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Spannende Dokumentarfilme in KölnEine junge Köchin sucht das Gourmet-Glück

Lesezeit 3 Minuten
She Chef Agnes Karrasch

Jungköchin Agnes Karrasch beherzt bei der Arbeit.

Das Festival „Stranger Than Fiction“ zeigt bis zum 5. Februar in Köln eine Auswahl interessanter Dokumentarfilme. 

Ein Dokumentarfilm steht und fällt nicht zuletzt mit der Qualität seiner Protagonisten. Da kann das Thema noch so interessant sein, man muss dem- oder derjenigen, die es transportieren soll, zuschauen wollen, im allerbesten Fall sogar nicht genug kriegen wollen. Agnes Karrasch ist so ein Fall. In „She Chef“ begleiten Melanie Liebheit und Gereon Wetzel die junge Köchin bei Praktika in der Sternegastronomie; der Film ist jetzt im Rahmen des Dokumentarfilmfestival „Stranger Than Fiction“ zu sehen, das bis zum 5. Februar läuft.

Agnes Karraschs Reise beginnt im Bensberger Restaurant „Vendôme“, führt sie nach Barcelona ins „Disfrutar“. Bei der letzten Station wird sie sogar etwas sesshaft: auf den Färöerinseln, wo es mit dem „Koks“ ein Zwei-Sterne-Lokal mitten in der Einöde gibt – das, wenn das Wasser an der Küste zu hoch steht, auch mal gar nicht zu erreichen ist.

Glück auf den Faröerinseln

Natürlich geht es auch um solche Themen wie Männerdominanz im Kochgewerbe oder den Verzicht auf Privatleben, wenn man sich diesem gehobenen Gourmet-Segment verschreibt. Karraschs ruhige, besonnene, ja fast stoische Art verhilf ihr zu einem Schutzschild – gegen Machismo, mag er noch so spielerisch daherkommen, oder die Hektik, wenn der Laden richtig brummt.

Man muss dazu sagen, dass dem Regieduo sicherlich auch der Zufall in die Hand gespielt hat: Nach dem eleganten, Einstieg im „Vendôme“, das in seiner Überkandideltheit viele Klischees bestätigt, setzen Pandemie und Lockdown im hippen „Disfrutar“ noch einmal eigene Akzente.

Die Zeit im „Koks“ erscheint dann fast wie ein Ankommen im Garten Eden: Hier wird bodenständig auf allerhöchstem Niveau gekocht, Zutaten werden zum Teil eigenhändig am Strand oder im Wald gesammelt. Und die Küchentruppen empfängt Karrasch mit offenen Armen. Einer der Kollegen öffnet seine Arme sogar so weit, dass Agnes Karrasch nicht mehr nur das Kochen liebt (30.1., 18.30 Uhr, Filmhaus).

Polnische Pfandleiher

Am anderen Ende der sozialen Leiter bewegt sich „The Pawnshop“: Die Besitzer einer Pfandleihe, die am ärmlichen Rand einer polnischen Stadt angesiedelt ist, versuchen mit allen Mitteln ihren Ramschladen am Laufen zu halten. Ihre Aktionen und vor allem ihre Interaktionen verfolgt man wie einen sich ankündigenden Unfall: Man weiß, es wird nicht gut ausgehen, der Totalschaden wird aber auch nicht zu verhindern sein (5.2., 19 Uhr, Filmhaus).

Seenotretter vor Gericht

„Nicht Neues“ heißt es Tag für Tag für die Besatzung des Seenotretters „Mission Lifeline“, der seit Monaten im Hafen von Malta festsitzt. Zuvor hatte man Flüchtlinge aus dem Mittelmeer vor dem Ertrinken bewahrt. Nun hält die Crew das Boot in Schuss, während Kapitän Claus-Peter Reisch auf einen Prozess wartet: Ihm wird vorgeworfen, das Schiff gesteuert zu haben, obwohl es nicht rechtmäßig registriert sei. Warten, nichts als Warten steht für die engagierte Truppe an – während immer wieder via Ticker Meldungen einlaufen, dass Menschen gerade vor der Küste Libyens oder mitten im Mittelmeer auf einem Boot in Not geraten sind. Eine subtile Anklage von Filmemacher Lennart Hüper gegen die Regierungen, die Retter von ihrer Arbeit abhalten (1.2., 18 Uhr, Filmhaus).

Minenräumer aus Simbabwe

Während des Falkland-Krieges wurden von den Argentiniern 25 000 Landminen auf den Inseln versteckt, seit elf Jahren sind es Simbabwer, die sie entsorgen. Michael Urs Reber erzählt in „Deminers“ von der gefährlichen Arbeit, die die Männer vor allem deshalb annehmen, weil sie nur so ihre Familien in der Heimat unterstützen können (2.2., 18 Uhr, Filmhaus). strangerthanfiction-nrw.de

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