mitsingquote.
Doch in der Show, für die fast alle Stücke eigens komponiert wurden, geht es nicht nur um die Tragik der Liebe. Es sei auch „modern, frivol und lustig“, so die Produzenten. „Jede Figur hat ihre eigene Temperatur“, schwärmt Plate. Zu sehen und zu hören bei der Amme, die keck und in operettenhafter Opulenz den Song „Hormone“ rausschmettert. Sie ist im Shakespeare-Drama die gute Seele und Vermittlerin zwischen dem jungen Liebespaar und sei mit ihrem Sopran so etwas wie der heimliche Star, deshalb „mussten wir ihre Rolle etwas ausbauen“, so die beiden Produzenten. Auch der Todesengel hat einen herausgehobenen Platz und eine ungewöhnliche Klangfarbe – als Countertenor. Plate räumt schmunzelnd ein, bei der Intonation habe man gnadenlos beim berühmten Countertenor Klaus Nomi geklaut.
Romeo und Julia sind hingegen – mal alleine, mal mit Ensemble, mal im Duett – für die Popsongs und gefühlvollen Balladen zuständig. Die dürfen, der Story entsprechend auch herzzerreißend sein, wie beispielsweise das Stück „Dann fall ich“, das freiwillig-unfreiwillig beim Titel an den berühmtesten Balkon der Literatur – in Verona – erinnert.
Am Ende sind beide Liebenden tot
Das Besondere der Inszenierung ist trotz aller Pop-Art dennoch die Verbindung zum Original, beziehungsweise zum Originaltext. Das gesprochene Wort kommt nicht modern daher. Es ist, wenn auch stark gekürzt, die historische Schlegel-Übersetzung. Dieses Wechselspiel aus Popsongs, Arien, Tanz und Theatralik und eben dem Originaltext (auf Deutsch) liefert den Boden für die temporeiche, engagierte und emotionale Story, die jeder kennt – zumindest so weit: Am Ende sind beide Liebenden tot. Das Musical, das im Berliner Theater des Westens 2023 Weltpremiere feierte und das dort inzwischen rund 400.000 Menschen gesehen haben, sei durchaus eines, bei dem Tränen fließen, sagt Plate.
Shakespeare sei zudem für alle Generationen geeignet. In Berlin habe es eine Zusammenarbeit mit dem Senat gegeben, woraufhin Schulklassen das Stück sehen konnten. Von Unverständnis oder Unruhe keine Spur, so Plate: „Es war mucksmäuschenstill.“
Dass es noch fast ein Jahr dauert, bis Romeo & Julia in Köln zu sehen sind, habe mit dem Aufwand zu tun, den eine Show auf Tour verursache, so die Verantwortlichen von ATG Entertainment aus Köln. Es gilt, die Effekte aus Licht- und Bühnendesign, gestaltet von renommierten internationalen Künstlern, die Choreografien und Live-Musik am jeweiligen Spielort nahe ans Original zu bringen. Dabei spielt die Crew auch noch charmant die Köln-Karte: „Köln-Konzerte waren für Rosenstolz immer etwas Besonderes“, erinnert sich Plate. „Wir sind froh, dass es mit so einer netten Stadt startet.“
Romeo & Julia – Liebe ist alles, 12. bis 23. August 2026, Kölner Sommerfestival Philharmonie Köln www. atgentertainment.de